Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855.

Bild:
<< vorherige Seite
Renaissance-Decoration. Stein und Metall.

In Pisa folgt die Renaissance hier wie im Grossen der florenti-
nischen.

a

Vielleicht das Schönste von Allem ist hier das Weihbecken im
rechten Seitenschiff des Domes; Italien enthält reichere, aber kaum
bein edleres. -- Möglicher Weise von derselben Hand: das Lesepult,
auf einem Adler ruhend, am Chor.

Im XVI. Jahrhundert arbeitete ein gewesener Stagi (wie man
cbehauptet, unter dem Einfluss Michelangelos) das Grabmal des Ga-
maliel, Nicodemus und Abdias im rechten Seitenschiff, die Nische mit
deinem heiligen Bischof im rechten Querschiff des Domes und das
eGrabmal Dexio im Campo santo; lauter schwüles, überladenes Ara-
beskenwerk, das schon an die gleichzeitige neapolitanische Schule
(um 1530, s. unten) erinnert. Benedetto da Rovezzano mit seiner
einfachern Derbheit war auf einer richtigern Spur gewesen. Von Stagi
oder eher von einem unbekannten Meister: die beiden figurirten Ca-
fpitäle auf der Osterkerzensäule und auf der gegenüberstehenden, im
Chor des Domes.

g

In S. Sisto: zwei einfach schöne marmorne Weihbecken. (Bei
hdiesem Anlass sind die beiden in S. Marco zu Florenz nachzuholen).


In Lucca ist, abgesehen von wenigen ältern Sachen, wie z, B.
idas energische Portal des erzbischöflichen Palastes, der grosse Bild-
hauer Matteo Civitali auch für die Decoration der erste und der
letzte. Seine Behandlung verräth die Schule Settignano's und die
Genossenschaft des Mino da Fiesole, aber er ist durchgängig ernster,
architektonischer, auch weniger fein und elastisch als die beiden. Im
kDom ist von ihm der Zierbau des Tempietto (1484), eine Aufgabe,
die vielleicht andere Zeitgenossen graziöser gelöst hätten, ohne doch
einen höhern Eindruck hervorzubringen. Sodann die Kanzel (1498),
die Einfassung des Grabmals des Petrus a Noceto (1472) und viel-
leicht auch die ganze untere Einfassung der Sacramentscapelle, beides
im rechten Querarm, sowie die schönen decorativen Theile seines Re-
gulus-Altares (1484), zunächst rechts vom Chor. Auch die Marmor-
pilaster in der hintersten Capelle des linken Querarmes werden ihm
izugeschrieben. -- In S. Salvatore ein Marmorrahmen um ein Altar-

Renaissance-Decoration. Stein und Metall.

In Pisa folgt die Renaissance hier wie im Grossen der florenti-
nischen.

a

Vielleicht das Schönste von Allem ist hier das Weihbecken im
rechten Seitenschiff des Domes; Italien enthält reichere, aber kaum
bein edleres. — Möglicher Weise von derselben Hand: das Lesepult,
auf einem Adler ruhend, am Chor.

Im XVI. Jahrhundert arbeitete ein gewesener Stagi (wie man
cbehauptet, unter dem Einfluss Michelangelos) das Grabmal des Ga-
maliel, Nicodemus und Abdias im rechten Seitenschiff, die Nische mit
deinem heiligen Bischof im rechten Querschiff des Domes und das
eGrabmal Dexio im Campo santo; lauter schwüles, überladenes Ara-
beskenwerk, das schon an die gleichzeitige neapolitanische Schule
(um 1530, s. unten) erinnert. Benedetto da Rovezzano mit seiner
einfachern Derbheit war auf einer richtigern Spur gewesen. Von Stagi
oder eher von einem unbekannten Meister: die beiden figurirten Ca-
fpitäle auf der Osterkerzensäule und auf der gegenüberstehenden, im
Chor des Domes.

g

In S. Sisto: zwei einfach schöne marmorne Weihbecken. (Bei
hdiesem Anlass sind die beiden in S. Marco zu Florenz nachzuholen).


In Lucca ist, abgesehen von wenigen ältern Sachen, wie z, B.
idas energische Portal des erzbischöflichen Palastes, der grosse Bild-
hauer Matteo Civitali auch für die Decoration der erste und der
letzte. Seine Behandlung verräth die Schule Settignano’s und die
Genossenschaft des Mino da Fiesole, aber er ist durchgängig ernster,
architektonischer, auch weniger fein und elastisch als die beiden. Im
kDom ist von ihm der Zierbau des Tempietto (1484), eine Aufgabe,
die vielleicht andere Zeitgenossen graziöser gelöst hätten, ohne doch
einen höhern Eindruck hervorzubringen. Sodann die Kanzel (1498),
die Einfassung des Grabmals des Petrus a Noceto (1472) und viel-
leicht auch die ganze untere Einfassung der Sacramentscapelle, beides
im rechten Querarm, sowie die schönen decorativen Theile seines Re-
gulus-Altares (1484), zunächst rechts vom Chor. Auch die Marmor-
pilaster in der hintersten Capelle des linken Querarmes werden ihm
izugeschrieben. — In S. Salvatore ein Marmorrahmen um ein Altar-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0260" n="238"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Renaissance-Decoration. Stein und Metall.</hi> </fw><lb/>
        <p>In <hi rendition="#g">Pisa</hi> folgt die Renaissance hier wie im Grossen der florenti-<lb/>
nischen.</p><lb/>
        <note place="left">a</note>
        <p>Vielleicht das Schönste von Allem ist hier das Weihbecken im<lb/>
rechten Seitenschiff des Domes; Italien enthält reichere, aber kaum<lb/><note place="left">b</note>ein edleres. &#x2014; Möglicher Weise von derselben Hand: das Lesepult,<lb/>
auf einem Adler ruhend, am Chor.</p><lb/>
        <p>Im XVI. Jahrhundert arbeitete ein gewesener <hi rendition="#g">Stagi</hi> (wie man<lb/><note place="left">c</note>behauptet, unter dem Einfluss Michelangelos) das Grabmal des Ga-<lb/>
maliel, Nicodemus und Abdias im rechten Seitenschiff, die Nische mit<lb/><note place="left">d</note>einem heiligen Bischof im rechten Querschiff des Domes und das<lb/><note place="left">e</note>Grabmal Dexio im Campo santo; lauter schwüles, überladenes Ara-<lb/>
beskenwerk, das schon an die gleichzeitige neapolitanische Schule<lb/>
(um 1530, s. unten) erinnert. Benedetto da Rovezzano mit seiner<lb/>
einfachern Derbheit war auf einer richtigern Spur gewesen. Von Stagi<lb/>
oder eher von einem unbekannten Meister: die beiden figurirten Ca-<lb/><note place="left">f</note>pitäle auf der Osterkerzensäule und auf der gegenüberstehenden, im<lb/>
Chor des Domes.</p><lb/>
        <note place="left">g</note>
        <p>In S. Sisto: zwei einfach schöne marmorne Weihbecken. (Bei<lb/><note place="left">h</note>diesem Anlass sind die beiden in S. Marco zu Florenz nachzuholen).</p><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <p>In <hi rendition="#g">Lucca</hi> ist, abgesehen von wenigen ältern Sachen, wie z, B.<lb/><note place="left">i</note>das energische Portal des erzbischöflichen Palastes, der grosse Bild-<lb/>
hauer <hi rendition="#g">Matteo Civitali</hi> auch für die Decoration der erste und der<lb/>
letzte. Seine Behandlung verräth die Schule Settignano&#x2019;s und die<lb/>
Genossenschaft des Mino da Fiesole, aber er ist durchgängig ernster,<lb/>
architektonischer, auch weniger fein und elastisch als die beiden. Im<lb/><note place="left">k</note>Dom ist von ihm der Zierbau des Tempietto (1484), eine Aufgabe,<lb/>
die vielleicht andere Zeitgenossen graziöser gelöst hätten, ohne doch<lb/>
einen höhern Eindruck hervorzubringen. Sodann die Kanzel (1498),<lb/>
die Einfassung des Grabmals des Petrus a Noceto (1472) und viel-<lb/>
leicht auch die ganze untere Einfassung der Sacramentscapelle, beides<lb/>
im rechten Querarm, sowie die schönen decorativen Theile seines Re-<lb/>
gulus-Altares (1484), zunächst rechts vom Chor. Auch die Marmor-<lb/>
pilaster in der hintersten Capelle des linken Querarmes werden ihm<lb/><note place="left">i</note>zugeschrieben. &#x2014; In S. Salvatore ein Marmorrahmen um ein Altar-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[238/0260] Renaissance-Decoration. Stein und Metall. In Pisa folgt die Renaissance hier wie im Grossen der florenti- nischen. Vielleicht das Schönste von Allem ist hier das Weihbecken im rechten Seitenschiff des Domes; Italien enthält reichere, aber kaum ein edleres. — Möglicher Weise von derselben Hand: das Lesepult, auf einem Adler ruhend, am Chor. b Im XVI. Jahrhundert arbeitete ein gewesener Stagi (wie man behauptet, unter dem Einfluss Michelangelos) das Grabmal des Ga- maliel, Nicodemus und Abdias im rechten Seitenschiff, die Nische mit einem heiligen Bischof im rechten Querschiff des Domes und das Grabmal Dexio im Campo santo; lauter schwüles, überladenes Ara- beskenwerk, das schon an die gleichzeitige neapolitanische Schule (um 1530, s. unten) erinnert. Benedetto da Rovezzano mit seiner einfachern Derbheit war auf einer richtigern Spur gewesen. Von Stagi oder eher von einem unbekannten Meister: die beiden figurirten Ca- pitäle auf der Osterkerzensäule und auf der gegenüberstehenden, im Chor des Domes. c d e f In S. Sisto: zwei einfach schöne marmorne Weihbecken. (Bei diesem Anlass sind die beiden in S. Marco zu Florenz nachzuholen). h In Lucca ist, abgesehen von wenigen ältern Sachen, wie z, B. das energische Portal des erzbischöflichen Palastes, der grosse Bild- hauer Matteo Civitali auch für die Decoration der erste und der letzte. Seine Behandlung verräth die Schule Settignano’s und die Genossenschaft des Mino da Fiesole, aber er ist durchgängig ernster, architektonischer, auch weniger fein und elastisch als die beiden. Im Dom ist von ihm der Zierbau des Tempietto (1484), eine Aufgabe, die vielleicht andere Zeitgenossen graziöser gelöst hätten, ohne doch einen höhern Eindruck hervorzubringen. Sodann die Kanzel (1498), die Einfassung des Grabmals des Petrus a Noceto (1472) und viel- leicht auch die ganze untere Einfassung der Sacramentscapelle, beides im rechten Querarm, sowie die schönen decorativen Theile seines Re- gulus-Altares (1484), zunächst rechts vom Chor. Auch die Marmor- pilaster in der hintersten Capelle des linken Querarmes werden ihm zugeschrieben. — In S. Salvatore ein Marmorrahmen um ein Altar- i k i

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/260
Zitationshilfe: Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/260>, abgerufen am 18.05.2024.