abbrach. Das Mittelalter hatte sie auch nur von irgend einem antiken Gebäude genommen, und wir dürfen vermuthen, dass sie ihre jetzige, dritte Bestimmung harmonischer erfüllen als die zweite. Es sind 26 im Erdgeschoss, 26 im mittlern Stockwerk, mit leichten, weiten Bogen; das Obergeschoss wiederholt das Motiv desjenigen der Fassade, nur mit je einem Pilaster zwischen den Fenstern, statt zweier. Der wun- derbare Eindruck des Hofes macht jedes weitere Wort überflüssig.
Die Kirche S. Lorenzo endlich, wie sie Bramante neu baute,a ist trotz moderner Vermörtelung noch eines der schönsten und eigen- thümlichsten Interieurs; ein grosses gewölbtes Viereck, mit Hallen trefflich detaillirter Pfeiler auf drei Seiten; hinten die Tribuna; mit fast ausschliesslichem Oberlicht durch das mächtige Halbrundfenster links; reich an malerisch beleuchteten Durchblicken verschiedener Art.
Wir wissen nicht war es Bramante's eigne Überzeugung von der abgeschlossenen Vollkommenheit seiner Fassade, oder das Verlangen des Bauherrn, was ihn bewog, das Wesentliche derselben an dem schönen Palast auf Piazza Scossacavalli zu wiederholen. (Später Pal.b Giraud, jetzt Torlonia benannt). Das Wichtigste aber sind die Unter- schiede zwischen beiden; es wird nicht bloss ein Stück aus dem lan- gen Horizontalbau der Cancelleria wiederholt, sondern die geringere Ausdehnung zu einer ganz neuen Wirkung benützt; das Erdgeschoss höher und strenger, die obern Geschosse niedriger, die Fenster des mittlern grösser gebildet. Das Portal auch hier neuer und schlecht 1); der Hof ein überaus einfacher Pfeilerbau mit Bogen und Pilastern.
Auf die einfachsten Elemente reducirt findet man Bramante's Pa- lastbauart in dem zierlichen kleinen Hause eines päpstlichen Schrei-c bers Turinus gegenüber dem Governo vecchio. Wenn wir hier auf Bramante wenigstens rathen dürfen, so ist dagegen der ihm wirklich zugeschriebene Pal. Sora (jetzt Caserne, unweit Chiesa nuova) dasd Werk eines Stümpers jener Zeit.
Endlich war Bramante der glückliche Meister, welcher dem vati-e canischen Palast seine Gestalt geben sollte. Seit Nicolaus V hatten die grössten Architekten (S. 172) Pläne gemacht; durch Un-
1) Die Portale der Renaissance haben vorzüglich, seit das Fahren allgemeine Sitte wurde, den breitern Barockportalen weichen müssen. In Neapel (S. 196, g) waren es von jeher breite und hohe Einfahrten.
B. Cicerone. 20
Bramante. Cancelleria. Pal. Giraud.
abbrach. Das Mittelalter hatte sie auch nur von irgend einem antiken Gebäude genommen, und wir dürfen vermuthen, dass sie ihre jetzige, dritte Bestimmung harmonischer erfüllen als die zweite. Es sind 26 im Erdgeschoss, 26 im mittlern Stockwerk, mit leichten, weiten Bogen; das Obergeschoss wiederholt das Motiv desjenigen der Fassade, nur mit je einem Pilaster zwischen den Fenstern, statt zweier. Der wun- derbare Eindruck des Hofes macht jedes weitere Wort überflüssig.
Die Kirche S. Lorenzo endlich, wie sie Bramante neu baute,a ist trotz moderner Vermörtelung noch eines der schönsten und eigen- thümlichsten Interieurs; ein grosses gewölbtes Viereck, mit Hallen trefflich detaillirter Pfeiler auf drei Seiten; hinten die Tribuna; mit fast ausschliesslichem Oberlicht durch das mächtige Halbrundfenster links; reich an malerisch beleuchteten Durchblicken verschiedener Art.
Wir wissen nicht war es Bramante’s eigne Überzeugung von der abgeschlossenen Vollkommenheit seiner Fassade, oder das Verlangen des Bauherrn, was ihn bewog, das Wesentliche derselben an dem schönen Palast auf Piazza Scossacavalli zu wiederholen. (Später Pal.b Giraud, jetzt Torlonia benannt). Das Wichtigste aber sind die Unter- schiede zwischen beiden; es wird nicht bloss ein Stück aus dem lan- gen Horizontalbau der Cancelleria wiederholt, sondern die geringere Ausdehnung zu einer ganz neuen Wirkung benützt; das Erdgeschoss höher und strenger, die obern Geschosse niedriger, die Fenster des mittlern grösser gebildet. Das Portal auch hier neuer und schlecht 1); der Hof ein überaus einfacher Pfeilerbau mit Bogen und Pilastern.
Auf die einfachsten Elemente reducirt findet man Bramante’s Pa- lastbauart in dem zierlichen kleinen Hause eines päpstlichen Schrei-c bers Turinus gegenüber dem Governo vecchio. Wenn wir hier auf Bramante wenigstens rathen dürfen, so ist dagegen der ihm wirklich zugeschriebene Pal. Sora (jetzt Caserne, unweit Chiesa nuova) dasd Werk eines Stümpers jener Zeit.
Endlich war Bramante der glückliche Meister, welcher dem vati-e canischen Palast seine Gestalt geben sollte. Seit Nicolaus V hatten die grössten Architekten (S. 172) Pläne gemacht; durch Un-
1) Die Portale der Renaissance haben vorzüglich, seit das Fahren allgemeine Sitte wurde, den breitern Barockportalen weichen müssen. In Neapel (S. 196, g) waren es von jeher breite und hohe Einfahrten.
B. Cicerone. 20
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Bramante. Cancelleria. Pal. Giraud.
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Gebäude genommen, und wir dürfen vermuthen, dass sie ihre jetzige,
dritte Bestimmung harmonischer erfüllen als die zweite. Es sind 26
im Erdgeschoss, 26 im mittlern Stockwerk, mit leichten, weiten Bogen;
das Obergeschoss wiederholt das Motiv desjenigen der Fassade, nur
mit je einem Pilaster zwischen den Fenstern, statt zweier. Der wun-
derbare Eindruck des Hofes macht jedes weitere Wort überflüssig.
Die Kirche S. Lorenzo endlich, wie sie Bramante neu baute,
ist trotz moderner Vermörtelung noch eines der schönsten und eigen-
thümlichsten Interieurs; ein grosses gewölbtes Viereck, mit Hallen
trefflich detaillirter Pfeiler auf drei Seiten; hinten die Tribuna; mit
fast ausschliesslichem Oberlicht durch das mächtige Halbrundfenster
links; reich an malerisch beleuchteten Durchblicken verschiedener Art.
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Wir wissen nicht war es Bramante’s eigne Überzeugung von der
abgeschlossenen Vollkommenheit seiner Fassade, oder das Verlangen
des Bauherrn, was ihn bewog, das Wesentliche derselben an dem
schönen Palast auf Piazza Scossacavalli zu wiederholen. (Später Pal.
Giraud, jetzt Torlonia benannt). Das Wichtigste aber sind die Unter-
schiede zwischen beiden; es wird nicht bloss ein Stück aus dem lan-
gen Horizontalbau der Cancelleria wiederholt, sondern die geringere
Ausdehnung zu einer ganz neuen Wirkung benützt; das Erdgeschoss
höher und strenger, die obern Geschosse niedriger, die Fenster des
mittlern grösser gebildet. Das Portal auch hier neuer und schlecht 1);
der Hof ein überaus einfacher Pfeilerbau mit Bogen und Pilastern.
b
Auf die einfachsten Elemente reducirt findet man Bramante’s Pa-
lastbauart in dem zierlichen kleinen Hause eines päpstlichen Schrei-
bers Turinus gegenüber dem Governo vecchio. Wenn wir hier auf
Bramante wenigstens rathen dürfen, so ist dagegen der ihm wirklich
zugeschriebene Pal. Sora (jetzt Caserne, unweit Chiesa nuova) das
Werk eines Stümpers jener Zeit.
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Endlich war Bramante der glückliche Meister, welcher dem vati-
canischen Palast seine Gestalt geben sollte. Seit Nicolaus V
hatten die grössten Architekten (S. 172) Pläne gemacht; durch Un-
e
1) Die Portale der Renaissance haben vorzüglich, seit das Fahren allgemeine
Sitte wurde, den breitern Barockportalen weichen müssen. In Neapel (S. 196, g)
waren es von jeher breite und hohe Einfahrten.
B. Cicerone. 20
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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/327>, abgerufen am 20.12.2024.
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