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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855.

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Malerei des XVI. Jahrhunderts. Venedig.
bild der Madonna mit drei Heiligen, dem Stifter und dessen Gattin,
aim Pal. Manfrin, ist behandelt wie der schönste und freiste Palma
vecchio; -- ebenda eine heil. Familie im Freien, mit einem betenden
Mönch.


Paris Bordone (1500--1570), zuerst Nachahmer des Giorgione,
dann rückhaltlos des Tizian, ist in den Bildnissen bisweilen den Gröss-
bten gleichzustellen. Eine Anzahl in den Uffizien; -- eine dicke Frau
cund eine Copie nach Tizians Paul III im Pal. Pitti; -- im Pal. Brig-
dnole zu Genua das wunderbare Porträt eines bärtigen Mannes in
schwarzem Kleid mit rothen Ärmeln, an einem rothbezogenen Tisch,
in der Hand einen Brief, hinten eine Balustrade; ebenda eine Frau in
rosenfarbenem Unterkleid und goldstoffenem Oberkleide 1). -- Anderes
eim Pal. Manfrin. -- Grössere Darstellungen heil. Scenen sind nicht
fseine Sache; in dem Abendmahl zu S. Giovanni in Bragora (nach der
ersten Cap. rechts) sehen die Geberden aus wie ein Abhub von Re-
miniscenzen aus den Werken besserer Meister; -- das Paradies (in
gder Academie) ist ein ganz schwaches Werk; -- eher noch macht das
hschön gemalte Halbfigurenbild des Augustus mit der Sibylle (Pal. Pitti)
einen poetischen Eindruck; -- vollends aber verdankt man dem Bor-
idone das am schönsten gemalte Ceremonienbild, welches überhaupt
vorhanden sein mag (Acad. von Venedig): der Fischer, welcher dem
Dogen in Gegenwart einer erlauchten Versammlung einen Ring über-
reicht, den ihm S. Marcus gegeben. Dieses Werk ist gleichsam die
reifste, goldenste Frucht der mit Carpaccio's Historien (S. 823) be-
ginnenden Darstellungsweise, auch in Beziehung auf die Prachtbauten,
zwischen welchen die Thatsache vor sich geht.

Von Battista Franco, der auch in Rom nach Michelangelo
studirt hatte, ist oben (S. 288, a) bei Anlass der decorativen Malerei,
welcher er seinem Talente gemäss am ehesten angehört, die Rede
gewesen.


1) Mehrere gute venezianische Porträts dieser goldenen mittlern Zeit der Schule,
*beiläufig gesagt, im Pal. Capponi zu Florenz.

Malerei des XVI. Jahrhunderts. Venedig.
bild der Madonna mit drei Heiligen, dem Stifter und dessen Gattin,
aim Pal. Manfrin, ist behandelt wie der schönste und freiste Palma
vecchio; — ebenda eine heil. Familie im Freien, mit einem betenden
Mönch.


Paris Bordone (1500—1570), zuerst Nachahmer des Giorgione,
dann rückhaltlos des Tizian, ist in den Bildnissen bisweilen den Gröss-
bten gleichzustellen. Eine Anzahl in den Uffizien; — eine dicke Frau
cund eine Copie nach Tizians Paul III im Pal. Pitti; — im Pal. Brig-
dnole zu Genua das wunderbare Porträt eines bärtigen Mannes in
schwarzem Kleid mit rothen Ärmeln, an einem rothbezogenen Tisch,
in der Hand einen Brief, hinten eine Balustrade; ebenda eine Frau in
rosenfarbenem Unterkleid und goldstoffenem Oberkleide 1). — Anderes
eim Pal. Manfrin. — Grössere Darstellungen heil. Scenen sind nicht
fseine Sache; in dem Abendmahl zu S. Giovanni in Bragora (nach der
ersten Cap. rechts) sehen die Geberden aus wie ein Abhub von Re-
miniscenzen aus den Werken besserer Meister; — das Paradies (in
gder Academie) ist ein ganz schwaches Werk; — eher noch macht das
hschön gemalte Halbfigurenbild des Augustus mit der Sibylle (Pal. Pitti)
einen poetischen Eindruck; — vollends aber verdankt man dem Bor-
idone das am schönsten gemalte Ceremonienbild, welches überhaupt
vorhanden sein mag (Acad. von Venedig): der Fischer, welcher dem
Dogen in Gegenwart einer erlauchten Versammlung einen Ring über-
reicht, den ihm S. Marcus gegeben. Dieses Werk ist gleichsam die
reifste, goldenste Frucht der mit Carpaccio’s Historien (S. 823) be-
ginnenden Darstellungsweise, auch in Beziehung auf die Prachtbauten,
zwischen welchen die Thatsache vor sich geht.

Von Battista Franco, der auch in Rom nach Michelangelo
studirt hatte, ist oben (S. 288, a) bei Anlass der decorativen Malerei,
welcher er seinem Talente gemäss am ehesten angehört, die Rede
gewesen.


1) Mehrere gute venezianische Porträts dieser goldenen mittlern Zeit der Schule,
*beiläufig gesagt, im Pal. Capponi zu Florenz.
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[982/1004] Malerei des XVI. Jahrhunderts. Venedig. bild der Madonna mit drei Heiligen, dem Stifter und dessen Gattin, im Pal. Manfrin, ist behandelt wie der schönste und freiste Palma vecchio; — ebenda eine heil. Familie im Freien, mit einem betenden Mönch. a Paris Bordone (1500—1570), zuerst Nachahmer des Giorgione, dann rückhaltlos des Tizian, ist in den Bildnissen bisweilen den Gröss- ten gleichzustellen. Eine Anzahl in den Uffizien; — eine dicke Frau und eine Copie nach Tizians Paul III im Pal. Pitti; — im Pal. Brig- nole zu Genua das wunderbare Porträt eines bärtigen Mannes in schwarzem Kleid mit rothen Ärmeln, an einem rothbezogenen Tisch, in der Hand einen Brief, hinten eine Balustrade; ebenda eine Frau in rosenfarbenem Unterkleid und goldstoffenem Oberkleide 1). — Anderes im Pal. Manfrin. — Grössere Darstellungen heil. Scenen sind nicht seine Sache; in dem Abendmahl zu S. Giovanni in Bragora (nach der ersten Cap. rechts) sehen die Geberden aus wie ein Abhub von Re- miniscenzen aus den Werken besserer Meister; — das Paradies (in der Academie) ist ein ganz schwaches Werk; — eher noch macht das schön gemalte Halbfigurenbild des Augustus mit der Sibylle (Pal. Pitti) einen poetischen Eindruck; — vollends aber verdankt man dem Bor- done das am schönsten gemalte Ceremonienbild, welches überhaupt vorhanden sein mag (Acad. von Venedig): der Fischer, welcher dem Dogen in Gegenwart einer erlauchten Versammlung einen Ring über- reicht, den ihm S. Marcus gegeben. Dieses Werk ist gleichsam die reifste, goldenste Frucht der mit Carpaccio’s Historien (S. 823) be- ginnenden Darstellungsweise, auch in Beziehung auf die Prachtbauten, zwischen welchen die Thatsache vor sich geht. b c d e f g h i Von Battista Franco, der auch in Rom nach Michelangelo studirt hatte, ist oben (S. 288, a) bei Anlass der decorativen Malerei, welcher er seinem Talente gemäss am ehesten angehört, die Rede gewesen. 1) Mehrere gute venezianische Porträts dieser goldenen mittlern Zeit der Schule, beiläufig gesagt, im Pal. Capponi zu Florenz.

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Zitationshilfe: Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 982. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/1004>, abgerufen am 18.12.2024.