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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855.

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Sculptur des XVI. Jahrhunderts. Venedig. Campagna.
(weder allzumagern noch hässlichen) Bildung eine etwas zu starke
Andeutung des schon eingetretenen Todes durch das Vorhängen der
linken Schulter 1). — Neben dem Hochaltar von S. Tommaso: die
Statuen des Petrus und Thomas, mit würdigen Köpfen. — In S. Ma-
ria de’ miracoli, vor der Balustrade: S. Franz und S. Clara, ersterer
vielleicht ein frühes Jugendwerk.

Campagna’s Madonnenstatuen genügen weniger; ihre Haltung und
Kopfbildung erinnert zu sehr an Paolo Veronese, um ein hohes Da-
sein ausdrücken zu können. An derjenigen in S. Salvatore (2. Altar
rechts) sitzt das Kind hübsch leicht auf den Händen der Mutter, und
auch die beiden Putten, die sich unten an ihr Kleid halten, sind glück-
lich hinzugeordnet; dagegen erscheint die in S. Giorgio maggiore
(2. Altar links) durchaus wie ein spätes und schwaches Werk. Eine
hübsche aber wenig bezeugte Madonna in der Abbazia, Cap. hinter
der Sacristei. In C.’s Vaterstadt Verona steht eine Madonna von ihm
an der Ecke des Obergeschosses der Casa de’ Mercanti.

Von dem Lieblingsgegenstand der venezian. Sculptur (wie der
Bacchus es bei den Florentinern war), dem heil. Sebastian, hat Cam-
pagna am Hochaltar von S. Lorenzo wenigstens eine gute Darstellung
geliefert, mit dem Ausdruck des Schmerzes ohne Affectation.

Wie schön und tüchtig er sonstige Aktfiguren zu behandeln wusste,
zeigt der colossale Atlant oder Cyclop im untern Gang der Zecca.
Das höchst affectirte Gegenstück des Tiziano Aspetti spricht lauter
zu Campagna’s Gunsten als Worte es könnten. — Im Dogenpalast stehen
auf dem Kamin der Sala del Collegio seine hübschen und lebendigen
Statuetten des Mercur und Hercules. (Geringer die 3 Statuen über
der einen Thür der Sala delle 4 porte.)

In der Scuola di S. Rocco ist bei der Statue des Heiligen (un-
tere Halle) das unerlässliche Vorzeigen der Schenkelwunde glücklich
als dasjenige Wendungsmotiv benützt, um welches die damalige Sculp-
tur so oft in Verlegenheit ist. Im obern Saal sind die Statuen neben
dem Altar — Johannes d. T. und wiederum ein S. Sebastian — von
geringerem Interesse als die beiden (unvollendeten) sitzenden Prophe-

1) Die kleinen Statuetten dieses Altars sind späte, aber für den berninischen
Styl recht glückliche Schöpfungen des Bolognesen Mazza, vom Jahr 1679.

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Zitationshilfe: Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 658. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/680>, abgerufen am 22.12.2024.