Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 2. Hamburg, 1792.Cap. 4. Anhang, vom Strandrechte. kleineren dort umher seegelnden Schiffe, wenn derenFührer dem Unglüklichen zu Hülfe kommen wollen. Nur die Erwartung eines hohen Lohns kann diese ermuntern, sich in diese Gefahren zu wagen. Würde er ihnen hintennach durch zu genaues Dingen oder zu strenge rechtliche Entscheidung bestimmt, so würde nur selten von verunglükten Schiffen etwas gerettet, sondern alles eine Beute des Meers werden. Frei- lich haben die Umstände noch immer einigen Einfluß auf die Bestimmung dieses Lohns. Wenn z. E. ein Schiff auf unserer Elbe auf den Sand geräht, und einer geschwinden Erleichterung bedarf, so wird der Schiffer den zu seiner Hülfe heran kommenden klei- nen Elbschiffen einen Lohn versprechen, für welchen sie die aus dem Schiff gehobenen Güter zur Stadt bringen, welcher freilich alsdann den Lohn der kur- zen Reise, wie er ausser dem Fall der Noht ihn ge- geben haben würde, weit übersteigt. Eben so wird ein Schiffer verfahren, der noch in der blossen Ge- fahr zu stranden ist, und sich, weil Wind und Wet- ter es noch erlauben, der Hülfe kleinerer Schiffe be- dient, um sich aus seiner gefährlichen Lage heraus- bringen zu lassen. Dies alles nennt man noch ein billiges Berglohn. Strandet aber ein Schiff völlig, und öfnet es sich dem Wasser, oder bricht, so daß der Körper desselben nachher verloren gegeben werden muß, so ist die Hülfe, die demselben geschieht, schon Cap. 4. Anhang, vom Strandrechte. kleineren dort umher ſeegelnden Schiffe, wenn derenFuͤhrer dem Ungluͤklichen zu Huͤlfe kommen wollen. Nur die Erwartung eines hohen Lohns kann dieſe ermuntern, ſich in dieſe Gefahren zu wagen. Wuͤrde er ihnen hintennach durch zu genaues Dingen oder zu ſtrenge rechtliche Entſcheidung beſtimmt, ſo wuͤrde nur ſelten von verungluͤkten Schiffen etwas gerettet, ſondern alles eine Beute des Meers werden. Frei- lich haben die Umſtaͤnde noch immer einigen Einfluß auf die Beſtimmung dieſes Lohns. Wenn z. E. ein Schiff auf unſerer Elbe auf den Sand geraͤht, und einer geſchwinden Erleichterung bedarf, ſo wird der Schiffer den zu ſeiner Huͤlfe heran kommenden klei- nen Elbſchiffen einen Lohn verſprechen, fuͤr welchen ſie die aus dem Schiff gehobenen Guͤter zur Stadt bringen, welcher freilich alsdann den Lohn der kur- zen Reiſe, wie er auſſer dem Fall der Noht ihn ge- geben haben wuͤrde, weit uͤberſteigt. Eben ſo wird ein Schiffer verfahren, der noch in der bloſſen Ge- fahr zu ſtranden iſt, und ſich, weil Wind und Wet- ter es noch erlauben, der Huͤlfe kleinerer Schiffe be- dient, um ſich aus ſeiner gefaͤhrlichen Lage heraus- bringen zu laſſen. Dies alles nennt man noch ein billiges Berglohn. Strandet aber ein Schiff voͤllig, und oͤfnet es ſich dem Waſſer, oder bricht, ſo daß der Koͤrper deſſelben nachher verloren gegeben werden muß, ſo iſt die Huͤlfe, die demſelben geſchieht, ſchon <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <p><pb facs="#f0117" n="109"/><fw place="top" type="header">Cap. 4. Anhang, vom Strandrechte.</fw><lb/> kleineren dort umher ſeegelnden Schiffe, wenn deren<lb/> Fuͤhrer dem Ungluͤklichen zu Huͤlfe kommen wollen.<lb/> Nur die Erwartung eines hohen Lohns kann dieſe<lb/> ermuntern, ſich in dieſe Gefahren zu wagen. Wuͤrde<lb/> er ihnen hintennach durch zu genaues Dingen oder<lb/> zu ſtrenge rechtliche Entſcheidung beſtimmt, ſo wuͤrde<lb/><choice><sic>uur</sic><corr>nur</corr></choice> ſelten von verungluͤkten Schiffen etwas gerettet,<lb/> ſondern alles eine Beute des Meers werden. Frei-<lb/> lich haben die Umſtaͤnde noch immer einigen Einfluß<lb/> auf die Beſtimmung dieſes Lohns. Wenn z. E. ein<lb/> Schiff auf unſerer Elbe auf den Sand geraͤht, und<lb/> einer geſchwinden Erleichterung bedarf, ſo wird der<lb/> Schiffer den zu ſeiner Huͤlfe heran kommenden klei-<lb/> nen Elbſchiffen einen Lohn verſprechen, fuͤr welchen<lb/> ſie die aus dem Schiff gehobenen Guͤter zur Stadt<lb/> bringen, welcher freilich alsdann den Lohn der kur-<lb/> zen Reiſe, wie er auſſer dem Fall der Noht ihn ge-<lb/> geben haben wuͤrde, weit uͤberſteigt. Eben ſo wird<lb/> ein Schiffer verfahren, der noch in der bloſſen Ge-<lb/> fahr zu ſtranden iſt, und ſich, weil Wind und Wet-<lb/> ter es noch erlauben, der Huͤlfe kleinerer Schiffe be-<lb/> dient, um ſich aus ſeiner gefaͤhrlichen Lage heraus-<lb/> bringen zu laſſen. Dies alles nennt man noch ein<lb/> billiges Berglohn. Strandet aber ein Schiff voͤllig,<lb/> und oͤfnet es ſich dem Waſſer, oder bricht, ſo daß<lb/> der Koͤrper deſſelben nachher verloren gegeben werden<lb/> muß, ſo iſt die Huͤlfe, die demſelben geſchieht, ſchon<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [109/0117]
Cap. 4. Anhang, vom Strandrechte.
kleineren dort umher ſeegelnden Schiffe, wenn deren
Fuͤhrer dem Ungluͤklichen zu Huͤlfe kommen wollen.
Nur die Erwartung eines hohen Lohns kann dieſe
ermuntern, ſich in dieſe Gefahren zu wagen. Wuͤrde
er ihnen hintennach durch zu genaues Dingen oder
zu ſtrenge rechtliche Entſcheidung beſtimmt, ſo wuͤrde
nur ſelten von verungluͤkten Schiffen etwas gerettet,
ſondern alles eine Beute des Meers werden. Frei-
lich haben die Umſtaͤnde noch immer einigen Einfluß
auf die Beſtimmung dieſes Lohns. Wenn z. E. ein
Schiff auf unſerer Elbe auf den Sand geraͤht, und
einer geſchwinden Erleichterung bedarf, ſo wird der
Schiffer den zu ſeiner Huͤlfe heran kommenden klei-
nen Elbſchiffen einen Lohn verſprechen, fuͤr welchen
ſie die aus dem Schiff gehobenen Guͤter zur Stadt
bringen, welcher freilich alsdann den Lohn der kur-
zen Reiſe, wie er auſſer dem Fall der Noht ihn ge-
geben haben wuͤrde, weit uͤberſteigt. Eben ſo wird
ein Schiffer verfahren, der noch in der bloſſen Ge-
fahr zu ſtranden iſt, und ſich, weil Wind und Wet-
ter es noch erlauben, der Huͤlfe kleinerer Schiffe be-
dient, um ſich aus ſeiner gefaͤhrlichen Lage heraus-
bringen zu laſſen. Dies alles nennt man noch ein
billiges Berglohn. Strandet aber ein Schiff voͤllig,
und oͤfnet es ſich dem Waſſer, oder bricht, ſo daß
der Koͤrper deſſelben nachher verloren gegeben werden
muß, ſo iſt die Huͤlfe, die demſelben geſchieht, ſchon
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