ist eines der gleichgültigsten Sculpturwerke auf der Welt. -- Adam unda Eva im grossen Saal des Pal. Vecchio, datirt 1551, sind wenigstens einfache Akte, Adam sogar wieder mehr naturalistisch. Die Bildniss- statuen ebendaselbst haben in den Köpfen etwas von der grandiosen Fassung, welche auch den gemalten Porträts der sonst schon manie- rirten Zeit eigen ist, sind aber im Körpermotiv meist gering. (Die Gruppe der Krönung Carls V offenbar von zwei verschiedenen Künst- lern.) -- Die Basis auf dem Platze vor S. Lorenzo, mit einem für jeneb Zeit plastischen Relief, trägt jetzt die ihr längst bestimmte sitzende Statue des Giovanni Medici, von welcher dasselbe Urtheil gilt. -- Ein Bacchus 1) im Pal. Pitti (Vestibul des ersten Stockes) ist im Gedankenc die geringste unter den Bacchusstatuen der damaligen Künstler. -- Die beiden Gruppen des todten Christus mit Johannes (in S. Croce, Cap.d Baroncelli) und mit Nicodemus (Annunziata, rechtes Querschiff 2) vone ganz leeren Formen und von der schlechtesten Composition; der Haupt- umriss ein rechtwinkliches Dreieck auf der längern Kathete liegend. Ganz kümmerlich ist der sitzende Gottvater (im ersten Klosterhof vonf S. Croce) ausgefallen; als das Beste erscheint die nach Michelangelo copirte Hand mit dem Buch. -- Etwas besser der Petrus im Domg (Eingang zum Chor, links). -- Ganz mittelmässig: die Nebenfiguren an den Grabmälern Leo's X und Clemens VII im Chor der Minervah zu Rom; die ebenfalls unbedeutenden sitzenden Porträtstatuen sind von Raf. da Montelupo und Nanni di Baccio Bigio, einem andern kümmerlichen Rivalen Michelangelo's, ausgeführt.
Baccio's Schüler Giovanni dall' Opera hatte Antheil an den Reliefs im Dom und fertigte die Altarreliefs in der Cap. Gaddi ini S. Maria novella (Querschiff links, hinten), welche die darzustellende Thatsache durch tüchtig präsentirte Nebenfiguren in Vergessenheit bringen. -- An dem von Vasari componirten Grabmal Michelangelo's ink S. Croce ist die Figur der Baukunst von ihm; eine recht gute Arbeit. (Die Sculptur von Cioli, die Malerei, mit der Statuette in der Hand, von Lorenzi). Das ganze Denkmal ist, beiläufig gesagt, eines der wenigen, wo die Allegorie völlig in ihrem Rechte ist und deutlich von
1) Laut Vasari aus einem missrathenen Adam zum Bacchus umgestaltet.
2) Letztere von seinem natürlichen Sohn Clemente angefangen, von ihm vollendet.
Bandinelli und Schule.
ist eines der gleichgültigsten Sculpturwerke auf der Welt. — Adam unda Eva im grossen Saal des Pal. Vecchio, datirt 1551, sind wenigstens einfache Akte, Adam sogar wieder mehr naturalistisch. Die Bildniss- statuen ebendaselbst haben in den Köpfen etwas von der grandiosen Fassung, welche auch den gemalten Porträts der sonst schon manie- rirten Zeit eigen ist, sind aber im Körpermotiv meist gering. (Die Gruppe der Krönung Carls V offenbar von zwei verschiedenen Künst- lern.) — Die Basis auf dem Platze vor S. Lorenzo, mit einem für jeneb Zeit plastischen Relief, trägt jetzt die ihr längst bestimmte sitzende Statue des Giovanni Medici, von welcher dasselbe Urtheil gilt. — Ein Bacchus 1) im Pal. Pitti (Vestibul des ersten Stockes) ist im Gedankenc die geringste unter den Bacchusstatuen der damaligen Künstler. — Die beiden Gruppen des todten Christus mit Johannes (in S. Croce, Cap.d Baroncelli) und mit Nicodemus (Annunziata, rechtes Querschiff 2) vone ganz leeren Formen und von der schlechtesten Composition; der Haupt- umriss ein rechtwinkliches Dreieck auf der längern Kathete liegend. Ganz kümmerlich ist der sitzende Gottvater (im ersten Klosterhof vonf S. Croce) ausgefallen; als das Beste erscheint die nach Michelangelo copirte Hand mit dem Buch. — Etwas besser der Petrus im Domg (Eingang zum Chor, links). — Ganz mittelmässig: die Nebenfiguren an den Grabmälern Leo’s X und Clemens VII im Chor der Minervah zu Rom; die ebenfalls unbedeutenden sitzenden Porträtstatuen sind von Raf. da Montelupo und Nanni di Baccio Bigio, einem andern kümmerlichen Rivalen Michelangelo’s, ausgeführt.
Baccio’s Schüler Giovanni dall’ Opera hatte Antheil an den Reliefs im Dom und fertigte die Altarreliefs in der Cap. Gaddi ini S. Maria novella (Querschiff links, hinten), welche die darzustellende Thatsache durch tüchtig präsentirte Nebenfiguren in Vergessenheit bringen. — An dem von Vasari componirten Grabmal Michelangelo’s ink S. Croce ist die Figur der Baukunst von ihm; eine recht gute Arbeit. (Die Sculptur von Cioli, die Malerei, mit der Statuette in der Hand, von Lorenzi). Das ganze Denkmal ist, beiläufig gesagt, eines der wenigen, wo die Allegorie völlig in ihrem Rechte ist und deutlich von
1) Laut Vasari aus einem missrathenen Adam zum Bacchus umgestaltet.
2) Letztere von seinem natürlichen Sohn Clemente angefangen, von ihm vollendet.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0703"n="681"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Bandinelli und Schule.</hi></fw><lb/>
ist eines der gleichgültigsten Sculpturwerke auf der Welt. — Adam und<noteplace="right">a</note><lb/>
Eva im grossen Saal des Pal. Vecchio, datirt 1551, sind wenigstens<lb/>
einfache Akte, Adam sogar wieder mehr naturalistisch. Die Bildniss-<lb/>
statuen ebendaselbst haben in den Köpfen etwas von der grandiosen<lb/>
Fassung, welche auch den gemalten Porträts der sonst schon manie-<lb/>
rirten Zeit eigen ist, sind aber im Körpermotiv meist gering. (Die<lb/>
Gruppe der Krönung Carls V offenbar von zwei verschiedenen Künst-<lb/>
lern.) — Die Basis auf dem Platze vor S. Lorenzo, mit einem für jene<noteplace="right">b</note><lb/>
Zeit plastischen Relief, trägt jetzt die ihr längst bestimmte sitzende<lb/>
Statue des Giovanni Medici, von welcher dasselbe Urtheil gilt. — Ein<lb/>
Bacchus <noteplace="foot"n="1)">Laut Vasari aus einem missrathenen Adam zum Bacchus umgestaltet.</note> im Pal. Pitti (Vestibul des ersten Stockes) ist im Gedanken<noteplace="right">c</note><lb/>
die geringste unter den Bacchusstatuen der damaligen Künstler. — Die<lb/>
beiden Gruppen des todten Christus mit Johannes (in S. Croce, Cap.<noteplace="right">d</note><lb/>
Baroncelli) und mit Nicodemus (Annunziata, rechtes Querschiff <noteplace="foot"n="2)">Letztere von seinem natürlichen Sohn Clemente angefangen, von ihm vollendet.</note> von<noteplace="right">e</note><lb/>
ganz leeren Formen und von der schlechtesten Composition; der Haupt-<lb/>
umriss ein rechtwinkliches Dreieck auf der längern Kathete liegend.<lb/>
Ganz kümmerlich ist der sitzende Gottvater (im ersten Klosterhof von<noteplace="right">f</note><lb/>
S. Croce) ausgefallen; als das Beste erscheint die nach Michelangelo<lb/>
copirte Hand mit dem Buch. — Etwas besser der Petrus im Dom<noteplace="right">g</note><lb/>
(Eingang zum Chor, links). — Ganz mittelmässig: die Nebenfiguren<lb/>
an den Grabmälern Leo’s X und Clemens VII im Chor der Minerva<noteplace="right">h</note><lb/>
zu Rom; die ebenfalls unbedeutenden sitzenden Porträtstatuen sind<lb/>
von Raf. da Montelupo und Nanni di Baccio Bigio, einem andern<lb/>
kümmerlichen Rivalen Michelangelo’s, ausgeführt.</p><lb/><p>Baccio’s Schüler <hirendition="#g">Giovanni dall’ Opera</hi> hatte Antheil an den<lb/>
Reliefs im Dom und fertigte die Altarreliefs in der Cap. Gaddi in<noteplace="right">i</note><lb/>
S. Maria novella (Querschiff links, hinten), welche die darzustellende<lb/>
Thatsache durch tüchtig präsentirte Nebenfiguren in Vergessenheit<lb/>
bringen. — An dem von Vasari componirten Grabmal Michelangelo’s in<noteplace="right">k</note><lb/>
S. Croce ist die Figur der Baukunst von ihm; eine recht gute Arbeit.<lb/>
(Die Sculptur von Cioli, die Malerei, mit der Statuette in der Hand,<lb/>
von Lorenzi). Das ganze Denkmal ist, beiläufig gesagt, eines der<lb/>
wenigen, wo die Allegorie völlig in ihrem Rechte ist und deutlich von<lb/></p></div></body></text></TEI>
[681/0703]
Bandinelli und Schule.
ist eines der gleichgültigsten Sculpturwerke auf der Welt. — Adam und
Eva im grossen Saal des Pal. Vecchio, datirt 1551, sind wenigstens
einfache Akte, Adam sogar wieder mehr naturalistisch. Die Bildniss-
statuen ebendaselbst haben in den Köpfen etwas von der grandiosen
Fassung, welche auch den gemalten Porträts der sonst schon manie-
rirten Zeit eigen ist, sind aber im Körpermotiv meist gering. (Die
Gruppe der Krönung Carls V offenbar von zwei verschiedenen Künst-
lern.) — Die Basis auf dem Platze vor S. Lorenzo, mit einem für jene
Zeit plastischen Relief, trägt jetzt die ihr längst bestimmte sitzende
Statue des Giovanni Medici, von welcher dasselbe Urtheil gilt. — Ein
Bacchus 1) im Pal. Pitti (Vestibul des ersten Stockes) ist im Gedanken
die geringste unter den Bacchusstatuen der damaligen Künstler. — Die
beiden Gruppen des todten Christus mit Johannes (in S. Croce, Cap.
Baroncelli) und mit Nicodemus (Annunziata, rechtes Querschiff 2) von
ganz leeren Formen und von der schlechtesten Composition; der Haupt-
umriss ein rechtwinkliches Dreieck auf der längern Kathete liegend.
Ganz kümmerlich ist der sitzende Gottvater (im ersten Klosterhof von
S. Croce) ausgefallen; als das Beste erscheint die nach Michelangelo
copirte Hand mit dem Buch. — Etwas besser der Petrus im Dom
(Eingang zum Chor, links). — Ganz mittelmässig: die Nebenfiguren
an den Grabmälern Leo’s X und Clemens VII im Chor der Minerva
zu Rom; die ebenfalls unbedeutenden sitzenden Porträtstatuen sind
von Raf. da Montelupo und Nanni di Baccio Bigio, einem andern
kümmerlichen Rivalen Michelangelo’s, ausgeführt.
a
b
c
d
e
f
g
h
Baccio’s Schüler Giovanni dall’ Opera hatte Antheil an den
Reliefs im Dom und fertigte die Altarreliefs in der Cap. Gaddi in
S. Maria novella (Querschiff links, hinten), welche die darzustellende
Thatsache durch tüchtig präsentirte Nebenfiguren in Vergessenheit
bringen. — An dem von Vasari componirten Grabmal Michelangelo’s in
S. Croce ist die Figur der Baukunst von ihm; eine recht gute Arbeit.
(Die Sculptur von Cioli, die Malerei, mit der Statuette in der Hand,
von Lorenzi). Das ganze Denkmal ist, beiläufig gesagt, eines der
wenigen, wo die Allegorie völlig in ihrem Rechte ist und deutlich von
i
k
1) Laut Vasari aus einem missrathenen Adam zum Bacchus umgestaltet.
2) Letztere von seinem natürlichen Sohn Clemente angefangen, von ihm vollendet.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 681. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/703>, abgerufen am 18.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.