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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855.

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Villen und Gärten.
sind. (Der Verfasser ersucht um Nachsicht wegen seiner mangelhaften
Kenntniss des Gegenstandes.)

Die Anfänge dieses Styles sind unbekannt. Man liest wohl von
einzelnen prächtigen Anlagen aus dem XV. Jahrhundert und die Hin-
atergründe damaliger Malereien (Benozzo Gozzoli im Campo santo zu
Pisa etc.) geben auch eine Art von Phantasiebild, allein keine dieser
Anlagen ist irgend kenntlich erhalten.

Im XVI. Jahrhundert möchte Bramante's ursprünglicher Ent-
bwurf zu dem grossen vaticanischen Hof (Seite 306) eine bedeutende
Anregung zu grandioser künstlerischer Behandlung der Gärten gege-
ben haben, besonders durch die Doppeltreppe mit Grotten, deren Stelle
jetzt die Bibliothek und der Braccio nuovo einnehmen. Der jetzige
cgrosse Garten hinter dem Vatican rührt auch noch aus dem XVI. Jahr-
hundert her und giebt wenigstens einen Begriff von den Hauptprin-
cipien der spätern Gartenkunst: Anlage in architektonischen Linien,
welche mit den Gebäuden in Harmonie stehen; ein tiefliegender wind-
geschützter Prunkgarten mit figurirten Blumenbeeten und Fontainen;
umgeben durch hochliegende Terrassen (als stylisirten Ausdruck des
Abhanges) mit bedeutender immergrüner Vegetation, besonders Eichen.
Vielleicht hat gerade die Villa Pia ihre echte alte Umgebung nicht
mehr (Seite 316, e).

Das reichste, durch Naturvorzüge ewig unerreichbare Beispiel eines
dPrachtgartens bietet dann die schon 1549 angelegte Villa d'Este
in Tivoli. Der steile Abhang und die vom Gewaltigen bis ins Nied-
liche unter allen Formen benützte Wassermasse des Teverone waren
Elemente, die anderswo sich nicht wieder so zusammenfanden. Das
zu Grunde liegende Gefühl ist übrigens noch ganz das phantastische
des XVI. Jahrhunderts, welches steile Absätze und den Abschluss
der Perspective durch wunderliche Gebäude und Sculpturen liebte.
eAls kleinere Anlage aus nicht viel späterer Zeit ist der schöne Garten
des Pal. Colonna in Rom zu nennen. Die drei bedeutendsten rö-
mischen Gartenanlagen des XVI. Jahrhunderts sind freilich unterge-
gangen (bei Villa Madama, bei Vigna di Papa Giulio und die Orti
Farnesiani auf dem Palatin, eine Schöpfung Vignola's), sodass ein
Durchschnittsurtheil kaum zu geben ist. Der Garten an der Farnesina
im Trastevere hat keinen höhern Zusammenhang mit dem Gebäude.

Villen und Gärten.
sind. (Der Verfasser ersucht um Nachsicht wegen seiner mangelhaften
Kenntniss des Gegenstandes.)

Die Anfänge dieses Styles sind unbekannt. Man liest wohl von
einzelnen prächtigen Anlagen aus dem XV. Jahrhundert und die Hin-
atergründe damaliger Malereien (Benozzo Gozzoli im Campo santo zu
Pisa etc.) geben auch eine Art von Phantasiebild, allein keine dieser
Anlagen ist irgend kenntlich erhalten.

Im XVI. Jahrhundert möchte Bramante’s ursprünglicher Ent-
bwurf zu dem grossen vaticanischen Hof (Seite 306) eine bedeutende
Anregung zu grandioser künstlerischer Behandlung der Gärten gege-
ben haben, besonders durch die Doppeltreppe mit Grotten, deren Stelle
jetzt die Bibliothek und der Braccio nuovo einnehmen. Der jetzige
cgrosse Garten hinter dem Vatican rührt auch noch aus dem XVI. Jahr-
hundert her und giebt wenigstens einen Begriff von den Hauptprin-
cipien der spätern Gartenkunst: Anlage in architektonischen Linien,
welche mit den Gebäuden in Harmonie stehen; ein tiefliegender wind-
geschützter Prunkgarten mit figurirten Blumenbeeten und Fontainen;
umgeben durch hochliegende Terrassen (als stylisirten Ausdruck des
Abhanges) mit bedeutender immergrüner Vegetation, besonders Eichen.
Vielleicht hat gerade die Villa Pia ihre echte alte Umgebung nicht
mehr (Seite 316, e).

Das reichste, durch Naturvorzüge ewig unerreichbare Beispiel eines
dPrachtgartens bietet dann die schon 1549 angelegte Villa d’Este
in Tivoli. Der steile Abhang und die vom Gewaltigen bis ins Nied-
liche unter allen Formen benützte Wassermasse des Teverone waren
Elemente, die anderswo sich nicht wieder so zusammenfanden. Das
zu Grunde liegende Gefühl ist übrigens noch ganz das phantastische
des XVI. Jahrhunderts, welches steile Absätze und den Abschluss
der Perspective durch wunderliche Gebäude und Sculpturen liebte.
eAls kleinere Anlage aus nicht viel späterer Zeit ist der schöne Garten
des Pal. Colonna in Rom zu nennen. Die drei bedeutendsten rö-
mischen Gartenanlagen des XVI. Jahrhunderts sind freilich unterge-
gangen (bei Villa Madama, bei Vigna di Papa Giulio und die Orti
Farnesiani auf dem Palatin, eine Schöpfung Vignola’s), sodass ein
Durchschnittsurtheil kaum zu geben ist. Der Garten an der Farnesina
im Trastevere hat keinen höhern Zusammenhang mit dem Gebäude.

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[400/0422] Villen und Gärten. sind. (Der Verfasser ersucht um Nachsicht wegen seiner mangelhaften Kenntniss des Gegenstandes.) Die Anfänge dieses Styles sind unbekannt. Man liest wohl von einzelnen prächtigen Anlagen aus dem XV. Jahrhundert und die Hin- tergründe damaliger Malereien (Benozzo Gozzoli im Campo santo zu Pisa etc.) geben auch eine Art von Phantasiebild, allein keine dieser Anlagen ist irgend kenntlich erhalten. a Im XVI. Jahrhundert möchte Bramante’s ursprünglicher Ent- wurf zu dem grossen vaticanischen Hof (Seite 306) eine bedeutende Anregung zu grandioser künstlerischer Behandlung der Gärten gege- ben haben, besonders durch die Doppeltreppe mit Grotten, deren Stelle jetzt die Bibliothek und der Braccio nuovo einnehmen. Der jetzige grosse Garten hinter dem Vatican rührt auch noch aus dem XVI. Jahr- hundert her und giebt wenigstens einen Begriff von den Hauptprin- cipien der spätern Gartenkunst: Anlage in architektonischen Linien, welche mit den Gebäuden in Harmonie stehen; ein tiefliegender wind- geschützter Prunkgarten mit figurirten Blumenbeeten und Fontainen; umgeben durch hochliegende Terrassen (als stylisirten Ausdruck des Abhanges) mit bedeutender immergrüner Vegetation, besonders Eichen. Vielleicht hat gerade die Villa Pia ihre echte alte Umgebung nicht mehr (Seite 316, e). b c Das reichste, durch Naturvorzüge ewig unerreichbare Beispiel eines Prachtgartens bietet dann die schon 1549 angelegte Villa d’Este in Tivoli. Der steile Abhang und die vom Gewaltigen bis ins Nied- liche unter allen Formen benützte Wassermasse des Teverone waren Elemente, die anderswo sich nicht wieder so zusammenfanden. Das zu Grunde liegende Gefühl ist übrigens noch ganz das phantastische des XVI. Jahrhunderts, welches steile Absätze und den Abschluss der Perspective durch wunderliche Gebäude und Sculpturen liebte. Als kleinere Anlage aus nicht viel späterer Zeit ist der schöne Garten des Pal. Colonna in Rom zu nennen. Die drei bedeutendsten rö- mischen Gartenanlagen des XVI. Jahrhunderts sind freilich unterge- gangen (bei Villa Madama, bei Vigna di Papa Giulio und die Orti Farnesiani auf dem Palatin, eine Schöpfung Vignola’s), sodass ein Durchschnittsurtheil kaum zu geben ist. Der Garten an der Farnesina im Trastevere hat keinen höhern Zusammenhang mit dem Gebäude. d e

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Zitationshilfe: Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 400. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/422>, abgerufen am 18.12.2024.