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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855.

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Malerei des XV. Jahrhunderts. Venedig.
aTransfiguration? -- (Eine schöne Taufe Christi, in S. Corona zu Vi-
cenza, 5. Alt. 1.)


Die obengenannten Schüler und Zeitgenossen sind nun in der
Regel um so viel trefflicher, je mehr sie sich dem Giov. Bellini nähern.
Im Ganzen hat hier Cima den Vorzug. Seine Taufe Christi in S.
bGiovanni in Bragora (Chor hinten) ist in dem Adel des Christus-
kopfes, in der Schönheit der Engel und in der weihevollen Geberde
des Täufers unvergleichlich; -- auch Constantin und Helena (ebenda,
am Eingang des Chores, rechts) sind von schönem Ausdruck. In der
cAbbazia (Cap. hinter d. Sacristei) Tobias mit dem Engel; im Carmine
d(2. Alt. r.) die wundervolle Anbetung der Hirten und Heiligen. Seine
Madonna ist reiz- und lebloser als die des Lehrers; dafür sind die
sie umstehenden Heiligen, zumal die Greise, von geistvoller Schönheit.
eTreffliche Bilder dieser Art: Pinac. zu Vicenza; Brera (und Ambro-
fsiana?) zu Mailand; Galerie zu Parma etc. -- Die Mad. mit Heiligen
gin Lebensgrösse dagegen, in der Academie von Venedig, zeigt neben
dem Meisterwerke Bellini's eine erstaunliche Befangenheit der An-
ordnung, theilweise auch der Einzelbildung. Ebenda S. Thomas, das
Wundmal Christi berührend.

Ein sonst wenig bekannter Giovanni Buonconsigli, zufolge
heinem frühern Bild in der Pinac. zu Vicenza (Kreuzabnahme in schö-
ner Landschaft), ein tüchtiger Modellirer im paduanischen Sinne,
schloss sich später ganz an Bellini's Weise an, blieb aber bei uned-
ilern Charakteren stehen. (Venedig, S. Spirito, 3. Alt. r., Christus mit
k2 Heiligen; -- S. Giacomo dall' orio, rechts von der Hauptthür, die
HH. Laurentius, Sebastian und Rochus; beides prächtige Farbenbilder,
die Hallen mit Goldmosaik.)

Carpaccio ist in seinen kleinern Figuren allerliebst lebendig,
doch erreichen seine Köpfe an Schönheit diejenigen Cima's nicht.
Ausser den genannten Bildern, welche im Colorit die glühendern sind,
lnenne ich: das Hauptaltarbild in S. Vitale (1514), eine lebhafte Con-
versation von Heiligen, welche theils unten, theils über einer Balu-
mstrade erscheinen; -- das Bild mit 3 Heiligen in S. Giov. in Bragora
n(nach der 1. Cap. r.); -- die Krönung Mariä in S. Giov. e. Paolo

Malerei des XV. Jahrhunderts. Venedig.
aTransfiguration? — (Eine schöne Taufe Christi, in S. Corona zu Vi-
cenza, 5. Alt. 1.)


Die obengenannten Schüler und Zeitgenossen sind nun in der
Regel um so viel trefflicher, je mehr sie sich dem Giov. Bellini nähern.
Im Ganzen hat hier Cima den Vorzug. Seine Taufe Christi in S.
bGiovanni in Bragora (Chor hinten) ist in dem Adel des Christus-
kopfes, in der Schönheit der Engel und in der weihevollen Geberde
des Täufers unvergleichlich; — auch Constantin und Helena (ebenda,
am Eingang des Chores, rechts) sind von schönem Ausdruck. In der
cAbbazia (Cap. hinter d. Sacristei) Tobias mit dem Engel; im Carmine
d(2. Alt. r.) die wundervolle Anbetung der Hirten und Heiligen. Seine
Madonna ist reiz- und lebloser als die des Lehrers; dafür sind die
sie umstehenden Heiligen, zumal die Greise, von geistvoller Schönheit.
eTreffliche Bilder dieser Art: Pinac. zu Vicenza; Brera (und Ambro-
fsiana?) zu Mailand; Galerie zu Parma etc. — Die Mad. mit Heiligen
gin Lebensgrösse dagegen, in der Academie von Venedig, zeigt neben
dem Meisterwerke Bellini’s eine erstaunliche Befangenheit der An-
ordnung, theilweise auch der Einzelbildung. Ebenda S. Thomas, das
Wundmal Christi berührend.

Ein sonst wenig bekannter Giovanni Buonconsigli, zufolge
heinem frühern Bild in der Pinac. zu Vicenza (Kreuzabnahme in schö-
ner Landschaft), ein tüchtiger Modellirer im paduanischen Sinne,
schloss sich später ganz an Bellini’s Weise an, blieb aber bei uned-
ilern Charakteren stehen. (Venedig, S. Spirito, 3. Alt. r., Christus mit
k2 Heiligen; — S. Giacomo dall’ orio, rechts von der Hauptthür, die
HH. Laurentius, Sebastian und Rochus; beides prächtige Farbenbilder,
die Hallen mit Goldmosaik.)

Carpaccio ist in seinen kleinern Figuren allerliebst lebendig,
doch erreichen seine Köpfe an Schönheit diejenigen Cima’s nicht.
Ausser den genannten Bildern, welche im Colorit die glühendern sind,
lnenne ich: das Hauptaltarbild in S. Vitale (1514), eine lebhafte Con-
versation von Heiligen, welche theils unten, theils über einer Balu-
mstrade erscheinen; — das Bild mit 3 Heiligen in S. Giov. in Bragora
n(nach der 1. Cap. r.); — die Krönung Mariä in S. Giov. e. Paolo

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[828/0850] Malerei des XV. Jahrhunderts. Venedig. Transfiguration? — (Eine schöne Taufe Christi, in S. Corona zu Vi- cenza, 5. Alt. 1.) a Die obengenannten Schüler und Zeitgenossen sind nun in der Regel um so viel trefflicher, je mehr sie sich dem Giov. Bellini nähern. Im Ganzen hat hier Cima den Vorzug. Seine Taufe Christi in S. Giovanni in Bragora (Chor hinten) ist in dem Adel des Christus- kopfes, in der Schönheit der Engel und in der weihevollen Geberde des Täufers unvergleichlich; — auch Constantin und Helena (ebenda, am Eingang des Chores, rechts) sind von schönem Ausdruck. In der Abbazia (Cap. hinter d. Sacristei) Tobias mit dem Engel; im Carmine (2. Alt. r.) die wundervolle Anbetung der Hirten und Heiligen. Seine Madonna ist reiz- und lebloser als die des Lehrers; dafür sind die sie umstehenden Heiligen, zumal die Greise, von geistvoller Schönheit. Treffliche Bilder dieser Art: Pinac. zu Vicenza; Brera (und Ambro- siana?) zu Mailand; Galerie zu Parma etc. — Die Mad. mit Heiligen in Lebensgrösse dagegen, in der Academie von Venedig, zeigt neben dem Meisterwerke Bellini’s eine erstaunliche Befangenheit der An- ordnung, theilweise auch der Einzelbildung. Ebenda S. Thomas, das Wundmal Christi berührend. b c d e f g Ein sonst wenig bekannter Giovanni Buonconsigli, zufolge einem frühern Bild in der Pinac. zu Vicenza (Kreuzabnahme in schö- ner Landschaft), ein tüchtiger Modellirer im paduanischen Sinne, schloss sich später ganz an Bellini’s Weise an, blieb aber bei uned- lern Charakteren stehen. (Venedig, S. Spirito, 3. Alt. r., Christus mit 2 Heiligen; — S. Giacomo dall’ orio, rechts von der Hauptthür, die HH. Laurentius, Sebastian und Rochus; beides prächtige Farbenbilder, die Hallen mit Goldmosaik.) h i k Carpaccio ist in seinen kleinern Figuren allerliebst lebendig, doch erreichen seine Köpfe an Schönheit diejenigen Cima’s nicht. Ausser den genannten Bildern, welche im Colorit die glühendern sind, nenne ich: das Hauptaltarbild in S. Vitale (1514), eine lebhafte Con- versation von Heiligen, welche theils unten, theils über einer Balu- strade erscheinen; — das Bild mit 3 Heiligen in S. Giov. in Bragora (nach der 1. Cap. r.); — die Krönung Mariä in S. Giov. e. Paolo l m n

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Zitationshilfe: Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 828. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/850>, abgerufen am 18.12.2024.