Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 2. Hamburg, 1792.5. Buch. Von der Handlungs-Politik. Zeiten bedurfte es dazu keiner Aufmunterung und kei-ner Befehle. Der Kaufmann, welcher über See handelte, taht dies fast immer nur mit seinen eigenen Schiffen. Sein Schiff führte gemeiniglich nur seine Waaren, und brachte in seiner Rükfracht wenig andere Waaren mit, als die sein Eigentuhm geworden waren. Doch kam es schon damals auf die besondere Tähtig- keit an, in welcher ein handelnder Staat den andern übertraf. Der ganz active Handel der Hanseaten verschafte ihren Schiffen die Rückfracht, wie die Hin- fracht. Sie liessen also denen Völkern, mit welchen sie handelten, nicht einmal den Anlaß entstehen, die Hanseatischen Häfen mit ihren Schiffen zu befahren. Insbesondere hielt ihre Handlungspolik, die so lan- ge sehr gewalttähtig war, als sie dazu die Kräfte fühlten, die Schiffe aller andern Europäer von der Ostsee ab. So etwas hat nun nicht mehr Statt, und kann für minder mächtige Staaten nicht wieder ent- stehen. Die Schiffahrt der handelnden Nationen durchkreuzt sich überhaupt so sehr, und der Kaufmann selbst folgt seinem Privatnuzen so gerne in der Aus- wahl der Schiffe, die er mit seinem Handel beschäf- tigt, daß wirklich es einer besondern Aufmerksamkeit des Regenten bedarf, um es dabei zu erhalten, daß die Schiffe seines Volks auch nur in dessen Handlung vorzüglich ihre Beschäftigung und Verdienst finden. 5. Buch. Von der Handlungs-Politik. Zeiten bedurfte es dazu keiner Aufmunterung und kei-ner Befehle. Der Kaufmann, welcher uͤber See handelte, taht dies faſt immer nur mit ſeinen eigenen Schiffen. Sein Schiff fuͤhrte gemeiniglich nur ſeine Waaren, und brachte in ſeiner Ruͤkfracht wenig andere Waaren mit, als die ſein Eigentuhm geworden waren. Doch kam es ſchon damals auf die beſondere Taͤhtig- keit an, in welcher ein handelnder Staat den andern uͤbertraf. Der ganz active Handel der Hanſeaten verſchafte ihren Schiffen die Ruͤckfracht, wie die Hin- fracht. Sie lieſſen alſo denen Voͤlkern, mit welchen ſie handelten, nicht einmal den Anlaß entſtehen, die Hanſeatiſchen Haͤfen mit ihren Schiffen zu befahren. Insbeſondere hielt ihre Handlungspolik, die ſo lan- ge ſehr gewalttaͤhtig war, als ſie dazu die Kraͤfte fuͤhlten, die Schiffe aller andern Europaͤer von der Oſtſee ab. So etwas hat nun nicht mehr Statt, und kann fuͤr minder maͤchtige Staaten nicht wieder ent- ſtehen. Die Schiffahrt der handelnden Nationen durchkreuzt ſich uͤberhaupt ſo ſehr, und der Kaufmann ſelbſt folgt ſeinem Privatnuzen ſo gerne in der Aus- wahl der Schiffe, die er mit ſeinem Handel beſchaͤf- tigt, daß wirklich es einer beſondern Aufmerkſamkeit des Regenten bedarf, um es dabei zu erhalten, daß die Schiffe ſeines Volks auch nur in deſſen Handlung vorzuͤglich ihre Beſchaͤftigung und Verdienſt finden. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <p><pb facs="#f0292" n="284"/><fw place="top" type="header">5. Buch. Von der Handlungs-Politik.</fw><lb/> Zeiten bedurfte es dazu keiner Aufmunterung und kei-<lb/> ner Befehle. Der Kaufmann, welcher uͤber See<lb/> handelte, taht dies faſt immer nur mit ſeinen eigenen<lb/> Schiffen. Sein Schiff fuͤhrte gemeiniglich nur ſeine<lb/> Waaren, und brachte in ſeiner Ruͤkfracht wenig andere<lb/> Waaren mit, als die ſein Eigentuhm geworden waren.<lb/> Doch kam es ſchon damals auf die beſondere Taͤhtig-<lb/> keit an, in welcher ein handelnder Staat den andern<lb/> uͤbertraf. Der ganz active Handel der Hanſeaten<lb/> verſchafte ihren Schiffen die Ruͤckfracht, wie die Hin-<lb/> fracht. Sie lieſſen alſo denen Voͤlkern, mit welchen<lb/> ſie handelten, nicht einmal den Anlaß entſtehen, die<lb/> Hanſeatiſchen Haͤfen mit ihren Schiffen zu befahren.<lb/> Insbeſondere hielt ihre Handlungspolik, die ſo lan-<lb/> ge ſehr gewalttaͤhtig war, als ſie dazu die Kraͤfte<lb/> fuͤhlten, die Schiffe aller andern Europaͤer von der<lb/> Oſtſee ab. So etwas hat nun nicht mehr Statt, und<lb/> kann fuͤr minder maͤchtige Staaten nicht wieder ent-<lb/> ſtehen. Die Schiffahrt der handelnden Nationen<lb/> durchkreuzt ſich uͤberhaupt ſo ſehr, und der Kaufmann<lb/> ſelbſt folgt ſeinem Privatnuzen ſo gerne in der Aus-<lb/> wahl der Schiffe, die er mit ſeinem Handel beſchaͤf-<lb/> tigt, daß wirklich es einer beſondern Aufmerkſamkeit<lb/> des Regenten bedarf, um es dabei zu erhalten, daß<lb/> die Schiffe ſeines Volks auch nur in deſſen Handlung<lb/> vorzuͤglich ihre Beſchaͤftigung und Verdienſt finden.</p><lb/> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [284/0292]
5. Buch. Von der Handlungs-Politik.
Zeiten bedurfte es dazu keiner Aufmunterung und kei-
ner Befehle. Der Kaufmann, welcher uͤber See
handelte, taht dies faſt immer nur mit ſeinen eigenen
Schiffen. Sein Schiff fuͤhrte gemeiniglich nur ſeine
Waaren, und brachte in ſeiner Ruͤkfracht wenig andere
Waaren mit, als die ſein Eigentuhm geworden waren.
Doch kam es ſchon damals auf die beſondere Taͤhtig-
keit an, in welcher ein handelnder Staat den andern
uͤbertraf. Der ganz active Handel der Hanſeaten
verſchafte ihren Schiffen die Ruͤckfracht, wie die Hin-
fracht. Sie lieſſen alſo denen Voͤlkern, mit welchen
ſie handelten, nicht einmal den Anlaß entſtehen, die
Hanſeatiſchen Haͤfen mit ihren Schiffen zu befahren.
Insbeſondere hielt ihre Handlungspolik, die ſo lan-
ge ſehr gewalttaͤhtig war, als ſie dazu die Kraͤfte
fuͤhlten, die Schiffe aller andern Europaͤer von der
Oſtſee ab. So etwas hat nun nicht mehr Statt, und
kann fuͤr minder maͤchtige Staaten nicht wieder ent-
ſtehen. Die Schiffahrt der handelnden Nationen
durchkreuzt ſich uͤberhaupt ſo ſehr, und der Kaufmann
ſelbſt folgt ſeinem Privatnuzen ſo gerne in der Aus-
wahl der Schiffe, die er mit ſeinem Handel beſchaͤf-
tigt, daß wirklich es einer beſondern Aufmerkſamkeit
des Regenten bedarf, um es dabei zu erhalten, daß
die Schiffe ſeines Volks auch nur in deſſen Handlung
vorzuͤglich ihre Beſchaͤftigung und Verdienſt finden.
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