abung von 1) Madonna delle Vigne, 2) S. Giorgio zu durch- streifen; die Stunde die er darauf wendet, wird ihn nicht reuen. Man kennt die betreffenden Häuser durchgängig an ihren oft höchst zier- lichen Portalen im Styl der lombardischen Renaissance, welche freilich nur zu oft das Einzige daran sind, was sich erhalten hat. Innen eine insgemein nur kleine Vorhalle, die aber mit ihrer einfach stucchirten Wölbung und mit der seitwärts angelegten Treppe und deren Säul- chen einen oft ganz malerischen Raum ausmacht. (Unweit S. Giorgio, N. 1393, auch N. 1372; unweit der Vigne, auf Piazza Cambiaso, N. 396 ein artiges Höfchen mit Treppe, vom Anfang des XVI. Jahrhun- derts; das bedeutendste dieser Art N. 487 Strada della Posta vecchia, kenntlich an dem Thürrelief eines Trionfo in paduanischer Manier; der kleine Hof wenigstens theilweise erhalten, die Säulentreppe fast ganz, mit ihren Kreuzgewölben -- statt der florentinischen Tonnen- gewölbe --, ihren kleinen Madonnennischen, und der untern Belegung der Mauer mit buntglasirten Backsteinplatten, welche die schönsten Teppichmuster enthalten. Diess ist eines der wenigen noch kenntlichen moresken Elemente im genuesischen Häuserbau; vielleicht bot die Stadt in jener Zeit noch mehr dergleichen dar, aber die alten Höfe der bedeutendern Familienpaläste sind alle verschwunden.)
Ein etwas grösseres Gebäude dieses Styles, wie er sich in die ersten Jahrzehnde des XVI. Jahrhunderts hinein mag gehalten haben, bist Pal. Bruso, rechts neben S. Pancrazio N. 653.
Eine Ableitung der oberitalienischen Renaissance aus ihren wahren Quellen ist der Verf. nicht im Stande zu geben. Allem An- schein nach hätte die westliche Lombardie die Priorität für sich; Lombarden, die man nach dieser ihrer Heimath benannte, brachten den Styl bald nach 1450 halbfertig nach Venedig. Demnach ist mit den Bauten des alten Herzogthums Mailand unbedingt der Anfang zu machen. Wir gestehen jedoch, dass uns hier eher die Bequemlichkeit der topographischen Aufzählung bestimmt, indem wir, wie gesagt, eine Entwicklungsgeschichte des betreffenden Styles in diesen Gegen- den doch nicht liefern könnten. Wir beginnen mit Mailand und der Umgegend, verfolgen dann die Via Emilia von Piacenza bis Bologna,
Frührenaissance. Genua. Oberitalien.
abung von 1) Madonna delle Vigne, 2) S. Giorgio zu durch- streifen; die Stunde die er darauf wendet, wird ihn nicht reuen. Man kennt die betreffenden Häuser durchgängig an ihren oft höchst zier- lichen Portalen im Styl der lombardischen Renaissance, welche freilich nur zu oft das Einzige daran sind, was sich erhalten hat. Innen eine insgemein nur kleine Vorhalle, die aber mit ihrer einfach stucchirten Wölbung und mit der seitwärts angelegten Treppe und deren Säul- chen einen oft ganz malerischen Raum ausmacht. (Unweit S. Giorgio, N. 1393, auch N. 1372; unweit der Vigne, auf Piazza Cambiaso, N. 396 ein artiges Höfchen mit Treppe, vom Anfang des XVI. Jahrhun- derts; das bedeutendste dieser Art N. 487 Strada della Posta vecchia, kenntlich an dem Thürrelief eines Trionfo in paduanischer Manier; der kleine Hof wenigstens theilweise erhalten, die Säulentreppe fast ganz, mit ihren Kreuzgewölben — statt der florentinischen Tonnen- gewölbe —, ihren kleinen Madonnennischen, und der untern Belegung der Mauer mit buntglasirten Backsteinplatten, welche die schönsten Teppichmuster enthalten. Diess ist eines der wenigen noch kenntlichen moresken Elemente im genuesischen Häuserbau; vielleicht bot die Stadt in jener Zeit noch mehr dergleichen dar, aber die alten Höfe der bedeutendern Familienpaläste sind alle verschwunden.)
Ein etwas grösseres Gebäude dieses Styles, wie er sich in die ersten Jahrzehnde des XVI. Jahrhunderts hinein mag gehalten haben, bist Pal. Bruso, rechts neben S. Pancrazio N. 653.
Eine Ableitung der oberitalienischen Renaissance aus ihren wahren Quellen ist der Verf. nicht im Stande zu geben. Allem An- schein nach hätte die westliche Lombardie die Priorität für sich; Lombarden, die man nach dieser ihrer Heimath benannte, brachten den Styl bald nach 1450 halbfertig nach Venedig. Demnach ist mit den Bauten des alten Herzogthums Mailand unbedingt der Anfang zu machen. Wir gestehen jedoch, dass uns hier eher die Bequemlichkeit der topographischen Aufzählung bestimmt, indem wir, wie gesagt, eine Entwicklungsgeschichte des betreffenden Styles in diesen Gegen- den doch nicht liefern könnten. Wir beginnen mit Mailand und der Umgegend, verfolgen dann die Via Emilia von Piacenza bis Bologna,
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[198/0220]
Frührenaissance. Genua. Oberitalien.
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kennt die betreffenden Häuser durchgängig an ihren oft höchst zier-
lichen Portalen im Styl der lombardischen Renaissance, welche freilich
nur zu oft das Einzige daran sind, was sich erhalten hat. Innen eine
insgemein nur kleine Vorhalle, die aber mit ihrer einfach stucchirten
Wölbung und mit der seitwärts angelegten Treppe und deren Säul-
chen einen oft ganz malerischen Raum ausmacht. (Unweit S. Giorgio,
N. 1393, auch N. 1372; unweit der Vigne, auf Piazza Cambiaso, N.
396 ein artiges Höfchen mit Treppe, vom Anfang des XVI. Jahrhun-
derts; das bedeutendste dieser Art N. 487 Strada della Posta vecchia,
kenntlich an dem Thürrelief eines Trionfo in paduanischer Manier;
der kleine Hof wenigstens theilweise erhalten, die Säulentreppe fast
ganz, mit ihren Kreuzgewölben — statt der florentinischen Tonnen-
gewölbe —, ihren kleinen Madonnennischen, und der untern Belegung
der Mauer mit buntglasirten Backsteinplatten, welche die schönsten
Teppichmuster enthalten. Diess ist eines der wenigen noch kenntlichen
moresken Elemente im genuesischen Häuserbau; vielleicht bot die
Stadt in jener Zeit noch mehr dergleichen dar, aber die alten Höfe
der bedeutendern Familienpaläste sind alle verschwunden.)
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Ein etwas grösseres Gebäude dieses Styles, wie er sich in die
ersten Jahrzehnde des XVI. Jahrhunderts hinein mag gehalten haben,
ist Pal. Bruso, rechts neben S. Pancrazio N. 653.
b
Eine Ableitung der oberitalienischen Renaissance aus ihren
wahren Quellen ist der Verf. nicht im Stande zu geben. Allem An-
schein nach hätte die westliche Lombardie die Priorität für sich;
Lombarden, die man nach dieser ihrer Heimath benannte, brachten
den Styl bald nach 1450 halbfertig nach Venedig. Demnach ist mit
den Bauten des alten Herzogthums Mailand unbedingt der Anfang zu
machen. Wir gestehen jedoch, dass uns hier eher die Bequemlichkeit
der topographischen Aufzählung bestimmt, indem wir, wie gesagt,
eine Entwicklungsgeschichte des betreffenden Styles in diesen Gegen-
den doch nicht liefern könnten. Wir beginnen mit Mailand und der
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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/220>, abgerufen am 25.11.2024.
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