diesem Werke immer einen hohen Werth. -- Von den drei grossen Deckenbildern werden die des Tintoretto und Palma giov. weit über- troffen von demjenigen des Paolo: Venezia, vom Ruhme gekrönt. Schon die Untensicht und die bauliche Perspective sind weit sorg- fältiger gehandhabt; dann hat P. das Allegorische und Historische auf die obere Gruppe beschränkt, wo seine Wolkenexistenz in Linien und Farben ganz harmonisch mit der Architektur in Verbindung ge- bracht ist; auf der untern Balustrade sieht man nur schöne Frauen, weiter unten zwei wachthabende Reiter und Volk, als Zuschauer der himmlichen Ceremonie; höchst weislich sind zwei grosse Stücke Him- mel frei gelassen, ein Athemschöpfen, das Tintoretto dem Beschauer nirgends gönnt; endlich hat Paolo seinem heitern Schönheitssinn einen wahren Festtag bereiten wollen, dessen Stimmung unfehlbar auf den Beschauer übergeht.
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Sala dello Scrutinio. Nichts von Bedeutung als das Welt- gericht des jüngern Palma, und auch dieses nur der Farbe halber.
Als Ganzes offenbar das Werk allmäliger, wechselnder Entschlüsse, bildet diese Decoration immerhin ein Unicum der Kunst. Ob der Geist, welcher uns daraus entgegenweht, ein vorherrschend wohl- thuender ist, und ob die damalige Kunst im Namen der wunderbaren Inselstadt nicht eher eine andere Sprache hätte reden müssen, darüber mag die Empfindung eines Jeden entscheiden.
Im Grossen und Ganzen war die Malerei, mit Ausnahme der ve- nezianischen Schule, schon in kenntlicher Ausartung begriffen etwa vom Jahr 1530 an; ja es liesse sich behaupten, dass nach Rafaels Tode kein Kunstwerk mehr zu Stande gekommen, in welchem Form und Gegenstand ganz rein in einander aufgegangen wären; selbst die spätern Werke der grössten Meister imponiren eher durch alle andern Vorzüge als gerade durch diesen, wie schon oben mehrfach angedeu- tet wurde.
Die Schüler der grossen Meister traten nun in das verhängniss- volle Erbe derselben ein. Sie bekamen die Kunst unter früher nie
Malerei des XVI. Jahrhunderts. Die Manieristen.
diesem Werke immer einen hohen Werth. — Von den drei grossen Deckenbildern werden die des Tintoretto und Palma giov. weit über- troffen von demjenigen des Paolo: Venezia, vom Ruhme gekrönt. Schon die Untensicht und die bauliche Perspective sind weit sorg- fältiger gehandhabt; dann hat P. das Allegorische und Historische auf die obere Gruppe beschränkt, wo seine Wolkenexistenz in Linien und Farben ganz harmonisch mit der Architektur in Verbindung ge- bracht ist; auf der untern Balustrade sieht man nur schöne Frauen, weiter unten zwei wachthabende Reiter und Volk, als Zuschauer der himmlichen Ceremonie; höchst weislich sind zwei grosse Stücke Him- mel frei gelassen, ein Athemschöpfen, das Tintoretto dem Beschauer nirgends gönnt; endlich hat Paolo seinem heitern Schönheitssinn einen wahren Festtag bereiten wollen, dessen Stimmung unfehlbar auf den Beschauer übergeht.
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Sala dello Scrutinio. Nichts von Bedeutung als das Welt- gericht des jüngern Palma, und auch dieses nur der Farbe halber.
Als Ganzes offenbar das Werk allmäliger, wechselnder Entschlüsse, bildet diese Decoration immerhin ein Unicum der Kunst. Ob der Geist, welcher uns daraus entgegenweht, ein vorherrschend wohl- thuender ist, und ob die damalige Kunst im Namen der wunderbaren Inselstadt nicht eher eine andere Sprache hätte reden müssen, darüber mag die Empfindung eines Jeden entscheiden.
Im Grossen und Ganzen war die Malerei, mit Ausnahme der ve- nezianischen Schule, schon in kenntlicher Ausartung begriffen etwa vom Jahr 1530 an; ja es liesse sich behaupten, dass nach Rafaels Tode kein Kunstwerk mehr zu Stande gekommen, in welchem Form und Gegenstand ganz rein in einander aufgegangen wären; selbst die spätern Werke der grössten Meister imponiren eher durch alle andern Vorzüge als gerade durch diesen, wie schon oben mehrfach angedeu- tet wurde.
Die Schüler der grossen Meister traten nun in das verhängniss- volle Erbe derselben ein. Sie bekamen die Kunst unter früher nie
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Malerei des XVI. Jahrhunderts. Die Manieristen.
diesem Werke immer einen hohen Werth. — Von den drei grossen
Deckenbildern werden die des Tintoretto und Palma giov. weit über-
troffen von demjenigen des Paolo: Venezia, vom Ruhme gekrönt.
Schon die Untensicht und die bauliche Perspective sind weit sorg-
fältiger gehandhabt; dann hat P. das Allegorische und Historische
auf die obere Gruppe beschränkt, wo seine Wolkenexistenz in Linien
und Farben ganz harmonisch mit der Architektur in Verbindung ge-
bracht ist; auf der untern Balustrade sieht man nur schöne Frauen,
weiter unten zwei wachthabende Reiter und Volk, als Zuschauer der
himmlichen Ceremonie; höchst weislich sind zwei grosse Stücke Him-
mel frei gelassen, ein Athemschöpfen, das Tintoretto dem Beschauer
nirgends gönnt; endlich hat Paolo seinem heitern Schönheitssinn einen
wahren Festtag bereiten wollen, dessen Stimmung unfehlbar auf den
Beschauer übergeht.
Sala dello Scrutinio. Nichts von Bedeutung als das Welt-
gericht des jüngern Palma, und auch dieses nur der Farbe halber.
Als Ganzes offenbar das Werk allmäliger, wechselnder Entschlüsse,
bildet diese Decoration immerhin ein Unicum der Kunst. Ob der
Geist, welcher uns daraus entgegenweht, ein vorherrschend wohl-
thuender ist, und ob die damalige Kunst im Namen der wunderbaren
Inselstadt nicht eher eine andere Sprache hätte reden müssen, darüber
mag die Empfindung eines Jeden entscheiden.
Im Grossen und Ganzen war die Malerei, mit Ausnahme der ve-
nezianischen Schule, schon in kenntlicher Ausartung begriffen etwa
vom Jahr 1530 an; ja es liesse sich behaupten, dass nach Rafaels
Tode kein Kunstwerk mehr zu Stande gekommen, in welchem Form
und Gegenstand ganz rein in einander aufgegangen wären; selbst die
spätern Werke der grössten Meister imponiren eher durch alle andern
Vorzüge als gerade durch diesen, wie schon oben mehrfach angedeu-
tet wurde.
Die Schüler der grossen Meister traten nun in das verhängniss-
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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 994. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/1016>, abgerufen am 18.12.2024.
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