jenes normannisch-saracenischen Styles, von welchem der Dom von Monreale in Sicilien das Prachtbeispiel ist. Der Spitzbogen ist hier als rein decoratives Element von den Saracenen entlehnt, noch nicht wie später im Norden aus constructiver Nothwendigkeit erwachsen. Die Crypta reich modernisirt.
a
Der Anbau links am Dom von Neapel, die alte Kirche S. Re- stituta, eine Basilica mit Spitzbogen; vielleicht ist die Tribuna und jedenfalls ein Gewölbe daneben rechts (das alte Baptisterium) aus viel früherer Zeit; das letztere noch mit Mosaikresten etwa des VII. Jahr- hunderts.
b
Als Robert Guiscard den Dom von Salerno baute (um 1070), fanden sich wahrscheinlich keine Säulen vor, welche der beabsichtig- ten Grösse und Pracht genügt hätten; die Kirche wurde auf Pfeilern mit Ecksäulen errichtet. (Bis ins Unkenntliche modernisirt, auch die grosse Crypta; von den drei Tribunen nur eine besser erhalten.) Der Vorhof mit überhöhten Bogen auf den schönen Säulen von Pästum; der Thurm daneben mit Ecksäulen wie derjenige zu Amalfi.
Unsere Aufzählung (die nur die wichtigern Kirchen umfasst) muss da innehalten, wo die Benützung der antiken Säulen aufhört. Sobald man die Säulen besonders arbeiten und zusammensetzen muss, beginnt von selbst ein anderer Styl, dessen Anfänge roh aussehen, gleich- wohl aber eine Befreiung vom schwersten stofflichen Zwang mit sich führen.
Neben der Basilikenform, deren Lebensprincip die Längenper- spective ist, behauptet auch der Centralbau eine wichtige Stelle. Italien bietet eine Anzahl verschiedenartiger Versuche dieser Gattung aus den frühern christlichen Jahrhunderten. Für Baptisterien (Tauf- kirchen, welche von jeder bischöflichen Kirche unzertrennlich waren) mochte diese Form wohl die passendste sein; für eigentliche Kir- chen aber, d. h. für den Altardienst nur dann, wenn man den Altar wirklich in den mittlern Hauptraum als in die feierlichste Stätte des ganzen Gebäudes verlegte. Dies konnte man aber nirgends über sich gewinnen; in Gebäuden, welche eigentlich kein Ende, sondern nur einen Mittelpunkt und eine Peripherie haben, wurde ein besonderes
Christliche Architektur. Normannische Basiliken.
jenes normannisch-saracenischen Styles, von welchem der Dom von Monreale in Sicilien das Prachtbeispiel ist. Der Spitzbogen ist hier als rein decoratives Element von den Saracenen entlehnt, noch nicht wie später im Norden aus constructiver Nothwendigkeit erwachsen. Die Crypta reich modernisirt.
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Der Anbau links am Dom von Neapel, die alte Kirche S. Re- stituta, eine Basilica mit Spitzbogen; vielleicht ist die Tribuna und jedenfalls ein Gewölbe daneben rechts (das alte Baptisterium) aus viel früherer Zeit; das letztere noch mit Mosaikresten etwa des VII. Jahr- hunderts.
b
Als Robert Guiscard den Dom von Salerno baute (um 1070), fanden sich wahrscheinlich keine Säulen vor, welche der beabsichtig- ten Grösse und Pracht genügt hätten; die Kirche wurde auf Pfeilern mit Ecksäulen errichtet. (Bis ins Unkenntliche modernisirt, auch die grosse Crypta; von den drei Tribunen nur eine besser erhalten.) Der Vorhof mit überhöhten Bogen auf den schönen Säulen von Pästum; der Thurm daneben mit Ecksäulen wie derjenige zu Amalfi.
Unsere Aufzählung (die nur die wichtigern Kirchen umfasst) muss da innehalten, wo die Benützung der antiken Säulen aufhört. Sobald man die Säulen besonders arbeiten und zusammensetzen muss, beginnt von selbst ein anderer Styl, dessen Anfänge roh aussehen, gleich- wohl aber eine Befreiung vom schwersten stofflichen Zwang mit sich führen.
Neben der Basilikenform, deren Lebensprincip die Längenper- spective ist, behauptet auch der Centralbau eine wichtige Stelle. Italien bietet eine Anzahl verschiedenartiger Versuche dieser Gattung aus den frühern christlichen Jahrhunderten. Für Baptisterien (Tauf- kirchen, welche von jeder bischöflichen Kirche unzertrennlich waren) mochte diese Form wohl die passendste sein; für eigentliche Kir- chen aber, d. h. für den Altardienst nur dann, wenn man den Altar wirklich in den mittlern Hauptraum als in die feierlichste Stätte des ganzen Gebäudes verlegte. Dies konnte man aber nirgends über sich gewinnen; in Gebäuden, welche eigentlich kein Ende, sondern nur einen Mittelpunkt und eine Peripherie haben, wurde ein besonderes
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Christliche Architektur. Normannische Basiliken.
jenes normannisch-saracenischen Styles, von welchem der Dom von
Monreale in Sicilien das Prachtbeispiel ist. Der Spitzbogen ist hier
als rein decoratives Element von den Saracenen entlehnt, noch nicht
wie später im Norden aus constructiver Nothwendigkeit erwachsen.
Die Crypta reich modernisirt.
Der Anbau links am Dom von Neapel, die alte Kirche S. Re-
stituta, eine Basilica mit Spitzbogen; vielleicht ist die Tribuna und
jedenfalls ein Gewölbe daneben rechts (das alte Baptisterium) aus viel
früherer Zeit; das letztere noch mit Mosaikresten etwa des VII. Jahr-
hunderts.
Als Robert Guiscard den Dom von Salerno baute (um 1070),
fanden sich wahrscheinlich keine Säulen vor, welche der beabsichtig-
ten Grösse und Pracht genügt hätten; die Kirche wurde auf Pfeilern
mit Ecksäulen errichtet. (Bis ins Unkenntliche modernisirt, auch die
grosse Crypta; von den drei Tribunen nur eine besser erhalten.) Der
Vorhof mit überhöhten Bogen auf den schönen Säulen von Pästum;
der Thurm daneben mit Ecksäulen wie derjenige zu Amalfi.
Unsere Aufzählung (die nur die wichtigern Kirchen umfasst) muss
da innehalten, wo die Benützung der antiken Säulen aufhört. Sobald
man die Säulen besonders arbeiten und zusammensetzen muss, beginnt
von selbst ein anderer Styl, dessen Anfänge roh aussehen, gleich-
wohl aber eine Befreiung vom schwersten stofflichen Zwang mit sich
führen.
Neben der Basilikenform, deren Lebensprincip die Längenper-
spective ist, behauptet auch der Centralbau eine wichtige Stelle.
Italien bietet eine Anzahl verschiedenartiger Versuche dieser Gattung
aus den frühern christlichen Jahrhunderten. Für Baptisterien (Tauf-
kirchen, welche von jeder bischöflichen Kirche unzertrennlich waren)
mochte diese Form wohl die passendste sein; für eigentliche Kir-
chen aber, d. h. für den Altardienst nur dann, wenn man den Altar
wirklich in den mittlern Hauptraum als in die feierlichste Stätte des
ganzen Gebäudes verlegte. Dies konnte man aber nirgends über sich
gewinnen; in Gebäuden, welche eigentlich kein Ende, sondern nur
einen Mittelpunkt und eine Peripherie haben, wurde ein besonderes
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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/110>, abgerufen am 29.11.2024.
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