sich reden hören. Der andere, im Museum von Neapel (Halle desa Tiberius), giebt in schöner frühgriechischer Arbeit einen ältern, stren- gern Typus wieder, dem zur vollen Majestät noch die Anmuth fehlt, aus einer Zeit, da die griechische Kunst noch nicht ihre volle har- monische Grösse erreicht hatte; es ist noch die homerische, er- barmungslose Hera 1), während aus der Ludovisischen eine königliche Milde hervorblickt. Verweilen wir noch bei diesem Haupte, so oft und so lange die Strenge des Besitzers die Thür offen lässt! Die göttliche Anmuth liegt wesentlich in der Linie des Mundes und in den nächstliegenden Theilen der Wangen, auch in den nur mässig grossen, mild umrandeten Augen (wie hart und scharf sind die Augen- lieder der neapolitanischen!). Das einzige Leiden ist die Restauration der Nasenspitze, welche man sich auf irgend eine Art verdecken möge.
Von diesem hohen Typus führen verschiedene Pfade abwärts in das Kluge und Schlaue, in das bloss Liebliche, selbst in das Buhle- rische. Eine beträchtliche Anzahl von Büsten geben die Belege hiezu. Wir nennen bloss diejenigen, welche sich zugleich noch merklich an die hohe Grundgestalt anschliessen.
In demselben Hauptsaal der Villa Ludovisi; eine tüchtige römischeb Juno mit Schleier, Diadem und gewirktem Unterkleid. Im Vorsaal: eine geringere aus römischer Zeit, und ein uralter, sehr colossaler Kopf. -- Ein schöner und milder römischer Kopf im Braccio nuovoc des Vaticans. -- Ein anderer in der obern Galerie des Museo capi-d tolino. -- Eine freundlich-galante Juno im Museum von Neapel (Hallee des Tiberius, in der Nähe der berühmtern). -- Eine der strengern, aus römischer Zeit, in den Uffizien zu Florenz (Halle d. Hermaphr.).f -- Eine sehr schöne, vielleicht griechische Büste, flüchtig gearbeitet, sehr abgerieben und durch eine moderne Nase abscheulich entstellt, findet sich im Dogenpalast zu Venedig (Sala de' Busti). Am Diademg Palmetten und zwei Greifen.
1) Wovon ein gemilderter Nachklang auch in der oben erwähnten borghesischen Statue zu erkennen ist.
Hera.
sich reden hören. Der andere, im Museum von Neapel (Halle desa Tiberius), giebt in schöner frühgriechischer Arbeit einen ältern, stren- gern Typus wieder, dem zur vollen Majestät noch die Anmuth fehlt, aus einer Zeit, da die griechische Kunst noch nicht ihre volle har- monische Grösse erreicht hatte; es ist noch die homerische, er- barmungslose Hera 1), während aus der Ludovisischen eine königliche Milde hervorblickt. Verweilen wir noch bei diesem Haupte, so oft und so lange die Strenge des Besitzers die Thür offen lässt! Die göttliche Anmuth liegt wesentlich in der Linie des Mundes und in den nächstliegenden Theilen der Wangen, auch in den nur mässig grossen, mild umrandeten Augen (wie hart und scharf sind die Augen- lieder der neapolitanischen!). Das einzige Leiden ist die Restauration der Nasenspitze, welche man sich auf irgend eine Art verdecken möge.
Von diesem hohen Typus führen verschiedene Pfade abwärts in das Kluge und Schlaue, in das bloss Liebliche, selbst in das Buhle- rische. Eine beträchtliche Anzahl von Büsten geben die Belege hiezu. Wir nennen bloss diejenigen, welche sich zugleich noch merklich an die hohe Grundgestalt anschliessen.
In demselben Hauptsaal der Villa Ludovisi; eine tüchtige römischeb Juno mit Schleier, Diadem und gewirktem Unterkleid. Im Vorsaal: eine geringere aus römischer Zeit, und ein uralter, sehr colossaler Kopf. — Ein schöner und milder römischer Kopf im Braccio nuovoc des Vaticans. — Ein anderer in der obern Galerie des Museo capi-d tolino. — Eine freundlich-galante Juno im Museum von Neapel (Hallee des Tiberius, in der Nähe der berühmtern). — Eine der strengern, aus römischer Zeit, in den Uffizien zu Florenz (Halle d. Hermaphr.).f — Eine sehr schöne, vielleicht griechische Büste, flüchtig gearbeitet, sehr abgerieben und durch eine moderne Nase abscheulich entstellt, findet sich im Dogenpalast zu Venedig (Sala de’ Busti). Am Diademg Palmetten und zwei Greifen.
1) Wovon ein gemilderter Nachklang auch in der oben erwähnten borghesischen Statue zu erkennen ist.
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Hera.
sich reden hören. Der andere, im Museum von Neapel (Halle des
Tiberius), giebt in schöner frühgriechischer Arbeit einen ältern, stren-
gern Typus wieder, dem zur vollen Majestät noch die Anmuth fehlt,
aus einer Zeit, da die griechische Kunst noch nicht ihre volle har-
monische Grösse erreicht hatte; es ist noch die homerische, er-
barmungslose Hera 1), während aus der Ludovisischen eine königliche
Milde hervorblickt. Verweilen wir noch bei diesem Haupte, so oft
und so lange die Strenge des Besitzers die Thür offen lässt! Die
göttliche Anmuth liegt wesentlich in der Linie des Mundes und in
den nächstliegenden Theilen der Wangen, auch in den nur mässig
grossen, mild umrandeten Augen (wie hart und scharf sind die Augen-
lieder der neapolitanischen!). Das einzige Leiden ist die Restauration
der Nasenspitze, welche man sich auf irgend eine Art verdecken
möge.
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Von diesem hohen Typus führen verschiedene Pfade abwärts in
das Kluge und Schlaue, in das bloss Liebliche, selbst in das Buhle-
rische. Eine beträchtliche Anzahl von Büsten geben die Belege hiezu.
Wir nennen bloss diejenigen, welche sich zugleich noch merklich an
die hohe Grundgestalt anschliessen.
In demselben Hauptsaal der Villa Ludovisi; eine tüchtige römische
Juno mit Schleier, Diadem und gewirktem Unterkleid. Im Vorsaal:
eine geringere aus römischer Zeit, und ein uralter, sehr colossaler
Kopf. — Ein schöner und milder römischer Kopf im Braccio nuovo
des Vaticans. — Ein anderer in der obern Galerie des Museo capi-
tolino. — Eine freundlich-galante Juno im Museum von Neapel (Halle
des Tiberius, in der Nähe der berühmtern). — Eine der strengern,
aus römischer Zeit, in den Uffizien zu Florenz (Halle d. Hermaphr.).
— Eine sehr schöne, vielleicht griechische Büste, flüchtig gearbeitet,
sehr abgerieben und durch eine moderne Nase abscheulich entstellt,
findet sich im Dogenpalast zu Venedig (Sala de’ Busti). Am Diadem
Palmetten und zwei Greifen.
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Statue zu erkennen ist.
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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 427. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/449>, abgerufen am 18.12.2024.
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