Überdiess besass er bei ganzen Statuen, wenigstens angesehener Personen, auch einen Vortheil. Die würdigste Tracht, die je eines ernsten Mannes Leib bedeckte ist immer die weite herrliche römi- sche Toga mit ihrem doppelten Überschlag über die linke Schulter. Der linke Arm kann frei darunter hervorsehen oder sich darin ver- hüllen; der rechte bleibt nebst der rechten Schulter entweder ganz frei zur edelsten Geberde, oder die Toga zieht sich noch oben längs der Schulter hin, oder sie wird beim Opfer über das Haupt gezogen und lässt dieses dann mit unbeschreiblicher Würde aus dem tiefen Schatten heraustreten. Das linke Bein ist in der Regel das tragende, das rechte das gebogene.
Als diese Gewandung in den Bereich der Kunst gezogen war, liess man sie nicht mehr los. Tausende von Statuen wurden nach diesem Motiv bis in die spätesten Zeiten geschaffen. An denjenigen aus den bessern Jahrhunderten wird der Beschauer mit stets wachsen- der Bewunderung die freie Art und Weise innewerden, mit welcher die einzelnen Künstler das Gegebene behandelten. Er wird vielleicht dabei mancher unserer jetzigen Porträtstatuen und ihrer Cavallerie- mäntel gedenken, welche letztern nebst dem blossen Kopf die Ver- muthung erregen, dass der Betreffende sich während einer Standrede im Winter habe abbilden lassen.
Von dem sehr bedeutenden Vorrath dieser selbst im schlechtesten Fall betrachtenswerthen Gestalten brauchen wir bloss eine zu er- awähnen: den sitzenden sog. Marcellus im Philosophenzimmer des capitolinischen Museums; jedenfalls das Bild eines ausgezeich- neten Staatsmanns und Redners. Hier wirkt nicht bloss das schöne und wunderbar behandelte Kleidungsstück, sondern der Charakter der Stellung, welche sich in jeder Falte ausspricht. So sass nur Dieser und kein Anderer! möchte man sagen.
Andere Togafiguren werden noch bei Gelegenheit erwähnt wer- den. (Diejenigen von Kaisern s. S. 516.) Für den ersten Anlauf bempfehlen wir den Togatus (aus dem Grabe der Servilier) am Anfang cdes Museo Chiaramonti und den schönen greisen Opferer in der Sala della Biga des Vaticans. (Vgl. S. 412, a.)
Antike Sculptur. Togafiguren.
Überdiess besass er bei ganzen Statuen, wenigstens angesehener Personen, auch einen Vortheil. Die würdigste Tracht, die je eines ernsten Mannes Leib bedeckte ist immer die weite herrliche römi- sche Toga mit ihrem doppelten Überschlag über die linke Schulter. Der linke Arm kann frei darunter hervorsehen oder sich darin ver- hüllen; der rechte bleibt nebst der rechten Schulter entweder ganz frei zur edelsten Geberde, oder die Toga zieht sich noch oben längs der Schulter hin, oder sie wird beim Opfer über das Haupt gezogen und lässt dieses dann mit unbeschreiblicher Würde aus dem tiefen Schatten heraustreten. Das linke Bein ist in der Regel das tragende, das rechte das gebogene.
Als diese Gewandung in den Bereich der Kunst gezogen war, liess man sie nicht mehr los. Tausende von Statuen wurden nach diesem Motiv bis in die spätesten Zeiten geschaffen. An denjenigen aus den bessern Jahrhunderten wird der Beschauer mit stets wachsen- der Bewunderung die freie Art und Weise innewerden, mit welcher die einzelnen Künstler das Gegebene behandelten. Er wird vielleicht dabei mancher unserer jetzigen Porträtstatuen und ihrer Cavallerie- mäntel gedenken, welche letztern nebst dem blossen Kopf die Ver- muthung erregen, dass der Betreffende sich während einer Standrede im Winter habe abbilden lassen.
Von dem sehr bedeutenden Vorrath dieser selbst im schlechtesten Fall betrachtenswerthen Gestalten brauchen wir bloss eine zu er- awähnen: den sitzenden sog. Marcellus im Philosophenzimmer des capitolinischen Museums; jedenfalls das Bild eines ausgezeich- neten Staatsmanns und Redners. Hier wirkt nicht bloss das schöne und wunderbar behandelte Kleidungsstück, sondern der Charakter der Stellung, welche sich in jeder Falte ausspricht. So sass nur Dieser und kein Anderer! möchte man sagen.
Andere Togafiguren werden noch bei Gelegenheit erwähnt wer- den. (Diejenigen von Kaisern s. S. 516.) Für den ersten Anlauf bempfehlen wir den Togatus (aus dem Grabe der Servilier) am Anfang cdes Museo Chiaramonti und den schönen greisen Opferer in der Sala della Biga des Vaticans. (Vgl. S. 412, a.)
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Antike Sculptur. Togafiguren.
Überdiess besass er bei ganzen Statuen, wenigstens angesehener
Personen, auch einen Vortheil. Die würdigste Tracht, die je eines
ernsten Mannes Leib bedeckte ist immer die weite herrliche römi-
sche Toga mit ihrem doppelten Überschlag über die linke Schulter.
Der linke Arm kann frei darunter hervorsehen oder sich darin ver-
hüllen; der rechte bleibt nebst der rechten Schulter entweder ganz
frei zur edelsten Geberde, oder die Toga zieht sich noch oben längs
der Schulter hin, oder sie wird beim Opfer über das Haupt gezogen
und lässt dieses dann mit unbeschreiblicher Würde aus dem tiefen
Schatten heraustreten. Das linke Bein ist in der Regel das tragende,
das rechte das gebogene.
Als diese Gewandung in den Bereich der Kunst gezogen war,
liess man sie nicht mehr los. Tausende von Statuen wurden nach
diesem Motiv bis in die spätesten Zeiten geschaffen. An denjenigen
aus den bessern Jahrhunderten wird der Beschauer mit stets wachsen-
der Bewunderung die freie Art und Weise innewerden, mit welcher
die einzelnen Künstler das Gegebene behandelten. Er wird vielleicht
dabei mancher unserer jetzigen Porträtstatuen und ihrer Cavallerie-
mäntel gedenken, welche letztern nebst dem blossen Kopf die Ver-
muthung erregen, dass der Betreffende sich während einer Standrede
im Winter habe abbilden lassen.
Von dem sehr bedeutenden Vorrath dieser selbst im schlechtesten
Fall betrachtenswerthen Gestalten brauchen wir bloss eine zu er-
wähnen: den sitzenden sog. Marcellus im Philosophenzimmer des
capitolinischen Museums; jedenfalls das Bild eines ausgezeich-
neten Staatsmanns und Redners. Hier wirkt nicht bloss das schöne
und wunderbar behandelte Kleidungsstück, sondern der Charakter der
Stellung, welche sich in jeder Falte ausspricht. So sass nur Dieser
und kein Anderer! möchte man sagen.
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Andere Togafiguren werden noch bei Gelegenheit erwähnt wer-
den. (Diejenigen von Kaisern s. S. 516.) Für den ersten Anlauf
empfehlen wir den Togatus (aus dem Grabe der Servilier) am Anfang
des Museo Chiaramonti und den schönen greisen Opferer in der
Sala della Biga des Vaticans. (Vgl. S. 412, a.)
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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 524. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/546>, abgerufen am 18.12.2024.
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