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Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558.

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Die Vier vnd zwentzigste
die ding alle aber sind sünd / vnd vnder die sünd zuo zellen. Wiewol darzwüschend eins schwärer dann das ander / von welchem wir aber etwas wytlöuffiger (wils Gott) reden wöllend / wenn wir nun kömmend an die tractation von der sünd. Darumb so ist nun die böß vnrechtfertig begird vnnd anfechtung / die auß der anerbornen verderbung entspringt / vnnd inn vnser natur verborgen ligt / vnnd sich aber inn vnserem hertzen herfür thuot / wider die reinigkeyt der Maiestet vnd deß gesatzts Gottes / äben die sünd / die in disem gegenwertigen gebott verbotten vnnd verdampt wirt. Dann wiewol ettlich sind / die dise bewegungen / prästen / mängel vnnd anfechtungen deß gemüts nicht für sünd haltend / so verdampt sie doch Gott offentlich / mit dem das er sie inn disem gegenwertigen gebott verbeütet. So aber jemand an diser vnser außlegung zweyffel trüge / der höre was der heilig Apostel Paulus hieuon sagt / der spricht1226 / die sünd erkannt ich nit / dann allein durch das gesatzt / dann ich wußt nichts von dem lust / wo das gesatzt nicht hette gesagt / laß dich nicht gelusten. Vnd / on das gesatzt was die sünd tod / vnnd ich läbt etwan on gesatzt / do aber das gebott kam / ward die sünd wider läbendig / ich aber starb. Jtem1227 die anfechtung deß fleisches oder fleischlich gesinnet sein ist der tod / vnnd geistlich gesinnet sein / ist läben vnd frid / dann die anfechtung deß fleischs / ist ein feyendschafft wider Gott / dann das fleisch ist dem gesatz Gottes nicht vnderthon / dann es vermags auch nicht / die aber fleischlich gesinnet sind / die mögend Gott nicht gefallen. Darumb so verdampt vns die anfechtung der begird / Oder / wir werdend billich auß gerechtem vrtheil Gottes von wegen der bösen begird die in vns ligt / vnd sich all stund vnd augenblick eröugt vnnd herfür thuot / verdampt. Darnebend sind wol auch vil fantaseyen vnd gedancken inn den gemüteren der menschen / welche aber dieweil sie weder Gott noch den nechsten verletzend / auch mit keiner vnreinigkeit vnd eignen liebe befleckt sind / so sind sie nit vnder die sünd zuo zellen / wie gleich von anfang geredt ist.

1228 Also hatt nun Gott bißhär in seinem gesatzt die gröberen sünden die von den menschen wider jn gschehend verbotten / zum end aber kumpt er in disem gebott auch auff die begird vnnd die verderpt natur deß menschens / die ein brunnen ist aller üblen. Den verstopfft er jetzund auch / oder / das ich eigentlicher daruon rede / so stelt er die schwachheit deß menschlichen geschlächts aller mencklichen für augen. Dann wär ist der / der nie begärt? ja wär ist der / der nicht all augenblick der anfechtungen der begird empfinde? wär ist / der nicht in dem spital siech ligge / vnnd an dem allen menschen anerbornen übel vnnd prästen kranck seye? Vnd so wir deßhalb also inn sünden von dem Herren ergriffen werdend / so habend wir nichts damit wir vnser schuld verträchind / oder dem vrtheil deß richters der alles fleisch verdampt entrünnind. Dann es verdampt je der grechte Gott heiter vnd außtrucklich die anerboren corruption / verböserung vnd böse neigung / die da ein stäte abtrünnige ist von Gott / vnnd ein kampff wider die frommkeit vnd volkommenheit / die Gott von vns erforderet / Dann sälig werdend genennt die eins reinen hertzens sind dann sie werdind Gott sehen. Darumb so volget das welcher hertz mit begirden verwicklet / vergifft vnd befleckt ist / das die Gott nicht werdind sehen. Also sind wir aber alle / die wir Adams kinder gezellt werdend. Darumb so überwindet vnd bezeüget vns alle diß letst gebott der sünden / der schwachheit / oder verböserung deß gantzen menschlichen geschlächts / vnd deßhalb auch der verdamnus die darauff volget.

1230 Demnach so erforderet auch Gott in seinem gesatzt nicht allein deß leybs eussere reinigkeit vnd heilikeit / sonder auch deß gemüts deß geists vnnd aller anfechtungen / vnd gebeütet vns / das alles das wir gedenckend / rathschlagend

1226 Rom.7.
1227 Rom.8.
1228 Der mensch wirt der sünden überzeuget.
1230 Was reinikeit Gott von vns erfordere.

Die Vier vnd zwentzigste
die ding alle aber sind sünd / vnd vnder die sünd zuͦ zellen. Wiewol darzwüschend eins schwaͤrer dann das ander / von welchem wir aber etwas wytloͤuffiger (wils Gott) reden woͤllend / wenn wir nun koͤmmend an die tractation von der sünd. Darumb so ist nun die boͤß vnrechtfertig begird vnnd anfechtung / die auß der anerbornen verderbung entspringt / vnnd inn vnser natur verborgen ligt / vnnd sich aber inn vnserem hertzen herfür thuͦt / wider die reinigkeyt der Maiestet vnd deß gesatzts Gottes / aͤben die sünd / die in disem gegenwertigen gebott verbotten vnnd verdampt wirt. Dann wiewol ettlich sind / die dise bewegungen / praͤsten / maͤngel vnnd anfechtungen deß gemuͤts nicht für sünd haltend / so verdampt sie doch Gott offentlich / mit dem das er sie inn disem gegenwertigen gebott verbeütet. So aber jemand an diser vnser außlegung zweyffel truͤge / der hoͤre was der heilig Apostel Paulus hieuon sagt / der spricht1226 / die sünd erkannt ich nit / dann allein durch das gesatzt / dann ich wußt nichts von dem lust / wo das gesatzt nicht hette gesagt / laß dich nicht gelusten. Vnd / on das gesatzt was die sünd tod / vnnd ich laͤbt etwan on gesatzt / do aber das gebott kam / ward die sünd wider laͤbendig / ich aber starb. Jtem1227 die anfechtung deß fleisches oder fleischlich gesinnet sein ist der tod / vnnd geistlich gesinnet sein / ist laͤben vnd frid / dann die anfechtung deß fleischs / ist ein feyendschafft wider Gott / dann das fleisch ist dem gesatz Gottes nicht vnderthon / dann es vermags auch nicht / die aber fleischlich gesinnet sind / die moͤgend Gott nicht gefallen. Darumb so verdampt vns die anfechtung der begird / Oder / wir werdend billich auß gerechtem vrtheil Gottes von wegen der boͤsen begird die in vns ligt / vnd sich all stund vnd augenblick eroͤugt vnnd herfür thuͦt / verdampt. Darnebend sind wol auch vil fantaseyen vnd gedancken inn den gemuͤteren der menschen / welche aber dieweil sie weder Gott noch den nechsten verletzend / auch mit keiner vnreinigkeit vnd eignen liebe befleckt sind / so sind sie nit vnder die sünd zuͦ zellen / wie gleich von anfang geredt ist.

1228 Also hatt nun Gott bißhaͤr in seinem gesatzt die groͤberen sünden die von den menschen wider jn gschehend verbotten / zum end aber kumpt er in disem gebott auch auff die begird vnnd die verderpt natur deß menschens / die ein brunnen ist aller üblen. Den verstopfft er jetzund auch / oder / das ich eigentlicher daruͦn rede / so stelt er die schwachheit deß menschlichen geschlaͤchts aller mencklichen für augen. Dann waͤr ist der / der nie begaͤrt? ja waͤr ist der / der nicht all augenblick der anfechtungen der begird empfinde? waͤr ist / der nicht in dem spital siech ligge / vnnd an dem allen menschen anerbornen übel vnnd praͤsten kranck seye? Vnd so wir deßhalb also inn sünden von dem Herren ergriffen werdend / so habend wir nichts damit wir vnser schuld vertraͤchind / oder dem vrtheil deß richters der alles fleisch verdampt entrünnind. Dann es verdampt je der grechte Gott heiter vnd außtrucklich die anerboren corruption / verboͤserung vnd boͤse neigung / die da ein staͤte abtrünnige ist von Gott / vnnd ein kampff wider die frommkeit vnd volkommenheit / die Gott von vns erforderet / Dann saͤlig werdend genennt die eins reinen hertzens sind dann sie werdind Gott sehen. Darumb so volget das welcher hertz mit begirden verwicklet / vergifft vnd befleckt ist / das die Gott nicht werdind sehen. Also sind wir aber alle / die wir Adams kinder gezellt werdend. Darumb so überwindet vnd bezeüget vns alle diß letst gebott der sünden / der schwachheit / oder verboͤserung deß gantzen menschlichen geschlaͤchts / vnd deßhalb auch der verdamnus die darauff volget.

1230 Demnach so erforderet auch Gott in seinem gesatzt nicht allein deß leybs eussere reinigkeit vnd heilikeit / sonder auch deß gemuͤts deß geists vnnd aller anfechtungen / vnd gebeütet vns / das alles das wir gedenckend / rathschlagend

1226 Rom.7.
1227 Rom.8.
1228 Der mensch wirt der sünden überzeuget.
1230 Was reinikeit Gott von vns erfordere.
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[[137]/0366] Die Vier vnd zwentzigste die ding alle aber sind sünd / vnd vnder die sünd zuͦ zellen. Wiewol darzwüschend eins schwaͤrer dann das ander / von welchem wir aber etwas wytloͤuffiger (wils Gott) reden woͤllend / wenn wir nun koͤmmend an die tractation von der sünd. Darumb so ist nun die boͤß vnrechtfertig begird vnnd anfechtung / die auß der anerbornen verderbung entspringt / vnnd inn vnser natur verborgen ligt / vnnd sich aber inn vnserem hertzen herfür thuͦt / wider die reinigkeyt der Maiestet vnd deß gesatzts Gottes / aͤben die sünd / die in disem gegenwertigen gebott verbotten vnnd verdampt wirt. Dann wiewol ettlich sind / die dise bewegungen / praͤsten / maͤngel vnnd anfechtungen deß gemuͤts nicht für sünd haltend / so verdampt sie doch Gott offentlich / mit dem das er sie inn disem gegenwertigen gebott verbeütet. So aber jemand an diser vnser außlegung zweyffel truͤge / der hoͤre was der heilig Apostel Paulus hieuon sagt / der spricht 1226 / die sünd erkannt ich nit / dann allein durch das gesatzt / dann ich wußt nichts von dem lust / wo das gesatzt nicht hette gesagt / laß dich nicht gelusten. Vnd / on das gesatzt was die sünd tod / vnnd ich laͤbt etwan on gesatzt / do aber das gebott kam / ward die sünd wider laͤbendig / ich aber starb. Jtem 1227 die anfechtung deß fleisches oder fleischlich gesinnet sein ist der tod / vnnd geistlich gesinnet sein / ist laͤben vnd frid / dann die anfechtung deß fleischs / ist ein feyendschafft wider Gott / dann das fleisch ist dem gesatz Gottes nicht vnderthon / dann es vermags auch nicht / die aber fleischlich gesinnet sind / die moͤgend Gott nicht gefallen. Darumb so verdampt vns die anfechtung der begird / Oder / wir werdend billich auß gerechtem vrtheil Gottes von wegen der boͤsen begird die in vns ligt / vnd sich all stund vnd augenblick eroͤugt vnnd herfür thuͦt / verdampt. Darnebend sind wol auch vil fantaseyen vnd gedancken inn den gemuͤteren der menschen / welche aber dieweil sie weder Gott noch den nechsten verletzend / auch mit keiner vnreinigkeit vnd eignen liebe befleckt sind / so sind sie nit vnder die sünd zuͦ zellen / wie gleich von anfang geredt ist. 1228 Also hatt nun Gott bißhaͤr in seinem gesatzt die groͤberen sünden die von den menschen wider jn gschehend verbotten / zum end aber kumpt er in disem gebott auch auff die begird vnnd die verderpt natur deß menschens / die ein brunnen ist aller üblen. Den verstopfft er jetzund auch / oder / das ich eigentlicher daruͦn rede / so stelt er die schwachheit deß menschlichen geschlaͤchts aller mencklichen für augen. Dann waͤr ist der / der nie begaͤrt? ja waͤr ist der / der nicht all augenblick der anfechtungen der begird empfinde? waͤr ist / der nicht in dem spital siech ligge / vnnd an dem allen menschen anerbornen übel vnnd praͤsten kranck seye? Vnd so wir deßhalb also inn sünden von dem Herren ergriffen werdend / so habend wir nichts damit wir vnser schuld vertraͤchind / oder dem vrtheil deß richters der alles fleisch verdampt entrünnind. Dann es verdampt je der grechte Gott heiter vnd außtrucklich die anerboren corruption / verboͤserung vnd boͤse neigung / die da ein staͤte abtrünnige ist von Gott / vnnd ein kampff wider die frommkeit vnd volkommenheit / die Gott von vns erforderet / Dann saͤlig werdend genennt die eins reinen hertzens sind dann sie werdind Gott sehen. Darumb so volget das welcher hertz mit begirden verwicklet / vergifft vnd befleckt ist / das die Gott nicht werdind sehen. Also sind wir aber alle / die wir Adams kinder gezellt werdend. Darumb so überwindet vnd bezeüget vns alle diß letst gebott der sünden / der schwachheit / oder verboͤserung deß gantzen menschlichen geschlaͤchts / vnd deßhalb auch der verdamnus die darauff volget. 1230 Demnach so erforderet auch Gott in seinem gesatzt nicht allein deß leybs eussere reinigkeit vnd heilikeit / sonder auch deß gemuͤts deß geists vnnd aller anfechtungen / vnd gebeütet vns / das alles das wir gedenckend / rathschlagend 1226 Rom.7. 1227 Rom.8. 1228 Der mensch wirt der sünden überzeuget. 1230 Was reinikeit Gott von vns erfordere.

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Zitationshilfe: Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558, S. [137]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bullinger_haussbuoch_1558/366>, abgerufen am 22.11.2024.