Um das Ende des XV. Jahrh. arbeitete Baccio da Montelupo die Statue des Ev. Johannes an Orsanmicchele; ein gemässigter unda geschickter Nachfolger Verocchio's, doch nicht ohne gezwungene Ma- nier. An einem der Dogenmonumente in den Frari zu Venedig (desb Pesaro, 1503) wird ihm die Statue des Mars zugeschrieben.
In Benedetto da Rovezzano klingt noch einmal Ghiberti nach. Seine Reliefs mit den Thaten des heil. Johann Gualbert in denc Uffizien (Gang der tosc. Sculpt.), vom Jahr 1515, deuten noch wesent- lich in das vergangene Jahrh. zurück; viel delicates Einzelnes, meh- rere treffliche dramatische Momente (der Transport der Besessenen, die Bannung des Teufels von dem kranken Mönch), aber auch Vieles matt und gedankenlos. -- Die Statue des Ev. Johannes im Domd (Eingang zum Chor, rechts) ist eine fleissige aber äusserst geringe Arbeit.
Beide letztgenannten überragt bei Weitem Giov. Franc. Ru- stici, von welchem die Bronzegruppe der Predigt des Täufers übere der Nordthür des Baptisteriums gearbeitet ist. Er war Schüler Ve- rocchio's und die Neider sagten dem Werke nach, dass ein anderer berühmterer Schüler jenes, Lionardo da Vinci, daran geholfen habe. Wie dem nun sei, es waltet in der Gruppe jener Geist des Hochbedeutenden, welchen wir unter den Malern vorzüglich bei Luca Signorelli wiederfinden. Die innere Aufregung ist in dem Täufer und ganz besonders in den beiden zuhörenden Pharisäern mit ergrei- fender Kraft, in letztern wie verhehlt doch unwillkürlich hervorbre- chend ausgedrückt. Die Gewandung gehört noch mehr dem XV. Jahrhundert an, während das Nackte schon der grandiosen und freien Behandlung der höchsten Blüthezeit würdig erscheint. -- Lio- nardo's eigene Sculpturwerke sind auf klägliche Weise zu Grunde gegangen.
In Pisa spielt die Sculptur seit Anfang des XV. Jahrh. keine Rolle mehr; ja man wird selten in der ganzen Kunstgeschichte ein so völliges Aufhören einer blühenden und thätigen Schule so genau mit dem politischen Sturz der betreffenden Stadt (1405) zusammen- gehen sehen. Von einem guten Bildhauer, dessen Formen etwa an
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Montelupo. Rovezzano. Rustici.
Um das Ende des XV. Jahrh. arbeitete Baccio da Montelupo die Statue des Ev. Johannes an Orsanmicchele; ein gemässigter unda geschickter Nachfolger Verocchio’s, doch nicht ohne gezwungene Ma- nier. An einem der Dogenmonumente in den Frari zu Venedig (desb Pesaro, 1503) wird ihm die Statue des Mars zugeschrieben.
In Benedetto da Rovezzano klingt noch einmal Ghiberti nach. Seine Reliefs mit den Thaten des heil. Johann Gualbert in denc Uffizien (Gang der tosc. Sculpt.), vom Jahr 1515, deuten noch wesent- lich in das vergangene Jahrh. zurück; viel delicates Einzelnes, meh- rere treffliche dramatische Momente (der Transport der Besessenen, die Bannung des Teufels von dem kranken Mönch), aber auch Vieles matt und gedankenlos. — Die Statue des Ev. Johannes im Domd (Eingang zum Chor, rechts) ist eine fleissige aber äusserst geringe Arbeit.
Beide letztgenannten überragt bei Weitem Giov. Franc. Ru- stici, von welchem die Bronzegruppe der Predigt des Täufers übere der Nordthür des Baptisteriums gearbeitet ist. Er war Schüler Ve- rocchio’s und die Neider sagten dem Werke nach, dass ein anderer berühmterer Schüler jenes, Lionardo da Vinci, daran geholfen habe. Wie dem nun sei, es waltet in der Gruppe jener Geist des Hochbedeutenden, welchen wir unter den Malern vorzüglich bei Luca Signorelli wiederfinden. Die innere Aufregung ist in dem Täufer und ganz besonders in den beiden zuhörenden Pharisäern mit ergrei- fender Kraft, in letztern wie verhehlt doch unwillkürlich hervorbre- chend ausgedrückt. Die Gewandung gehört noch mehr dem XV. Jahrhundert an, während das Nackte schon der grandiosen und freien Behandlung der höchsten Blüthezeit würdig erscheint. — Lio- nardo’s eigene Sculpturwerke sind auf klägliche Weise zu Grunde gegangen.
In Pisa spielt die Sculptur seit Anfang des XV. Jahrh. keine Rolle mehr; ja man wird selten in der ganzen Kunstgeschichte ein so völliges Aufhören einer blühenden und thätigen Schule so genau mit dem politischen Sturz der betreffenden Stadt (1405) zusammen- gehen sehen. Von einem guten Bildhauer, dessen Formen etwa an
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Montelupo. Rovezzano. Rustici.
Um das Ende des XV. Jahrh. arbeitete Baccio da Montelupo
die Statue des Ev. Johannes an Orsanmicchele; ein gemässigter und
geschickter Nachfolger Verocchio’s, doch nicht ohne gezwungene Ma-
nier. An einem der Dogenmonumente in den Frari zu Venedig (des
Pesaro, 1503) wird ihm die Statue des Mars zugeschrieben.
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nach. Seine Reliefs mit den Thaten des heil. Johann Gualbert in den
Uffizien (Gang der tosc. Sculpt.), vom Jahr 1515, deuten noch wesent-
lich in das vergangene Jahrh. zurück; viel delicates Einzelnes, meh-
rere treffliche dramatische Momente (der Transport der Besessenen,
die Bannung des Teufels von dem kranken Mönch), aber auch Vieles
matt und gedankenlos. — Die Statue des Ev. Johannes im Dom
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Beide letztgenannten überragt bei Weitem Giov. Franc. Ru-
stici, von welchem die Bronzegruppe der Predigt des Täufers über
der Nordthür des Baptisteriums gearbeitet ist. Er war Schüler Ve-
rocchio’s und die Neider sagten dem Werke nach, dass ein anderer
berühmterer Schüler jenes, Lionardo da Vinci, daran geholfen
habe. Wie dem nun sei, es waltet in der Gruppe jener Geist des
Hochbedeutenden, welchen wir unter den Malern vorzüglich bei Luca
Signorelli wiederfinden. Die innere Aufregung ist in dem Täufer und
ganz besonders in den beiden zuhörenden Pharisäern mit ergrei-
fender Kraft, in letztern wie verhehlt doch unwillkürlich hervorbre-
chend ausgedrückt. Die Gewandung gehört noch mehr dem XV.
Jahrhundert an, während das Nackte schon der grandiosen und
freien Behandlung der höchsten Blüthezeit würdig erscheint. — Lio-
nardo’s eigene Sculpturwerke sind auf klägliche Weise zu Grunde
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In Pisa spielt die Sculptur seit Anfang des XV. Jahrh. keine
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so völliges Aufhören einer blühenden und thätigen Schule so genau
mit dem politischen Sturz der betreffenden Stadt (1405) zusammen-
gehen sehen. Von einem guten Bildhauer, dessen Formen etwa an
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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 611. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/633>, abgerufen am 18.12.2024.
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