ten an den Ecken der Balustrade; hier wirkt Michelangelo ein, aber noch nicht durch den Moses, sondern durch die Figuren der Sistina. -- Die beiden Bronzestatuen des Hochaltars in S. Stefano werdena vielleicht mit Unrecht dem C. zugeschrieben; die beiden marmornen Statuen in S. Giovanni e Paolo (hinten am Altartabernakel der Ca-b pella del Rosario) sind offenbar im Missmuth über die ungünstige Aufstellung geschaffen. Auch die h. Justina über dem Thorgiebel desc Arsenals scheint ein geringeres Werk zu sein.
An Porträtstatuen ist von C. ein Jugendwerk, der Doge Loredand auf dessen Grab im Chor von S. Giovanni e Paolo erhalten, und eine treffliche Grabfigur seiner reifsten Zeit, der schlummernde Doge Ci-e cogna (+ 1595) in der Jesuitenkirche links vom Chor.
Von wem ist endlich der schöne Christuskopf in S. Pantaleonef (2. Cap. rechts)? Ich glaube, dass von den Spätern nur Campagna fähig war, die edelste Inspiration eines Giov. Bellini und Tizian so in sich aufzunehmen. Und eine Arbeit der zweiten Hälfte des XVI. Jahr- hunderts wird die Büste doch sein.
Endlich möchte wohl die Annunziata (in zwei aus der Wand vor-g tretenden Bronzefiguren) am Pal. del Consiglio zu Verona ein schö- nes frühes Werk des Meisters sein, etwa aus der Zeit des Reliefs von S. Giuliano; Gabriel gleicht den Engeln des letztern, und die Madonna, obwohl zu Vermeidung der Profilsilhouette etwas sonderbar gewendet, ist die schönste weibliche Figur, die C. gebildet haben mag.
Von Thomas von Lugano, bekannt unter dem Namen Tom- maso Lombardo, sollen eine Anzahl von Statuen auf dem Dacheh der Biblioteca gearbeitet sein. Der S. Hieronymus in S. Salvatorei (2. Alt. links) giebt vielleicht als schwaches und spätes Werk keinen sichern Anhaltspunkt. (Nach Andern von Jacopo Colonna.)
Danese Cattaneo scheint ausser J. Sansovino auch andere Florentiner gekannt zu haben; wenigstens sind die Statuen am Dogen-k grab Loredan (1572) bei einer gewissen äusserlichen Süssigkeit von demselben unvenezianischen Geist der Lüge und Affectation beseelt, der die unwahrern Arbeiten eines Ammanati beherrscht. (Die Por- trätstatue, wie gesagt, von Campagna, und früher gearbeitet als der
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Campagna. Cataneo.
ten an den Ecken der Balustrade; hier wirkt Michelangelo ein, aber noch nicht durch den Moses, sondern durch die Figuren der Sistina. — Die beiden Bronzestatuen des Hochaltars in S. Stefano werdena vielleicht mit Unrecht dem C. zugeschrieben; die beiden marmornen Statuen in S. Giovanni e Paolo (hinten am Altartabernakel der Ca-b pella del Rosario) sind offenbar im Missmuth über die ungünstige Aufstellung geschaffen. Auch die h. Justina über dem Thorgiebel desc Arsenals scheint ein geringeres Werk zu sein.
An Porträtstatuen ist von C. ein Jugendwerk, der Doge Loredand auf dessen Grab im Chor von S. Giovanni e Paolo erhalten, und eine treffliche Grabfigur seiner reifsten Zeit, der schlummernde Doge Ci-e cogna († 1595) in der Jesuitenkirche links vom Chor.
Von wem ist endlich der schöne Christuskopf in S. Pantaleonef (2. Cap. rechts)? Ich glaube, dass von den Spätern nur Campagna fähig war, die edelste Inspiration eines Giov. Bellini und Tizian so in sich aufzunehmen. Und eine Arbeit der zweiten Hälfte des XVI. Jahr- hunderts wird die Büste doch sein.
Endlich möchte wohl die Annunziata (in zwei aus der Wand vor-g tretenden Bronzefiguren) am Pal. del Consiglio zu Verona ein schö- nes frühes Werk des Meisters sein, etwa aus der Zeit des Reliefs von S. Giuliano; Gabriel gleicht den Engeln des letztern, und die Madonna, obwohl zu Vermeidung der Profilsilhouette etwas sonderbar gewendet, ist die schönste weibliche Figur, die C. gebildet haben mag.
Von Thomas von Lugano, bekannt unter dem Namen Tom- maso Lombardo, sollen eine Anzahl von Statuen auf dem Dacheh der Biblioteca gearbeitet sein. Der S. Hieronymus in S. Salvatorei (2. Alt. links) giebt vielleicht als schwaches und spätes Werk keinen sichern Anhaltspunkt. (Nach Andern von Jacopo Colonna.)
Danese Cattaneo scheint ausser J. Sansovino auch andere Florentiner gekannt zu haben; wenigstens sind die Statuen am Dogen-k grab Loredan (1572) bei einer gewissen äusserlichen Süssigkeit von demselben unvenezianischen Geist der Lüge und Affectation beseelt, der die unwahrern Arbeiten eines Ammanati beherrscht. (Die Por- trätstatue, wie gesagt, von Campagna, und früher gearbeitet als der
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Campagna. Cataneo.
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— Die beiden Bronzestatuen des Hochaltars in S. Stefano werden
vielleicht mit Unrecht dem C. zugeschrieben; die beiden marmornen
Statuen in S. Giovanni e Paolo (hinten am Altartabernakel der Ca-
pella del Rosario) sind offenbar im Missmuth über die ungünstige
Aufstellung geschaffen. Auch die h. Justina über dem Thorgiebel des
Arsenals scheint ein geringeres Werk zu sein.
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auf dessen Grab im Chor von S. Giovanni e Paolo erhalten, und eine
treffliche Grabfigur seiner reifsten Zeit, der schlummernde Doge Ci-
cogna († 1595) in der Jesuitenkirche links vom Chor.
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Von wem ist endlich der schöne Christuskopf in S. Pantaleonef
(2. Cap. rechts)? Ich glaube, dass von den Spätern nur Campagna
fähig war, die edelste Inspiration eines Giov. Bellini und Tizian so in
sich aufzunehmen. Und eine Arbeit der zweiten Hälfte des XVI. Jahr-
hunderts wird die Büste doch sein.
Endlich möchte wohl die Annunziata (in zwei aus der Wand vor-
tretenden Bronzefiguren) am Pal. del Consiglio zu Verona ein schö-
nes frühes Werk des Meisters sein, etwa aus der Zeit des Reliefs von
S. Giuliano; Gabriel gleicht den Engeln des letztern, und die Madonna,
obwohl zu Vermeidung der Profilsilhouette etwas sonderbar gewendet,
ist die schönste weibliche Figur, die C. gebildet haben mag.
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Von Thomas von Lugano, bekannt unter dem Namen Tom-
maso Lombardo, sollen eine Anzahl von Statuen auf dem Dache
der Biblioteca gearbeitet sein. Der S. Hieronymus in S. Salvatore
(2. Alt. links) giebt vielleicht als schwaches und spätes Werk keinen
sichern Anhaltspunkt. (Nach Andern von Jacopo Colonna.)
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Danese Cattaneo scheint ausser J. Sansovino auch andere
Florentiner gekannt zu haben; wenigstens sind die Statuen am Dogen-
grab Loredan (1572) bei einer gewissen äusserlichen Süssigkeit von
demselben unvenezianischen Geist der Lüge und Affectation beseelt,
der die unwahrern Arbeiten eines Ammanati beherrscht. (Die Por-
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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 659. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/681>, abgerufen am 18.12.2024.
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