geben. -- Und inzwischen starb der Baumeister und es vergingen über 100 Jahre, ehe man sich wirklich an die Kuppel wagte. Nach der Abbildung einer Idealkirche zu schliessen, welche in den Fresken der Capella degli Spagnuoli bei S. Maria novella (1322) vorkömmt, hätte Arnolfo eine etwa halbkugelförmige Kuppel beabsichtigt, deren Ge- simse dem Hauptgesimse des Langhauses entsprochen hätte, und die mit den Kreuzarmen im Ganzen eine Pyramide gebildet haben würde; vielleicht eine harmonischere Gesammtform als die jetzige, durch den Cylinder erhöhte Kuppel Brunellesco's mit den von ihr einigermassen gedrückten Anbauten darbietet. -- Der unangenehme Eindruck des ganzen Kuppelraumes wird durch das wenige und zerstreute Licht, durch die schon beim Langhaus genannte Galerie und durch die Be- malung der Kuppel noch verstärkt; ein widriges Echo steigert ihn ins Unleidliche. Man darf nur nicht vergessen, dass ohne dieses Lehr- stück keine Kuppel von S. Peter vorhanden wäre.
a
Die Fassade wurde 1332 nach einem herrlichen Entwurfe Giotto's begonnen. Das wenige, was davon vollendet war und 1588 wieder weggenommen wurde, sieht man theilweise dargestellt in einem der Frescobilder Poccetti's im ersten Klosterhof von S. Marco. (Wand vom Eingang rechts, sechste Lunette. Die Darstellung des Domes in einem Frescobild desjenigen Kreuzganges, welcher sich unmittel- bar an der Südseite von S. Croce hinzieht, ist sehr verdorben und unbedeutend.) -- Ein schweizerischer Architekt, der zu früh verstor- bene Joh. Georg Müller von Wyl, hat nach diesen und andern Indicien eine Fassade entworfen, wie sie für dieses Gebäude nicht vollkom- mener gedacht werden könnte 1).
b
Noch eine andere Gewölbekirche auf viereckigen Pfeilern, S. Ma- ria maggiore in Florenz, wird Arnolfo zugeschrieben. Schlank, das Mittelschiff oben ohne Fenster; statt der Capitäle blosse Simse, sowohl an den Pfeilern als an den darüber emporsteigenden Wand- cpilastern. -- Derselben Schule gehört S. Remigio an, mit kaum über- höhtem Mittelschiff, auf achteckigen Pfeilern mit Blättercapitälen.
Sodann baute Arnolfo selbst (seit 1294) die gewaltigste aller
1) Im Stich mitgetheilt in der von Ernst Förster verfassten Biographie des Ver- storbenen.
Gothische Architektur. Dom von Florenz.
geben. — Und inzwischen starb der Baumeister und es vergingen über 100 Jahre, ehe man sich wirklich an die Kuppel wagte. Nach der Abbildung einer Idealkirche zu schliessen, welche in den Fresken der Capella degli Spagnuoli bei S. Maria novella (1322) vorkömmt, hätte Arnolfo eine etwa halbkugelförmige Kuppel beabsichtigt, deren Ge- simse dem Hauptgesimse des Langhauses entsprochen hätte, und die mit den Kreuzarmen im Ganzen eine Pyramide gebildet haben würde; vielleicht eine harmonischere Gesammtform als die jetzige, durch den Cylinder erhöhte Kuppel Brunellesco’s mit den von ihr einigermassen gedrückten Anbauten darbietet. — Der unangenehme Eindruck des ganzen Kuppelraumes wird durch das wenige und zerstreute Licht, durch die schon beim Langhaus genannte Galerie und durch die Be- malung der Kuppel noch verstärkt; ein widriges Echo steigert ihn ins Unleidliche. Man darf nur nicht vergessen, dass ohne dieses Lehr- stück keine Kuppel von S. Peter vorhanden wäre.
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Die Fassade wurde 1332 nach einem herrlichen Entwurfe Giotto’s begonnen. Das wenige, was davon vollendet war und 1588 wieder weggenommen wurde, sieht man theilweise dargestellt in einem der Frescobilder Poccetti’s im ersten Klosterhof von S. Marco. (Wand vom Eingang rechts, sechste Lunette. Die Darstellung des Domes in einem Frescobild desjenigen Kreuzganges, welcher sich unmittel- bar an der Südseite von S. Croce hinzieht, ist sehr verdorben und unbedeutend.) — Ein schweizerischer Architekt, der zu früh verstor- bene Joh. Georg Müller von Wyl, hat nach diesen und andern Indicien eine Fassade entworfen, wie sie für dieses Gebäude nicht vollkom- mener gedacht werden könnte 1).
b
Noch eine andere Gewölbekirche auf viereckigen Pfeilern, S. Ma- ria maggiore in Florenz, wird Arnolfo zugeschrieben. Schlank, das Mittelschiff oben ohne Fenster; statt der Capitäle blosse Simse, sowohl an den Pfeilern als an den darüber emporsteigenden Wand- cpilastern. — Derselben Schule gehört S. Remigio an, mit kaum über- höhtem Mittelschiff, auf achteckigen Pfeilern mit Blättercapitälen.
Sodann baute Arnolfo selbst (seit 1294) die gewaltigste aller
1) Im Stich mitgetheilt in der von Ernst Förster verfassten Biographie des Ver- storbenen.
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Gothische Architektur. Dom von Florenz.
geben. — Und inzwischen starb der Baumeister und es vergingen über
100 Jahre, ehe man sich wirklich an die Kuppel wagte. Nach der
Abbildung einer Idealkirche zu schliessen, welche in den Fresken der
Capella degli Spagnuoli bei S. Maria novella (1322) vorkömmt, hätte
Arnolfo eine etwa halbkugelförmige Kuppel beabsichtigt, deren Ge-
simse dem Hauptgesimse des Langhauses entsprochen hätte, und die
mit den Kreuzarmen im Ganzen eine Pyramide gebildet haben würde;
vielleicht eine harmonischere Gesammtform als die jetzige, durch den
Cylinder erhöhte Kuppel Brunellesco’s mit den von ihr einigermassen
gedrückten Anbauten darbietet. — Der unangenehme Eindruck des
ganzen Kuppelraumes wird durch das wenige und zerstreute Licht,
durch die schon beim Langhaus genannte Galerie und durch die Be-
malung der Kuppel noch verstärkt; ein widriges Echo steigert ihn
ins Unleidliche. Man darf nur nicht vergessen, dass ohne dieses Lehr-
stück keine Kuppel von S. Peter vorhanden wäre.
Die Fassade wurde 1332 nach einem herrlichen Entwurfe
Giotto’s begonnen. Das wenige, was davon vollendet war und 1588
wieder weggenommen wurde, sieht man theilweise dargestellt in einem
der Frescobilder Poccetti’s im ersten Klosterhof von S. Marco. (Wand
vom Eingang rechts, sechste Lunette. Die Darstellung des Domes
in einem Frescobild desjenigen Kreuzganges, welcher sich unmittel-
bar an der Südseite von S. Croce hinzieht, ist sehr verdorben und
unbedeutend.) — Ein schweizerischer Architekt, der zu früh verstor-
bene Joh. Georg Müller von Wyl, hat nach diesen und andern Indicien
eine Fassade entworfen, wie sie für dieses Gebäude nicht vollkom-
mener gedacht werden könnte 1).
Noch eine andere Gewölbekirche auf viereckigen Pfeilern, S. Ma-
ria maggiore in Florenz, wird Arnolfo zugeschrieben. Schlank,
das Mittelschiff oben ohne Fenster; statt der Capitäle blosse Simse,
sowohl an den Pfeilern als an den darüber emporsteigenden Wand-
pilastern. — Derselben Schule gehört S. Remigio an, mit kaum über-
höhtem Mittelschiff, auf achteckigen Pfeilern mit Blättercapitälen.
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Sodann baute Arnolfo selbst (seit 1294) die gewaltigste aller
1) Im Stich mitgetheilt in der von Ernst Förster verfassten Biographie des Ver-
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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/164>, abgerufen am 25.11.2024.
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