Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855.

Bild:
<< vorherige Seite

Renaissance-Decoration in Holz.
adalena de' Pazzi. -- Ein einfach schöner um die Nische eines von
Lionardo del Tasso gearbeiteten S. Sebastian in S. Ambrogio (links).
-- Von Caroto, einem tüchtigen Decorator des XVI. Jahrhunderts,
bdie Nische um die Madonna des Alberto di Arnoldo im Bigallo. (Ar-
chivraum.) -- Wie oft und wie stark der kostbaren Holzschnitzerei
durch Stucco nachgeholfen wurde, weiss ich allerdings nicht anzugeben.

Endlich mögen hier einige geschnitzte Decken angeführt wer-
den, in deren Pracht die Renaissance bisweilen keine Schranken kannte.
Sie sind sämmtlich auf starkfarbig (mit Teppichen, Malereien etc.) de-
corirte Wände berechnet und sehen, wo diess mangelt, um so schwerer
aus, da die Vergoldung meist erblichen und das Holz stark nachge-
cbräunt ist. Die reichste, noch aus dem XV. Jahrhundert, ist die der
Sala de' Gigli im Pal. vecchio (sechseckige Cassetten, ringsum ein
Löwenfries); die der anstossenden Sala d'Udienza, von Marco del
Tasso, scheint etwas neuer. Einfacher und leichter die Decken in
dPrivatgebäuden, z. B. im Pal. Guadagni (Vorsaal des ersten Stockes).
Andere Decken florentinischer Künstler sind bei Anlass Roms zu er-
wähnen. -- Nach dem Entwurf Michelangelo's soll dann die sehr
eschöne Decke der Bibl. Laurenziana gearbeitet sein; sie hat viel grös-
sere Eintheilungen und eine freiere vegetabilische Verzierung; unten
wiederholt der Ziegelboden dieselbe Zeichnung. (Fantozzi schreibt
auch die vergoldete Decke in der Kirche der Benedictinerinnen von
S. Apollonia, Via S. Gallo N. 5747, dem M. Angelo zu; der Verfasser
hat sie nicht gesehen.) Auf diesem Princip baute Segaloni weiter,
fder 1625 die Decke der Badia entwarf, eines der trefflichsten Werke
dieser Art, von glücklich gemischtem architektonischem und vegetabi-
lischem Reichthum, freilich ohne alle organische Verbindung mit dem
gGebäude. -- Die Decke der Annunziata, von Ciro Ferri, im späten
und schon flauen Barockstyl.


gen auf die beiden (gemeisselten) Pilaster zukommen. Der grosse Giov.
*Bellini in S. Zaccaria zu Venedig ist ein sprechendes Beispiel, ebenso der-
**jenige in S. Giovanni e Paolo (erster Altar rechts). -- Über die florentini-
schen Rahmen ist eine Stelle bei Vasari (Leben des Fra Bartolommeo) be-
lehrend.

Renaissance-Decoration in Holz.
adalena de’ Pazzi. — Ein einfach schöner um die Nische eines von
Lionardo del Tasso gearbeiteten S. Sebastian in S. Ambrogio (links).
Von Caroto, einem tüchtigen Decorator des XVI. Jahrhunderts,
bdie Nische um die Madonna des Alberto di Arnoldo im Bigallo. (Ar-
chivraum.) — Wie oft und wie stark der kostbaren Holzschnitzerei
durch Stucco nachgeholfen wurde, weiss ich allerdings nicht anzugeben.

Endlich mögen hier einige geschnitzte Decken angeführt wer-
den, in deren Pracht die Renaissance bisweilen keine Schranken kannte.
Sie sind sämmtlich auf starkfarbig (mit Teppichen, Malereien etc.) de-
corirte Wände berechnet und sehen, wo diess mangelt, um so schwerer
aus, da die Vergoldung meist erblichen und das Holz stark nachge-
cbräunt ist. Die reichste, noch aus dem XV. Jahrhundert, ist die der
Sala de’ Gigli im Pal. vecchio (sechseckige Cassetten, ringsum ein
Löwenfries); die der anstossenden Sala d’Udienza, von Marco del
Tasso, scheint etwas neuer. Einfacher und leichter die Decken in
dPrivatgebäuden, z. B. im Pal. Guadagni (Vorsaal des ersten Stockes).
Andere Decken florentinischer Künstler sind bei Anlass Roms zu er-
wähnen. — Nach dem Entwurf Michelangelo’s soll dann die sehr
eschöne Decke der Bibl. Laurenziana gearbeitet sein; sie hat viel grös-
sere Eintheilungen und eine freiere vegetabilische Verzierung; unten
wiederholt der Ziegelboden dieselbe Zeichnung. (Fantozzi schreibt
auch die vergoldete Decke in der Kirche der Benedictinerinnen von
S. Apollonia, Via S. Gallo N. 5747, dem M. Angelo zu; der Verfasser
hat sie nicht gesehen.) Auf diesem Princip baute Segaloni weiter,
fder 1625 die Decke der Badia entwarf, eines der trefflichsten Werke
dieser Art, von glücklich gemischtem architektonischem und vegetabi-
lischem Reichthum, freilich ohne alle organische Verbindung mit dem
gGebäude. — Die Decke der Annunziata, von Ciro Ferri, im späten
und schon flauen Barockstyl.


gen auf die beiden (gemeisselten) Pilaster zukommen. Der grosse Giov.
*Bellini in S. Zaccaria zu Venedig ist ein sprechendes Beispiel, ebenso der-
**jenige in S. Giovanni e Paolo (erster Altar rechts). — Über die florentini-
schen Rahmen ist eine Stelle bei Vasari (Leben des Fra Bartolommeo) be-
lehrend.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0284" n="262"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Renaissance-Decoration in Holz.</hi></fw><lb/><note place="left">a</note>dalena de&#x2019; Pazzi. &#x2014; Ein einfach schöner um die Nische eines von<lb/>
Lionardo del Tasso gearbeiteten S. Sebastian in S. Ambrogio (links).<lb/>
&#x2014; <hi rendition="#g">Von Caroto</hi>, einem tüchtigen Decorator des XVI. Jahrhunderts,<lb/><note place="left">b</note>die Nische um die Madonna des Alberto di Arnoldo im Bigallo. (Ar-<lb/>
chivraum.) &#x2014; Wie oft und wie stark der kostbaren Holzschnitzerei<lb/>
durch Stucco nachgeholfen wurde, weiss ich allerdings nicht anzugeben.</p><lb/>
        <p>Endlich mögen hier einige <hi rendition="#g">geschnitzte Decken</hi> angeführt wer-<lb/>
den, in deren Pracht die Renaissance bisweilen keine Schranken kannte.<lb/>
Sie sind sämmtlich auf starkfarbig (mit Teppichen, Malereien etc.) de-<lb/>
corirte Wände berechnet und sehen, wo diess mangelt, um so schwerer<lb/>
aus, da die Vergoldung meist erblichen und das Holz stark nachge-<lb/><note place="left">c</note>bräunt ist. Die reichste, noch aus dem XV. Jahrhundert, ist die der<lb/>
Sala de&#x2019; Gigli im Pal. vecchio (sechseckige Cassetten, ringsum ein<lb/>
Löwenfries); die der anstossenden Sala d&#x2019;Udienza, von Marco del<lb/>
Tasso, scheint etwas neuer. Einfacher und leichter die Decken in<lb/><note place="left">d</note>Privatgebäuden, z. B. im Pal. Guadagni (Vorsaal des ersten Stockes).<lb/>
Andere Decken florentinischer Künstler sind bei Anlass Roms zu er-<lb/>
wähnen. &#x2014; Nach dem Entwurf <hi rendition="#g">Michelangelo&#x2019;s</hi> soll dann die sehr<lb/><note place="left">e</note>schöne Decke der Bibl. Laurenziana gearbeitet sein; sie hat viel grös-<lb/>
sere Eintheilungen und eine freiere vegetabilische Verzierung; unten<lb/>
wiederholt der Ziegelboden dieselbe Zeichnung. (Fantozzi schreibt<lb/>
auch die vergoldete Decke in der Kirche der Benedictinerinnen von<lb/>
S. Apollonia, Via S. Gallo N. 5747, dem M. Angelo zu; der Verfasser<lb/>
hat sie nicht gesehen.) Auf diesem Princip baute <hi rendition="#g">Segaloni</hi> weiter,<lb/><note place="left">f</note>der 1625 die Decke der Badia entwarf, eines der trefflichsten Werke<lb/>
dieser Art, von glücklich gemischtem architektonischem und vegetabi-<lb/>
lischem Reichthum, freilich ohne alle organische Verbindung mit dem<lb/><note place="left">g</note>Gebäude. &#x2014; Die Decke der Annunziata, von Ciro Ferri, im späten<lb/>
und schon flauen Barockstyl.</p><lb/>
        <p>
          <note xml:id="seg2pn_10_2" prev="#seg2pn_10_1" place="foot" n="2)">gen auf die beiden (gemeisselten) Pilaster zukommen. Der grosse Giov.<lb/><note place="left">*</note>Bellini in S. Zaccaria zu Venedig ist ein sprechendes Beispiel, ebenso der-<lb/><note place="left">**</note>jenige in S. Giovanni e Paolo (erster Altar rechts). &#x2014; Über die florentini-<lb/>
schen Rahmen ist eine Stelle bei Vasari (Leben des Fra Bartolommeo) be-<lb/>
lehrend.</note>
        </p><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[262/0284] Renaissance-Decoration in Holz. dalena de’ Pazzi. — Ein einfach schöner um die Nische eines von Lionardo del Tasso gearbeiteten S. Sebastian in S. Ambrogio (links). — Von Caroto, einem tüchtigen Decorator des XVI. Jahrhunderts, die Nische um die Madonna des Alberto di Arnoldo im Bigallo. (Ar- chivraum.) — Wie oft und wie stark der kostbaren Holzschnitzerei durch Stucco nachgeholfen wurde, weiss ich allerdings nicht anzugeben. a b Endlich mögen hier einige geschnitzte Decken angeführt wer- den, in deren Pracht die Renaissance bisweilen keine Schranken kannte. Sie sind sämmtlich auf starkfarbig (mit Teppichen, Malereien etc.) de- corirte Wände berechnet und sehen, wo diess mangelt, um so schwerer aus, da die Vergoldung meist erblichen und das Holz stark nachge- bräunt ist. Die reichste, noch aus dem XV. Jahrhundert, ist die der Sala de’ Gigli im Pal. vecchio (sechseckige Cassetten, ringsum ein Löwenfries); die der anstossenden Sala d’Udienza, von Marco del Tasso, scheint etwas neuer. Einfacher und leichter die Decken in Privatgebäuden, z. B. im Pal. Guadagni (Vorsaal des ersten Stockes). Andere Decken florentinischer Künstler sind bei Anlass Roms zu er- wähnen. — Nach dem Entwurf Michelangelo’s soll dann die sehr schöne Decke der Bibl. Laurenziana gearbeitet sein; sie hat viel grös- sere Eintheilungen und eine freiere vegetabilische Verzierung; unten wiederholt der Ziegelboden dieselbe Zeichnung. (Fantozzi schreibt auch die vergoldete Decke in der Kirche der Benedictinerinnen von S. Apollonia, Via S. Gallo N. 5747, dem M. Angelo zu; der Verfasser hat sie nicht gesehen.) Auf diesem Princip baute Segaloni weiter, der 1625 die Decke der Badia entwarf, eines der trefflichsten Werke dieser Art, von glücklich gemischtem architektonischem und vegetabi- lischem Reichthum, freilich ohne alle organische Verbindung mit dem Gebäude. — Die Decke der Annunziata, von Ciro Ferri, im späten und schon flauen Barockstyl. c d e f g 2) 2) gen auf die beiden (gemeisselten) Pilaster zukommen. Der grosse Giov. Bellini in S. Zaccaria zu Venedig ist ein sprechendes Beispiel, ebenso der- jenige in S. Giovanni e Paolo (erster Altar rechts). — Über die florentini- schen Rahmen ist eine Stelle bei Vasari (Leben des Fra Bartolommeo) be- lehrend.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/284
Zitationshilfe: Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/284>, abgerufen am 18.12.2024.