Fruchtschnüren, Köpfen u. s. w.; über diese hängen oben prachtvolle farbige Fruchtschnüre herunter, an welchen Putten herumklettern. Von den dunkelblauen Gewölben heben sich die Rippen als grüne Laub- wulste mit grauen Arabesken eingefasst ab; im Polygon schwingt sich von Rippe zu Rippe die reichste Fruchtschnur mit weissen Bändern; im Quadrat umgeben ähnliche Fruchtschnüre die Medaillons mit den Evangelisten auf Goldgrund. Der übrige blaue Raum dient als Hin- tergrund für die Gestalten des Gottvater, einiger Apostel und (im Quadrat) rother geflügelter Putten mit Spruchbändern. (Alles so weit erhalten, dass man sich den Eindruck des Ganzen herstellen kann.)
Ungleich tiefer steht bei aller Pracht und Zierlichkeit die Deco- aration der Capella S. Biagio (links) an S. Nazario e Celso zu Verona, ein frühes Werk des in der Folge als Architekt berühmten Giov. Maria Falconetto. (Auch das Figürliche zum Theil von ihm, zum Theil von Franc. Morone.) Weder in dem viereckigen Unterbau und dem polygonen Ausbau noch in der Kuppel folgt Einfarbiges, Mehr- farbiges, Goldfarbiges mit der rechten Consequenz aufeinander; aber die Detailwirkung ist noch in dem kläglichen Zustande des Ganzen eine sehr angenehme. In der Kuppel zwei Kreise Cassetten für Engel- gestalten; der Cylinder mit steinfarbener Pilasterstellung für Heilige; der Fries darunter ein Nereidenzug auf farbigem Grunde; an den Zwickeln die farbigen Evangelisten zwischen steinfarbenen scheinbaren Reliefs etc.
Den Ausgang der paduanischen Weise in die der classischen Zeit bezeichnet dann recht schön und würdig die Gewölbeverzierung in bder Sacristei von S. Maria in organo zu Verona, von Franc. Mo- rone, welcher wenigstens die eigentlichen Malereien geschaffen hat.
Eine Auswahl von guten gemalten Arabesken für schmale Wand- cstreifen bietet S. Nazario e Celso in Verona (Füllungen an den Pfei- lern zwischen den Seitenaltären); Fruchtschnüre mit und ohne Putten, goldene Candelaber, Ziergeräthe aller Art etc. auf dunklem Grunde. (Um 1530?)
Für Parma scheint ein im historischen Fach unbedeutender Ma- ler, Alessandro Araldi (+ 1528), der Hauptrepräsentant der von
Renaissance. Decorirende Malerei. Verona.
Fruchtschnüren, Köpfen u. s. w.; über diese hängen oben prachtvolle farbige Fruchtschnüre herunter, an welchen Putten herumklettern. Von den dunkelblauen Gewölben heben sich die Rippen als grüne Laub- wulste mit grauen Arabesken eingefasst ab; im Polygon schwingt sich von Rippe zu Rippe die reichste Fruchtschnur mit weissen Bändern; im Quadrat umgeben ähnliche Fruchtschnüre die Medaillons mit den Evangelisten auf Goldgrund. Der übrige blaue Raum dient als Hin- tergrund für die Gestalten des Gottvater, einiger Apostel und (im Quadrat) rother geflügelter Putten mit Spruchbändern. (Alles so weit erhalten, dass man sich den Eindruck des Ganzen herstellen kann.)
Ungleich tiefer steht bei aller Pracht und Zierlichkeit die Deco- aration der Capella S. Biagio (links) an S. Nazario e Celso zu Verona, ein frühes Werk des in der Folge als Architekt berühmten Giov. Maria Falconetto. (Auch das Figürliche zum Theil von ihm, zum Theil von Franc. Morone.) Weder in dem viereckigen Unterbau und dem polygonen Ausbau noch in der Kuppel folgt Einfarbiges, Mehr- farbiges, Goldfarbiges mit der rechten Consequenz aufeinander; aber die Detailwirkung ist noch in dem kläglichen Zustande des Ganzen eine sehr angenehme. In der Kuppel zwei Kreise Cassetten für Engel- gestalten; der Cylinder mit steinfarbener Pilasterstellung für Heilige; der Fries darunter ein Nereidenzug auf farbigem Grunde; an den Zwickeln die farbigen Evangelisten zwischen steinfarbenen scheinbaren Reliefs etc.
Den Ausgang der paduanischen Weise in die der classischen Zeit bezeichnet dann recht schön und würdig die Gewölbeverzierung in bder Sacristei von S. Maria in organo zu Verona, von Franc. Mo- rone, welcher wenigstens die eigentlichen Malereien geschaffen hat.
Eine Auswahl von guten gemalten Arabesken für schmale Wand- cstreifen bietet S. Nazario e Celso in Verona (Füllungen an den Pfei- lern zwischen den Seitenaltären); Fruchtschnüre mit und ohne Putten, goldene Candelaber, Ziergeräthe aller Art etc. auf dunklem Grunde. (Um 1530?)
Für Parma scheint ein im historischen Fach unbedeutender Ma- ler, Alessandro Araldi († 1528), der Hauptrepräsentant der von
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0302"n="280"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Renaissance. Decorirende Malerei. Verona.</hi></fw><lb/>
Fruchtschnüren, Köpfen u. s. w.; über diese hängen oben prachtvolle<lb/>
farbige Fruchtschnüre herunter, an welchen Putten herumklettern. Von<lb/>
den dunkelblauen Gewölben heben sich die Rippen als grüne Laub-<lb/>
wulste mit grauen Arabesken eingefasst ab; im Polygon schwingt sich<lb/>
von Rippe zu Rippe die reichste Fruchtschnur mit weissen Bändern;<lb/>
im Quadrat umgeben ähnliche Fruchtschnüre die Medaillons mit den<lb/>
Evangelisten auf Goldgrund. Der übrige blaue Raum dient als Hin-<lb/>
tergrund für die Gestalten des Gottvater, einiger Apostel und (im<lb/>
Quadrat) rother geflügelter Putten mit Spruchbändern. (Alles so weit<lb/>
erhalten, dass man sich den Eindruck des Ganzen herstellen kann.)</p><lb/><p>Ungleich tiefer steht bei aller Pracht und Zierlichkeit die Deco-<lb/><noteplace="left">a</note>ration der Capella S. Biagio (links) an S. Nazario e Celso zu Verona,<lb/>
ein frühes Werk des in der Folge als Architekt berühmten <hirendition="#g">Giov.<lb/>
Maria Falconetto</hi>. (Auch das Figürliche zum Theil von ihm, zum<lb/>
Theil von Franc. Morone.) Weder in dem viereckigen Unterbau und<lb/>
dem polygonen Ausbau noch in der Kuppel folgt Einfarbiges, Mehr-<lb/>
farbiges, Goldfarbiges mit der rechten Consequenz aufeinander; aber<lb/>
die Detailwirkung ist noch in dem kläglichen Zustande des Ganzen<lb/>
eine sehr angenehme. In der Kuppel zwei Kreise Cassetten für Engel-<lb/>
gestalten; der Cylinder mit steinfarbener Pilasterstellung für Heilige;<lb/>
der Fries darunter ein Nereidenzug auf farbigem Grunde; an den<lb/>
Zwickeln die farbigen Evangelisten zwischen steinfarbenen scheinbaren<lb/>
Reliefs etc.</p><lb/><p>Den Ausgang der paduanischen Weise in die der classischen Zeit<lb/>
bezeichnet dann recht schön und würdig die Gewölbeverzierung in<lb/><noteplace="left">b</note>der Sacristei von S. Maria in organo zu Verona, von <hirendition="#g">Franc. Mo-<lb/>
rone</hi>, welcher wenigstens die eigentlichen Malereien geschaffen hat.</p><lb/><p>Eine Auswahl von guten gemalten Arabesken für schmale Wand-<lb/><noteplace="left">c</note>streifen bietet S. Nazario e Celso in Verona (Füllungen an den Pfei-<lb/>
lern zwischen den Seitenaltären); Fruchtschnüre mit und ohne Putten,<lb/>
goldene Candelaber, Ziergeräthe aller Art etc. auf dunklem Grunde.<lb/>
(Um 1530?)</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p>Für <hirendition="#g">Parma</hi> scheint ein im historischen Fach unbedeutender Ma-<lb/>
ler, <hirendition="#g">Alessandro Araldi</hi> († 1528), der Hauptrepräsentant der von<lb/></p></div></body></text></TEI>
[280/0302]
Renaissance. Decorirende Malerei. Verona.
Fruchtschnüren, Köpfen u. s. w.; über diese hängen oben prachtvolle
farbige Fruchtschnüre herunter, an welchen Putten herumklettern. Von
den dunkelblauen Gewölben heben sich die Rippen als grüne Laub-
wulste mit grauen Arabesken eingefasst ab; im Polygon schwingt sich
von Rippe zu Rippe die reichste Fruchtschnur mit weissen Bändern;
im Quadrat umgeben ähnliche Fruchtschnüre die Medaillons mit den
Evangelisten auf Goldgrund. Der übrige blaue Raum dient als Hin-
tergrund für die Gestalten des Gottvater, einiger Apostel und (im
Quadrat) rother geflügelter Putten mit Spruchbändern. (Alles so weit
erhalten, dass man sich den Eindruck des Ganzen herstellen kann.)
Ungleich tiefer steht bei aller Pracht und Zierlichkeit die Deco-
ration der Capella S. Biagio (links) an S. Nazario e Celso zu Verona,
ein frühes Werk des in der Folge als Architekt berühmten Giov.
Maria Falconetto. (Auch das Figürliche zum Theil von ihm, zum
Theil von Franc. Morone.) Weder in dem viereckigen Unterbau und
dem polygonen Ausbau noch in der Kuppel folgt Einfarbiges, Mehr-
farbiges, Goldfarbiges mit der rechten Consequenz aufeinander; aber
die Detailwirkung ist noch in dem kläglichen Zustande des Ganzen
eine sehr angenehme. In der Kuppel zwei Kreise Cassetten für Engel-
gestalten; der Cylinder mit steinfarbener Pilasterstellung für Heilige;
der Fries darunter ein Nereidenzug auf farbigem Grunde; an den
Zwickeln die farbigen Evangelisten zwischen steinfarbenen scheinbaren
Reliefs etc.
a
Den Ausgang der paduanischen Weise in die der classischen Zeit
bezeichnet dann recht schön und würdig die Gewölbeverzierung in
der Sacristei von S. Maria in organo zu Verona, von Franc. Mo-
rone, welcher wenigstens die eigentlichen Malereien geschaffen hat.
b
Eine Auswahl von guten gemalten Arabesken für schmale Wand-
streifen bietet S. Nazario e Celso in Verona (Füllungen an den Pfei-
lern zwischen den Seitenaltären); Fruchtschnüre mit und ohne Putten,
goldene Candelaber, Ziergeräthe aller Art etc. auf dunklem Grunde.
(Um 1530?)
c
Für Parma scheint ein im historischen Fach unbedeutender Ma-
ler, Alessandro Araldi († 1528), der Hauptrepräsentant der von
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/302>, abgerufen am 18.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.