Sculptur des XV. Jahrhunderts. Donatello. Statuen.
gen, oft von auffallender Steifbeinigkeit, mögen wohl auch bisweilen einer persönlichen Bildung oder dem Modeschritt jener Zeit angehören (über welchen sich höher gesinnte Künstler zu erheben wussten), bis- weilen offenbar dem Mannequin. Zu den bessern und lebensvollern aGewandstatuen gehören vor Allen die beiden an Orsanmicchele: Mar- cus und Petrus; -- viel manierirter, doch für die hohe Aufstellung wirk- bsam drapirt: die vier Evangelisten, worunter der sog. Zuccone, am Campanile (Westseite); ebendort Abraham und ein anderer Erzvater c(Ostseite). -- Im Dom werden ihm Apostel- und Prophetenstatuen sehr verschiedener Art mit mehr oder weniger Sicherheit zugeschrieben. In der ersten Nische rechts eine manierirt lebendig gewendete mit Porträtzügen; in derjenigen links eine andere mit den Zügen Pog- gios; in der zweiten rechts die des Ezechias, noch alterthümlich befangen (schwerlich von ihm); in den Capellen des Chores die sitzenden Statuen des Ev. Johannes und des Ev. Matthäus, beide wieder ausgezeichnet. Sie stammen zum Theil von der durch Giotto angefangenen, 1588 weggebrochenen Domfassade.
d
Ein Unicum ist die bronzene Judith mit Holofernes in der Loggia de' Lanzi. Das Lächerliche überwiegt hier dergestalt, dass man schwer die nöthige Pietät findet, um die bedeutenden Schwierigkeiten einer der frühsten profan-heroischen Freigruppen nach Verdienst zu würdigen.
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Die bronzene Grabstatue Papst Johanns XXIII. im Baptisterium ist ein vortreffliches, ungeschmeicheltes Charakterbild; die marmorne Madonna in der Lunette drüber kalt und unlieblich; die Putten am Sarcophag naiver.
f
Die vier Stuccofiguren an beiden Enden des Querschiffes von S. Lorenzo (oben) erscheinen wie flüchtige Improvisationen für einen Zweck des Augenblickes und dürften unbeschadet dem Ruhm Dona- tello's verschwinden.
Seiner Sinnesweise nach mussten ihm energische, heroische Ge- gstalten am besten gelingen. In der That hat auch sein S. Georg in einer der Nischen von Orsanmicchele durch leichte Entschiedenheit des Kopfes und der Stellung, durch treffliche Gesammtumrisse und einfache Behandlung den Vorzug vor seinen meisten übrigen Werken. hDer marmorne David in den Uffizien (Ende des zweiten Ganges) sieht nur wie eine befangenere Replik davon aus.
Sculptur des XV. Jahrhunderts. Donatello. Statuen.
gen, oft von auffallender Steifbeinigkeit, mögen wohl auch bisweilen einer persönlichen Bildung oder dem Modeschritt jener Zeit angehören (über welchen sich höher gesinnte Künstler zu erheben wussten), bis- weilen offenbar dem Mannequin. Zu den bessern und lebensvollern aGewandstatuen gehören vor Allen die beiden an Orsanmicchele: Mar- cus und Petrus; — viel manierirter, doch für die hohe Aufstellung wirk- bsam drapirt: die vier Evangelisten, worunter der sog. Zuccone, am Campanile (Westseite); ebendort Abraham und ein anderer Erzvater c(Ostseite). — Im Dom werden ihm Apostel- und Prophetenstatuen sehr verschiedener Art mit mehr oder weniger Sicherheit zugeschrieben. In der ersten Nische rechts eine manierirt lebendig gewendete mit Porträtzügen; in derjenigen links eine andere mit den Zügen Pog- gios; in der zweiten rechts die des Ezechias, noch alterthümlich befangen (schwerlich von ihm); in den Capellen des Chores die sitzenden Statuen des Ev. Johannes und des Ev. Matthäus, beide wieder ausgezeichnet. Sie stammen zum Theil von der durch Giotto angefangenen, 1588 weggebrochenen Domfassade.
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Ein Unicum ist die bronzene Judith mit Holofernes in der Loggia de’ Lanzi. Das Lächerliche überwiegt hier dergestalt, dass man schwer die nöthige Pietät findet, um die bedeutenden Schwierigkeiten einer der frühsten profan-heroischen Freigruppen nach Verdienst zu würdigen.
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Die bronzene Grabstatue Papst Johanns XXIII. im Baptisterium ist ein vortreffliches, ungeschmeicheltes Charakterbild; die marmorne Madonna in der Lunette drüber kalt und unlieblich; die Putten am Sarcophag naiver.
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Die vier Stuccofiguren an beiden Enden des Querschiffes von S. Lorenzo (oben) erscheinen wie flüchtige Improvisationen für einen Zweck des Augenblickes und dürften unbeschadet dem Ruhm Dona- tello’s verschwinden.
Seiner Sinnesweise nach mussten ihm energische, heroische Ge- gstalten am besten gelingen. In der That hat auch sein S. Georg in einer der Nischen von Orsanmicchele durch leichte Entschiedenheit des Kopfes und der Stellung, durch treffliche Gesammtumrisse und einfache Behandlung den Vorzug vor seinen meisten übrigen Werken. hDer marmorne David in den Uffizien (Ende des zweiten Ganges) sieht nur wie eine befangenere Replik davon aus.
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Sculptur des XV. Jahrhunderts. Donatello. Statuen.
gen, oft von auffallender Steifbeinigkeit, mögen wohl auch bisweilen
einer persönlichen Bildung oder dem Modeschritt jener Zeit angehören
(über welchen sich höher gesinnte Künstler zu erheben wussten), bis-
weilen offenbar dem Mannequin. Zu den bessern und lebensvollern
Gewandstatuen gehören vor Allen die beiden an Orsanmicchele: Mar-
cus und Petrus; — viel manierirter, doch für die hohe Aufstellung wirk-
sam drapirt: die vier Evangelisten, worunter der sog. Zuccone, am
Campanile (Westseite); ebendort Abraham und ein anderer Erzvater
(Ostseite). — Im Dom werden ihm Apostel- und Prophetenstatuen sehr
verschiedener Art mit mehr oder weniger Sicherheit zugeschrieben.
In der ersten Nische rechts eine manierirt lebendig gewendete mit
Porträtzügen; in derjenigen links eine andere mit den Zügen Pog-
gios; in der zweiten rechts die des Ezechias, noch alterthümlich
befangen (schwerlich von ihm); in den Capellen des Chores die
sitzenden Statuen des Ev. Johannes und des Ev. Matthäus, beide
wieder ausgezeichnet. Sie stammen zum Theil von der durch Giotto
angefangenen, 1588 weggebrochenen Domfassade.
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die nöthige Pietät findet, um die bedeutenden Schwierigkeiten einer der
frühsten profan-heroischen Freigruppen nach Verdienst zu würdigen.
Die bronzene Grabstatue Papst Johanns XXIII. im Baptisterium
ist ein vortreffliches, ungeschmeicheltes Charakterbild; die marmorne
Madonna in der Lunette drüber kalt und unlieblich; die Putten am
Sarcophag naiver.
Die vier Stuccofiguren an beiden Enden des Querschiffes von S.
Lorenzo (oben) erscheinen wie flüchtige Improvisationen für einen
Zweck des Augenblickes und dürften unbeschadet dem Ruhm Dona-
tello’s verschwinden.
Seiner Sinnesweise nach mussten ihm energische, heroische Ge-
stalten am besten gelingen. In der That hat auch sein S. Georg in
einer der Nischen von Orsanmicchele durch leichte Entschiedenheit
des Kopfes und der Stellung, durch treffliche Gesammtumrisse und
einfache Behandlung den Vorzug vor seinen meisten übrigen Werken.
Der marmorne David in den Uffizien (Ende des zweiten Ganges) sieht
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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 598. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/620>, abgerufen am 18.12.2024.
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