an, der Bären, die so gern nach meinen Bienen und den Honigstöcken stiegen, loß zu werden. Ich bestrich die Deichsel eines Ackerwagens mit Honig, und legte mich nicht weit davon des Nachts in einen Hinterhalt. Was ich vermuthete, das geschah. Ein ungeheurer Bär, herbeygelockt durch den Duft des Ho- nigs, kam an und fing vorn an der Spitze der Stange so begierig an zu lecken, daß er sich die ganze Stange durch Schlund, Magen und Bauch bis hinten wieder hinausleckte. Als er sich nun so artig auf die Stange hinauf ge- leckt hatte, lief ich hinzu, steckte vorn durch das Loch der Deichsel einen langen Pflock, verwehrte dadurch dem Nascher den Rückzug, und ließ ihn sitzen bis an den andern Morgen. Ueber dieß Stück- chen wollte sich der Großsultan, der von ohngefähr vorbey spazirte, fast todtlachen.
Nicht lange hierauf machten die Russen mit den Türken Frieden und ich
wurde
an, der Baͤren, die ſo gern nach meinen Bienen und den Honigſtoͤcken ſtiegen, loß zu werden. Ich beſtrich die Deichſel eines Ackerwagens mit Honig, und legte mich nicht weit davon des Nachts in einen Hinterhalt. Was ich vermuthete, das geſchah. Ein ungeheurer Baͤr, herbeygelockt durch den Duft des Ho- nigs, kam an und fing vorn an der Spitze der Stange ſo begierig an zu lecken, daß er ſich die ganze Stange durch Schlund, Magen und Bauch bis hinten wieder hinausleckte. Als er ſich nun ſo artig auf die Stange hinauf ge- leckt hatte, lief ich hinzu, ſteckte vorn durch das Loch der Deichſel einen langen Pflock, verwehrte dadurch dem Naſcher den Ruͤckzug, und ließ ihn ſitzen bis an den andern Morgen. Ueber dieß Stuͤck- chen wollte ſich der Großſultan, der von ohngefaͤhr vorbey ſpazirte, faſt todtlachen.
Nicht lange hierauf machten die Ruſſen mit den Tuͤrken Frieden und ich
wurde
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0078"n="59"/>
an, der Baͤren, die ſo gern nach meinen<lb/>
Bienen und den Honigſtoͤcken ſtiegen,<lb/>
loß zu werden. Ich beſtrich die Deichſel<lb/>
eines Ackerwagens mit Honig, und legte<lb/>
mich nicht weit davon des Nachts in<lb/>
einen Hinterhalt. Was ich vermuthete,<lb/>
das geſchah. Ein ungeheurer Baͤr,<lb/>
herbeygelockt durch den Duft des Ho-<lb/>
nigs, kam an und fing vorn an der<lb/>
Spitze der Stange ſo begierig an zu<lb/>
lecken, daß er ſich die ganze Stange<lb/>
durch Schlund, Magen und Bauch bis<lb/>
hinten wieder hinausleckte. Als er ſich<lb/>
nun ſo artig auf die Stange hinauf ge-<lb/>
leckt hatte, lief ich hinzu, ſteckte vorn<lb/>
durch das Loch der Deichſel einen langen<lb/>
Pflock, verwehrte dadurch dem Naſcher<lb/>
den Ruͤckzug, und ließ ihn ſitzen bis an<lb/>
den andern Morgen. Ueber dieß Stuͤck-<lb/>
chen wollte ſich der Großſultan, der von<lb/>
ohngefaͤhr vorbey ſpazirte, faſt todtlachen.</p><lb/><p>Nicht lange hierauf machten die<lb/>
Ruſſen mit den Tuͤrken Frieden und ich<lb/><fwplace="bottom"type="catch">wurde</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[59/0078]
an, der Baͤren, die ſo gern nach meinen
Bienen und den Honigſtoͤcken ſtiegen,
loß zu werden. Ich beſtrich die Deichſel
eines Ackerwagens mit Honig, und legte
mich nicht weit davon des Nachts in
einen Hinterhalt. Was ich vermuthete,
das geſchah. Ein ungeheurer Baͤr,
herbeygelockt durch den Duft des Ho-
nigs, kam an und fing vorn an der
Spitze der Stange ſo begierig an zu
lecken, daß er ſich die ganze Stange
durch Schlund, Magen und Bauch bis
hinten wieder hinausleckte. Als er ſich
nun ſo artig auf die Stange hinauf ge-
leckt hatte, lief ich hinzu, ſteckte vorn
durch das Loch der Deichſel einen langen
Pflock, verwehrte dadurch dem Naſcher
den Ruͤckzug, und ließ ihn ſitzen bis an
den andern Morgen. Ueber dieß Stuͤck-
chen wollte ſich der Großſultan, der von
ohngefaͤhr vorbey ſpazirte, faſt todtlachen.
Nicht lange hierauf machten die
Ruſſen mit den Tuͤrken Frieden und ich
wurde
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Raspe, Rudolf Erich]: Wunderbare Reisen [...] des Freyherrn von Münchhausen [...]. London [i. e. Göttingen], 1786, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buerger_muenchhausen_1786/78>, abgerufen am 31.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.