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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855.

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Gemmen und Münzen.
Farbenschicht als der Grund). Es sind Reliefmotive, allein nur die
ausgesuchtesten, und mit der höchsten Eleganz für den bedingten Stoff
und Raum durchgeführt. Hie und da finden sich auch beliebte Sta-
tuen in diesem kleinen Massstab abgebildet; so verdankt man z. B.
die richtige Restauration des Apollon Sauroktonos einer Gemme. Die
antike Kunst, welche hier ins Kleine hineingeht, erscheint dabei in
ihrer Art so gross als bei irgend einer ihrer Hervorbringungen; sie
hat die Gesetze dieser Gattung auf immer festgestellt und -- man
möchte fast sagen -- sie hat auch deren möglichst schöne Gegenstände
erschöpft 1).

In den gewöhnlichen (concaven) Siegelgemmen wird man eine
Fülle anmuthiger kleinerer Motive, auch scherzhafter und genrehafter
Art finden. -- Zum Ankauf feilgebotener Antiken dieser Gattung ist
nur unter Beihülfe eines geübten Kenners zu rathen.

Von leicht käuflichen Münzen wird der Reisende fast nur römische
zu Gesicht bekommen. Kann er unter diesen sich eine Auswahl von
Kaisern und Anverwandten des augusteischen Hauses, nicht nach der
Seltenheit, sondern nach der Schönheit und guten Erhaltung, ver-
schaffen, so ist dieses ein Besitz, der auf immer Vergnügen gewährt.
-- Mit griechischen Münzen kann man in Unteritalien, und selbst an
kleinen, abgelegenen Orten, arg getäuscht werden; das Schöne und
Echte darunter gehört aber anerkannter Massen zum Trefflichsten, was
es giebt.


1) In Rom ist die vaticanische Bibliothek (nördliches Ende) der Aufbewah-*
rungsort einzelner schöner Cameen, mit welchen zugleich Köpfchen und Sta-
tuetten aus kostbaren Steinen aufgestellt sind. Von den ebendort befindli-
chen Elfenbeinsachen ist Einzelnes (z. B. ein Apollskopf, ein Reliefkopf des
Serapis) von grossem Werthe, das Meiste aber spätrömisch. -- In Florenz
befindet sich die grosse und berühmte mediceische Gemmensammlung in den**
Uffizien. -- In der Bibliothek von S. Marco zu Venedig die berühmte Gemme+
des Zeus Aigiochos.

Gemmen und Münzen.
Farbenschicht als der Grund). Es sind Reliefmotive, allein nur die
ausgesuchtesten, und mit der höchsten Eleganz für den bedingten Stoff
und Raum durchgeführt. Hie und da finden sich auch beliebte Sta-
tuen in diesem kleinen Massstab abgebildet; so verdankt man z. B.
die richtige Restauration des Apollon Sauroktonos einer Gemme. Die
antike Kunst, welche hier ins Kleine hineingeht, erscheint dabei in
ihrer Art so gross als bei irgend einer ihrer Hervorbringungen; sie
hat die Gesetze dieser Gattung auf immer festgestellt und — man
möchte fast sagen — sie hat auch deren möglichst schöne Gegenstände
erschöpft 1).

In den gewöhnlichen (concaven) Siegelgemmen wird man eine
Fülle anmuthiger kleinerer Motive, auch scherzhafter und genrehafter
Art finden. — Zum Ankauf feilgebotener Antiken dieser Gattung ist
nur unter Beihülfe eines geübten Kenners zu rathen.

Von leicht käuflichen Münzen wird der Reisende fast nur römische
zu Gesicht bekommen. Kann er unter diesen sich eine Auswahl von
Kaisern und Anverwandten des augusteischen Hauses, nicht nach der
Seltenheit, sondern nach der Schönheit und guten Erhaltung, ver-
schaffen, so ist dieses ein Besitz, der auf immer Vergnügen gewährt.
— Mit griechischen Münzen kann man in Unteritalien, und selbst an
kleinen, abgelegenen Orten, arg getäuscht werden; das Schöne und
Echte darunter gehört aber anerkannter Massen zum Trefflichsten, was
es giebt.


1) In Rom ist die vaticanische Bibliothek (nördliches Ende) der Aufbewah-*
rungsort einzelner schöner Cameen, mit welchen zugleich Köpfchen und Sta-
tuetten aus kostbaren Steinen aufgestellt sind. Von den ebendort befindli-
chen Elfenbeinsachen ist Einzelnes (z. B. ein Apollskopf, ein Reliefkopf des
Serapis) von grossem Werthe, das Meiste aber spätrömisch. — In Florenz
befindet sich die grosse und berühmte mediceische Gemmensammlung in den**
Uffizien. — In der Bibliothek von S. Marco zu Venedig die berühmte Gemme
des Zeus Aigiochos.
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[551/0573] Gemmen und Münzen. Farbenschicht als der Grund). Es sind Reliefmotive, allein nur die ausgesuchtesten, und mit der höchsten Eleganz für den bedingten Stoff und Raum durchgeführt. Hie und da finden sich auch beliebte Sta- tuen in diesem kleinen Massstab abgebildet; so verdankt man z. B. die richtige Restauration des Apollon Sauroktonos einer Gemme. Die antike Kunst, welche hier ins Kleine hineingeht, erscheint dabei in ihrer Art so gross als bei irgend einer ihrer Hervorbringungen; sie hat die Gesetze dieser Gattung auf immer festgestellt und — man möchte fast sagen — sie hat auch deren möglichst schöne Gegenstände erschöpft 1). In den gewöhnlichen (concaven) Siegelgemmen wird man eine Fülle anmuthiger kleinerer Motive, auch scherzhafter und genrehafter Art finden. — Zum Ankauf feilgebotener Antiken dieser Gattung ist nur unter Beihülfe eines geübten Kenners zu rathen. Von leicht käuflichen Münzen wird der Reisende fast nur römische zu Gesicht bekommen. Kann er unter diesen sich eine Auswahl von Kaisern und Anverwandten des augusteischen Hauses, nicht nach der Seltenheit, sondern nach der Schönheit und guten Erhaltung, ver- schaffen, so ist dieses ein Besitz, der auf immer Vergnügen gewährt. — Mit griechischen Münzen kann man in Unteritalien, und selbst an kleinen, abgelegenen Orten, arg getäuscht werden; das Schöne und Echte darunter gehört aber anerkannter Massen zum Trefflichsten, was es giebt. 1) In Rom ist die vaticanische Bibliothek (nördliches Ende) der Aufbewah- rungsort einzelner schöner Cameen, mit welchen zugleich Köpfchen und Sta- tuetten aus kostbaren Steinen aufgestellt sind. Von den ebendort befindli- chen Elfenbeinsachen ist Einzelnes (z. B. ein Apollskopf, ein Reliefkopf des Serapis) von grossem Werthe, das Meiste aber spätrömisch. — In Florenz befindet sich die grosse und berühmte mediceische Gemmensammlung in den Uffizien. — In der Bibliothek von S. Marco zu Venedig die berühmte Gemme des Zeus Aigiochos.

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Zitationshilfe: Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 551. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/573>, abgerufen am 16.06.2024.