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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855.

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Malerei des XV. Jahrhunderts. Bologna.
kommensten Gestalten des XV. Jahrh. -- Andere bedeutende Bilder:
aDie thronende Madonna mit Heiligen in S. Martino (erste Cap. links),
wobei die Landschaft ganz nach ferraresischer (und zwar nach Cos-
ta's) Art angebracht und behandelt ist. -- Das Altarbild in der grossen
bCap. links in SS. Vitale ed Agricola, köstliche musicirende und schwe-
bende Engel um ein altes Madonnenbild; (die Fresken rechts von
Giacomo Francia, links von Bagnacavallo, aus beträchtlich späterer
Zeit, doch besonders die Visitation des Letztern noch fast ganz schlicht
und gut; in der Maria eine grosse und rührende Bewegung). -- In
cder Annunziata hinten im Chor eine Verkündigung mit vier Heiligen,
auch zwei geringere Bilder zweite Cap. rechts und dritte Cap. rechts.
-- U. s. w.

d

Die Fresken in S. Cecilia1), ein Werk der ganzen Schule, darf
man nicht mit allzufrischen florentinischen Eindrücken vergleichen; was
Erzählendes daran ist, giebt sich als Anleihe von dort zu erkennen,
und zwar als eine ziemlich befangene. Allein soweit hier Francia's
eigener Entwurf zu reichen scheint, sind es edle, lebensvolle Gestalten;
in seinen eigenen beiden Bildern gilt diess auch von den Köpfen
und von der ganzen Behandlung. Aber warum wendet sich Cae-
cilia so vornehm verschämt ab, während Valerian ihr den Ring an-
steckt? Die Hand streckt sie ja doch aus! -- (Costa's landschaftliche
Gründe, vgl. Seite 814, c.)

Von Francesco's Werken ausserhalb von Bologna könnte der be-
ezeichnete S. Stephanus (?) im Pal. Borghese zu Rom (wo auch zwei
Madonnen) ein ganz frühes Bild sein; -- die thronende Madonna mit
fvier Heiligen in der Galerie von Parma etwa aus der Zeit, da er dem
Perugino am nächsten stand, die Kreuzabnahme ebenda kaum später;
gin der Galerie von Modena eine treffliche grosse Verkündigung, eben-
falls früh. -- Von dem berühmten Bilde zu München (Maria im Rosen-

1) Ihre Vertheilung ist nach den Urhebern folgende:
Altarraum:
Fr. FranciaFr. Francia.
Lor. CostaLor. Costa
TamaroccioTamaroccio
ChiodaroloAm. Aspertini
Am. Aspertini.Am. Aspertini.

Malerei des XV. Jahrhunderts. Bologna.
kommensten Gestalten des XV. Jahrh. — Andere bedeutende Bilder:
aDie thronende Madonna mit Heiligen in S. Martino (erste Cap. links),
wobei die Landschaft ganz nach ferraresischer (und zwar nach Cos-
ta’s) Art angebracht und behandelt ist. — Das Altarbild in der grossen
bCap. links in SS. Vitale ed Agricola, köstliche musicirende und schwe-
bende Engel um ein altes Madonnenbild; (die Fresken rechts von
Giacomo Francia, links von Bagnacavallo, aus beträchtlich späterer
Zeit, doch besonders die Visitation des Letztern noch fast ganz schlicht
und gut; in der Maria eine grosse und rührende Bewegung). — In
cder Annunziata hinten im Chor eine Verkündigung mit vier Heiligen,
auch zwei geringere Bilder zweite Cap. rechts und dritte Cap. rechts.
— U. s. w.

d

Die Fresken in S. Cecilia1), ein Werk der ganzen Schule, darf
man nicht mit allzufrischen florentinischen Eindrücken vergleichen; was
Erzählendes daran ist, giebt sich als Anleihe von dort zu erkennen,
und zwar als eine ziemlich befangene. Allein soweit hier Francia’s
eigener Entwurf zu reichen scheint, sind es edle, lebensvolle Gestalten;
in seinen eigenen beiden Bildern gilt diess auch von den Köpfen
und von der ganzen Behandlung. Aber warum wendet sich Cæ-
cilia so vornehm verschämt ab, während Valerian ihr den Ring an-
steckt? Die Hand streckt sie ja doch aus! — (Costa’s landschaftliche
Gründe, vgl. Seite 814, c.)

Von Francesco’s Werken ausserhalb von Bologna könnte der be-
ezeichnete S. Stephanus (?) im Pal. Borghese zu Rom (wo auch zwei
Madonnen) ein ganz frühes Bild sein; — die thronende Madonna mit
fvier Heiligen in der Galerie von Parma etwa aus der Zeit, da er dem
Perugino am nächsten stand, die Kreuzabnahme ebenda kaum später;
gin der Galerie von Modena eine treffliche grosse Verkündigung, eben-
falls früh. — Von dem berühmten Bilde zu München (Maria im Rosen-

1) Ihre Vertheilung ist nach den Urhebern folgende:
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[842/0864] Malerei des XV. Jahrhunderts. Bologna. kommensten Gestalten des XV. Jahrh. — Andere bedeutende Bilder: Die thronende Madonna mit Heiligen in S. Martino (erste Cap. links), wobei die Landschaft ganz nach ferraresischer (und zwar nach Cos- ta’s) Art angebracht und behandelt ist. — Das Altarbild in der grossen Cap. links in SS. Vitale ed Agricola, köstliche musicirende und schwe- bende Engel um ein altes Madonnenbild; (die Fresken rechts von Giacomo Francia, links von Bagnacavallo, aus beträchtlich späterer Zeit, doch besonders die Visitation des Letztern noch fast ganz schlicht und gut; in der Maria eine grosse und rührende Bewegung). — In der Annunziata hinten im Chor eine Verkündigung mit vier Heiligen, auch zwei geringere Bilder zweite Cap. rechts und dritte Cap. rechts. — U. s. w. a b c Die Fresken in S. Cecilia 1), ein Werk der ganzen Schule, darf man nicht mit allzufrischen florentinischen Eindrücken vergleichen; was Erzählendes daran ist, giebt sich als Anleihe von dort zu erkennen, und zwar als eine ziemlich befangene. Allein soweit hier Francia’s eigener Entwurf zu reichen scheint, sind es edle, lebensvolle Gestalten; in seinen eigenen beiden Bildern gilt diess auch von den Köpfen und von der ganzen Behandlung. Aber warum wendet sich Cæ- cilia so vornehm verschämt ab, während Valerian ihr den Ring an- steckt? Die Hand streckt sie ja doch aus! — (Costa’s landschaftliche Gründe, vgl. Seite 814, c.) Von Francesco’s Werken ausserhalb von Bologna könnte der be- zeichnete S. Stephanus (?) im Pal. Borghese zu Rom (wo auch zwei Madonnen) ein ganz frühes Bild sein; — die thronende Madonna mit vier Heiligen in der Galerie von Parma etwa aus der Zeit, da er dem Perugino am nächsten stand, die Kreuzabnahme ebenda kaum später; in der Galerie von Modena eine treffliche grosse Verkündigung, eben- falls früh. — Von dem berühmten Bilde zu München (Maria im Rosen- e f g 1) Ihre Vertheilung ist nach den Urhebern folgende: Altarraum: Fr. Francia Fr. Francia. Lor. Costa Lor. Costa Tamaroccio Tamaroccio Chiodarolo Am. Aspertini Am. Aspertini. Am. Aspertini.

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Zitationshilfe: Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 842. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/864>, abgerufen am 18.12.2024.