rativen Seite des Gothischen näher befreundete. Ausserdem war von aihm S. Domenico in Perugia erbaut, gegenwärtig mit Ausnahme des viereckigen Chores modernisirt. In Pisa selbst findet sich von bGiovanni das Kirchlein S. Maria della Spina -- ein Reliquienbe- hälter im Grossen und mehr durch Stoff und Reichthum (zum Theil in französisch-gothischer Art), als durch reine Gothik ausgezeichnet; -- cund das herrliche Campo santo (1283). Die Bauformen, so edel und grandios z. B. das Stabwerk der hohen, rundbogig schliessenden Fensteröffnungen 1) sein mag, werden hier immer nur als Nebensache erscheinen neben der monumentalen Absicht, die dem damaligen Pisa eine der höchsten Ehrenstellen in der ganzen Geschichte moderner dCultur zuweist. -- Unter den übrigen Kirchenbauten Giovanni's ist der Ausbau des Domes von Prato von Bedeutung.
Indess war es nicht dem Niccolo Pisano, sondern einem seiner Schüler, dem Florentiner Arnolfo del Cambio (gewöhnlich A. di Lapo genannt) beschieden, von jener neuen Behandlung des Pfeilers aus dem ganzen Styl eine neue Wendung zu geben. Seine Bauten fallen sämmtlich in die letzten Jahre des XIII. Jahrhunderts.
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Das wichtigste derselben ist der Dom (seit 1296). Die Flo- rentiner verlangten von dem Meister das Unerhörte und nie Dage- wesene, und in gewissem Betracht hat er es geleistet. Wer mit dem Maassstab des Kölner Domes an das Gebäude herantritt, verderbt sich ohne Noth den Genuss. Von strenger Harmonie ist bei einem secun- dären und gemischten Styl wie dieser italienisch-gothische, a priori nicht die Rede, aber innerhalb der gegebenen Schranken ist hier eigen- thümlich Grosses geleistet. -- Wir beginnen mit dem Langhaus. Ar- nolfo war zunächst kein angenehmer Decorator 2); die Incrustation der ganzen obern und untern Mauern der Schiffe ist eine endlose Wieder- holung einförmiger Motive; die Fenster und Thüren haben nicht bloss etwas Strenges, sondern durch das Überwiegen der Mosaikbänder etwas Lebloses (zumal wenn man damit die schönen spätern Thüren
1) Nach Andern wäre diess Stabwerk erst beträchtlich später eingesetzt.
2) Oder wer sonst nach ihm die Incrustation leitete.
Gothische Architektur. Giovanni Pisano. Arnolfo.
rativen Seite des Gothischen näher befreundete. Ausserdem war von aihm S. Domenico in Perugia erbaut, gegenwärtig mit Ausnahme des viereckigen Chores modernisirt. In Pisa selbst findet sich von bGiovanni das Kirchlein S. Maria della Spina — ein Reliquienbe- hälter im Grossen und mehr durch Stoff und Reichthum (zum Theil in französisch-gothischer Art), als durch reine Gothik ausgezeichnet; — cund das herrliche Campo santo (1283). Die Bauformen, so edel und grandios z. B. das Stabwerk der hohen, rundbogig schliessenden Fensteröffnungen 1) sein mag, werden hier immer nur als Nebensache erscheinen neben der monumentalen Absicht, die dem damaligen Pisa eine der höchsten Ehrenstellen in der ganzen Geschichte moderner dCultur zuweist. — Unter den übrigen Kirchenbauten Giovanni’s ist der Ausbau des Domes von Prato von Bedeutung.
Indess war es nicht dem Niccolò Pisano, sondern einem seiner Schüler, dem Florentiner Arnolfo del Cambio (gewöhnlich A. di Lapo genannt) beschieden, von jener neuen Behandlung des Pfeilers aus dem ganzen Styl eine neue Wendung zu geben. Seine Bauten fallen sämmtlich in die letzten Jahre des XIII. Jahrhunderts.
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Das wichtigste derselben ist der Dom (seit 1296). Die Flo- rentiner verlangten von dem Meister das Unerhörte und nie Dage- wesene, und in gewissem Betracht hat er es geleistet. Wer mit dem Maassstab des Kölner Domes an das Gebäude herantritt, verderbt sich ohne Noth den Genuss. Von strenger Harmonie ist bei einem secun- dären und gemischten Styl wie dieser italienisch-gothische, a priori nicht die Rede, aber innerhalb der gegebenen Schranken ist hier eigen- thümlich Grosses geleistet. — Wir beginnen mit dem Langhaus. Ar- nolfo war zunächst kein angenehmer Decorator 2); die Incrustation der ganzen obern und untern Mauern der Schiffe ist eine endlose Wieder- holung einförmiger Motive; die Fenster und Thüren haben nicht bloss etwas Strenges, sondern durch das Überwiegen der Mosaikbänder etwas Lebloses (zumal wenn man damit die schönen spätern Thüren
1) Nach Andern wäre diess Stabwerk erst beträchtlich später eingesetzt.
2) Oder wer sonst nach ihm die Incrustation leitete.
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Gothische Architektur. Giovanni Pisano. Arnolfo.
rativen Seite des Gothischen näher befreundete. Ausserdem war von
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des viereckigen Chores modernisirt. In Pisa selbst findet sich von
Giovanni das Kirchlein S. Maria della Spina — ein Reliquienbe-
hälter im Grossen und mehr durch Stoff und Reichthum (zum Theil
in französisch-gothischer Art), als durch reine Gothik ausgezeichnet; —
und das herrliche Campo santo (1283). Die Bauformen, so edel
und grandios z. B. das Stabwerk der hohen, rundbogig schliessenden
Fensteröffnungen 1) sein mag, werden hier immer nur als Nebensache
erscheinen neben der monumentalen Absicht, die dem damaligen Pisa
eine der höchsten Ehrenstellen in der ganzen Geschichte moderner
Cultur zuweist. — Unter den übrigen Kirchenbauten Giovanni’s ist der
Ausbau des Domes von Prato von Bedeutung.
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Indess war es nicht dem Niccolò Pisano, sondern einem seiner
Schüler, dem Florentiner Arnolfo del Cambio (gewöhnlich A. di
Lapo genannt) beschieden, von jener neuen Behandlung des Pfeilers
aus dem ganzen Styl eine neue Wendung zu geben. Seine Bauten
fallen sämmtlich in die letzten Jahre des XIII. Jahrhunderts.
Das wichtigste derselben ist der Dom (seit 1296). Die Flo-
rentiner verlangten von dem Meister das Unerhörte und nie Dage-
wesene, und in gewissem Betracht hat er es geleistet. Wer mit dem
Maassstab des Kölner Domes an das Gebäude herantritt, verderbt sich
ohne Noth den Genuss. Von strenger Harmonie ist bei einem secun-
dären und gemischten Styl wie dieser italienisch-gothische, a priori
nicht die Rede, aber innerhalb der gegebenen Schranken ist hier eigen-
thümlich Grosses geleistet. — Wir beginnen mit dem Langhaus. Ar-
nolfo war zunächst kein angenehmer Decorator 2); die Incrustation der
ganzen obern und untern Mauern der Schiffe ist eine endlose Wieder-
holung einförmiger Motive; die Fenster und Thüren haben nicht bloss
etwas Strenges, sondern durch das Überwiegen der Mosaikbänder
etwas Lebloses (zumal wenn man damit die schönen spätern Thüren
1) Nach Andern wäre diess Stabwerk erst beträchtlich später eingesetzt.
2) Oder wer sonst nach ihm die Incrustation leitete.
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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/162>, abgerufen am 25.11.2024.
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