Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 2. Hamburg, 1792.5. Buch. Von der Handlungs-Politik. gung dieser Zölle ist natürlich sehr verschieden bei Pro-ducten, welche Bedürfnisse des Lebens, und solchen, welche Materialien der Manufacturen sind. Jene ertragen nicht eher Zölle, wenigstens keine von Be- lang, als wenn ein Volk durch die Fruchtbarkeit sei- nes Bodens und den Fleiß seiner Landbauer gewis davon ist, der fremden Einfuhr entbehren zu können. Unter solchen Umständen hat England deren Einfuhr sogar verbieten können, wenn nicht der Preis im Lande über ein bestimmtes Mittel geht. Holland aber wird nicht nur sie nimmer verbieten, sondern auch bei ihrer Einfuhr nicht hoch belasten dürfen. Will dann aber ein solcher Staat von deren Genuß noch etwas haben, so muß er dies durch die inländische Accise tuhn, bei deren Einhebung nicht mehr die Frage ist, ob diese Lebensmittel einheimisch oder ausheimisch sind? Weit minder bedenklich sind Zölle, welche auf die Einfuhr solcher Producten gelegt werden, die schon zu den Bedürfnissen, des Wollebens gerechnet werden können, z. B. Weine, Branntweine, ausländische Früchte, u. d. gl. Von diesen muß der Staat schon heben können, was ihm nötig und billig ist, so bald sie an seine Grenzen kommen. Bei den Materialien der Manufacturen kömmt 5. Buch. Von der Handlungs-Politik. gung dieſer Zoͤlle iſt natuͤrlich ſehr verſchieden bei Pro-ducten, welche Beduͤrfniſſe des Lebens, und ſolchen, welche Materialien der Manufacturen ſind. Jene ertragen nicht eher Zoͤlle, wenigſtens keine von Be- lang, als wenn ein Volk durch die Fruchtbarkeit ſei- nes Bodens und den Fleiß ſeiner Landbauer gewis davon iſt, der fremden Einfuhr entbehren zu koͤnnen. Unter ſolchen Umſtaͤnden hat England deren Einfuhr ſogar verbieten koͤnnen, wenn nicht der Preis im Lande uͤber ein beſtimmtes Mittel geht. Holland aber wird nicht nur ſie nimmer verbieten, ſondern auch bei ihrer Einfuhr nicht hoch belaſten duͤrfen. Will dann aber ein ſolcher Staat von deren Genuß noch etwas haben, ſo muß er dies durch die inlaͤndiſche Acciſe tuhn, bei deren Einhebung nicht mehr die Frage iſt, ob dieſe Lebensmittel einheimiſch oder ausheimiſch ſind? Weit minder bedenklich ſind Zoͤlle, welche auf die Einfuhr ſolcher Producten gelegt werden, die ſchon zu den Beduͤrfniſſen, des Wollebens gerechnet werden koͤnnen, z. B. Weine, Branntweine, auslaͤndiſche Fruͤchte, u. d. gl. Von dieſen muß der Staat ſchon heben koͤnnen, was ihm noͤtig und billig iſt, ſo bald ſie an ſeine Grenzen kommen. Bei den Materialien der Manufacturen koͤmmt <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <p><pb facs="#f0346" n="338"/><fw place="top" type="header">5. Buch. Von der Handlungs-Politik.</fw><lb/> gung dieſer Zoͤlle iſt natuͤrlich ſehr verſchieden bei Pro-<lb/> ducten, welche Beduͤrfniſſe des Lebens, und ſolchen,<lb/> welche Materialien der Manufacturen ſind. Jene<lb/> ertragen nicht eher Zoͤlle, wenigſtens keine von Be-<lb/> lang, als wenn ein Volk durch die Fruchtbarkeit ſei-<lb/> nes Bodens und den Fleiß ſeiner Landbauer gewis davon<lb/> iſt, der fremden Einfuhr entbehren zu koͤnnen. Unter<lb/> ſolchen Umſtaͤnden hat England deren Einfuhr ſogar<lb/> verbieten koͤnnen, wenn nicht der Preis im Lande<lb/> uͤber ein beſtimmtes Mittel geht. Holland aber wird<lb/> nicht nur ſie nimmer verbieten, ſondern auch bei ihrer<lb/> Einfuhr nicht hoch belaſten duͤrfen. Will dann aber ein<lb/> ſolcher Staat von deren Genuß noch etwas haben,<lb/> ſo muß er dies durch die inlaͤndiſche Acciſe tuhn, bei<lb/> deren Einhebung nicht mehr die Frage iſt, ob dieſe<lb/> Lebensmittel einheimiſch oder ausheimiſch ſind? Weit<lb/> minder bedenklich ſind Zoͤlle, welche auf die Einfuhr<lb/> ſolcher Producten gelegt werden, die ſchon zu den<lb/> Beduͤrfniſſen, des Wollebens gerechnet werden koͤnnen,<lb/> z. B. Weine, Branntweine, auslaͤndiſche Fruͤchte,<lb/> u. d. gl. Von dieſen muß der Staat ſchon heben<lb/> koͤnnen, was ihm noͤtig und billig iſt, ſo bald ſie an<lb/> ſeine Grenzen kommen.</p><lb/> <p>Bei den Materialien der Manufacturen koͤmmt<lb/> es darauf an, ob ein Land fruchtbar und volkreich ge-<lb/> nug iſt, um gewiſſe Producte hervorzubringen, aber<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [338/0346]
5. Buch. Von der Handlungs-Politik.
gung dieſer Zoͤlle iſt natuͤrlich ſehr verſchieden bei Pro-
ducten, welche Beduͤrfniſſe des Lebens, und ſolchen,
welche Materialien der Manufacturen ſind. Jene
ertragen nicht eher Zoͤlle, wenigſtens keine von Be-
lang, als wenn ein Volk durch die Fruchtbarkeit ſei-
nes Bodens und den Fleiß ſeiner Landbauer gewis davon
iſt, der fremden Einfuhr entbehren zu koͤnnen. Unter
ſolchen Umſtaͤnden hat England deren Einfuhr ſogar
verbieten koͤnnen, wenn nicht der Preis im Lande
uͤber ein beſtimmtes Mittel geht. Holland aber wird
nicht nur ſie nimmer verbieten, ſondern auch bei ihrer
Einfuhr nicht hoch belaſten duͤrfen. Will dann aber ein
ſolcher Staat von deren Genuß noch etwas haben,
ſo muß er dies durch die inlaͤndiſche Acciſe tuhn, bei
deren Einhebung nicht mehr die Frage iſt, ob dieſe
Lebensmittel einheimiſch oder ausheimiſch ſind? Weit
minder bedenklich ſind Zoͤlle, welche auf die Einfuhr
ſolcher Producten gelegt werden, die ſchon zu den
Beduͤrfniſſen, des Wollebens gerechnet werden koͤnnen,
z. B. Weine, Branntweine, auslaͤndiſche Fruͤchte,
u. d. gl. Von dieſen muß der Staat ſchon heben
koͤnnen, was ihm noͤtig und billig iſt, ſo bald ſie an
ſeine Grenzen kommen.
Bei den Materialien der Manufacturen koͤmmt
es darauf an, ob ein Land fruchtbar und volkreich ge-
nug iſt, um gewiſſe Producte hervorzubringen, aber
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