(S. Giacomo degli Spagnuoli, 3. Cap. 1., grosse Kreuzabnahme, wiea von einem in Italien geschulten Niederländer; Anderes im Museum.)b -- In denselben Styl lenkte später auch Antonio Amato (S. 845, g) ein. Madonna mit Engeln, im Museum.c
Eine ganz andere Tendenz brachte Polidoro da Caravaggio nach Neapel (und Sicilien). Er ist noch der Schüler Rafaels in den oben (S. 293, b) genannten Fassadenmalereien, vielleicht auch in den mir nicht bekannten an dem Gartenhause des Pal. del Bufalo. (Vomd Niobe-Fries eine Handzeichnung im Pal. Corsini; drei Bilder grau ine grau sollen sich noch im Pal. Barberini befinden.) Später schlägt er in den grellsten Naturalismus um, dessen merkwürdiges Hauptdenkmal die grosse Kreuztragung im Museum von Neapel ist. Hier zuerstf wird das Gemeine als wesentliche Bedingung der Energie postulirt. Seine kleinern Bilder in derselben Sammlung sind zum Theil aus der- selben Art und aus einem unächten Classicismus gemischt. -- Ein Schüler Polidoro's, Marco Cardisco (im Museum: der Kampfg S. Augustins mit den Ketzern) hat mehr das Ansehen eines entarteten Schülers von Rafael selbst. -- Ein Schüler dieses Cardisco, nämlich Pietro Negroni (1506--1569), entwickelt in dem einzigen mir be- kannten Bilde, einer grossen auf Wolken schwebenden Madonna mith Engeln (Museum) eine wahrhaft befremdliche Schönheit und Gross- artigkeit; man glaubt die denkbar höchste Inspiration eines Giulio Romano vor sich zu sehen. -- Andere Meister, wie Criscuolo, Ro- derigo Siciliano, Curia etc. sind meist wenig geniessbar (Museum).
Mehrere Schüler des Francesco Francia in Bologna traten in der Folge in Rafaels Schule über oder geriethen doch unter den bestimmenden Einfluss seiner Werke.
Die frühern Gemälde des Timoteo della Vite (1470--1523) befinden sich meist in seiner Vaterstadt Urbino und der Umgegend;i einzelne spätere in der Brera zu Mailand (schöne Verkündigung Mariäk mit Heiligen etc.) und in der Pinac. zu Bologna (S. Magdalena betendl vor ihrer Höhle stehend, eine räthselhaft anziehende Gestalt). Als
Andrea Sabbatini. Polidoro und die Neapolitaner.
(S. Giacomo degli Spagnuoli, 3. Cap. 1., grosse Kreuzabnahme, wiea von einem in Italien geschulten Niederländer; Anderes im Museum.)b — In denselben Styl lenkte später auch Antonio Amato (S. 845, g) ein. Madonna mit Engeln, im Museum.c
Eine ganz andere Tendenz brachte Polidoro da Caravaggio nach Neapel (und Sicilien). Er ist noch der Schüler Rafaels in den oben (S. 293, b) genannten Fassadenmalereien, vielleicht auch in den mir nicht bekannten an dem Gartenhause des Pal. del Bufalo. (Vomd Niobe-Fries eine Handzeichnung im Pal. Corsini; drei Bilder grau ine grau sollen sich noch im Pal. Barberini befinden.) Später schlägt er in den grellsten Naturalismus um, dessen merkwürdiges Hauptdenkmal die grosse Kreuztragung im Museum von Neapel ist. Hier zuerstf wird das Gemeine als wesentliche Bedingung der Energie postulirt. Seine kleinern Bilder in derselben Sammlung sind zum Theil aus der- selben Art und aus einem unächten Classicismus gemischt. — Ein Schüler Polidoro’s, Marco Cardisco (im Museum: der Kampfg S. Augustins mit den Ketzern) hat mehr das Ansehen eines entarteten Schülers von Rafael selbst. — Ein Schüler dieses Cardisco, nämlich Pietro Negroni (1506—1569), entwickelt in dem einzigen mir be- kannten Bilde, einer grossen auf Wolken schwebenden Madonna mith Engeln (Museum) eine wahrhaft befremdliche Schönheit und Gross- artigkeit; man glaubt die denkbar höchste Inspiration eines Giulio Romano vor sich zu sehen. — Andere Meister, wie Criscuolo, Ro- derigo Siciliano, Curia etc. sind meist wenig geniessbar (Museum).
Mehrere Schüler des Francesco Francia in Bologna traten in der Folge in Rafaels Schule über oder geriethen doch unter den bestimmenden Einfluss seiner Werke.
Die frühern Gemälde des Timoteo della Vite (1470—1523) befinden sich meist in seiner Vaterstadt Urbino und der Umgegend;i einzelne spätere in der Brera zu Mailand (schöne Verkündigung Mariäk mit Heiligen etc.) und in der Pinac. zu Bologna (S. Magdalena betendl vor ihrer Höhle stehend, eine räthselhaft anziehende Gestalt). Als
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Andrea Sabbatini. Polidoro und die Neapolitaner.
(S. Giacomo degli Spagnuoli, 3. Cap. 1., grosse Kreuzabnahme, wie
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— In denselben Styl lenkte später auch Antonio Amato (S. 845, g)
ein. Madonna mit Engeln, im Museum.
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Eine ganz andere Tendenz brachte Polidoro da Caravaggio
nach Neapel (und Sicilien). Er ist noch der Schüler Rafaels in den
oben (S. 293, b) genannten Fassadenmalereien, vielleicht auch in den
mir nicht bekannten an dem Gartenhause des Pal. del Bufalo. (Vom
Niobe-Fries eine Handzeichnung im Pal. Corsini; drei Bilder grau in
grau sollen sich noch im Pal. Barberini befinden.) Später schlägt er
in den grellsten Naturalismus um, dessen merkwürdiges Hauptdenkmal
die grosse Kreuztragung im Museum von Neapel ist. Hier zuerst
wird das Gemeine als wesentliche Bedingung der Energie postulirt.
Seine kleinern Bilder in derselben Sammlung sind zum Theil aus der-
selben Art und aus einem unächten Classicismus gemischt. — Ein
Schüler Polidoro’s, Marco Cardisco (im Museum: der Kampf
S. Augustins mit den Ketzern) hat mehr das Ansehen eines entarteten
Schülers von Rafael selbst. — Ein Schüler dieses Cardisco, nämlich
Pietro Negroni (1506—1569), entwickelt in dem einzigen mir be-
kannten Bilde, einer grossen auf Wolken schwebenden Madonna mit
Engeln (Museum) eine wahrhaft befremdliche Schönheit und Gross-
artigkeit; man glaubt die denkbar höchste Inspiration eines Giulio
Romano vor sich zu sehen. — Andere Meister, wie Criscuolo, Ro-
derigo Siciliano, Curia etc. sind meist wenig geniessbar (Museum).
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Mehrere Schüler des Francesco Francia in Bologna traten
in der Folge in Rafaels Schule über oder geriethen doch unter den
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Die frühern Gemälde des Timoteo della Vite (1470—1523)
befinden sich meist in seiner Vaterstadt Urbino und der Umgegend;
einzelne spätere in der Brera zu Mailand (schöne Verkündigung Mariä
mit Heiligen etc.) und in der Pinac. zu Bologna (S. Magdalena betend
vor ihrer Höhle stehend, eine räthselhaft anziehende Gestalt). Als
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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 939. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/961>, abgerufen am 18.12.2024.
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