Reiterkünste gänzlich zu Ruhe und Ge- horsam brachte. Um dieß den Damen noch besser zu zeigen und ihnen alle un- nöthige Besorgniß zu ersparen, so zwang ich den Gaul, durch eins der offenen Fenster des Theezimmers mit mir hin- einzusetzen. Hier ritt ich nun verschie- denemale, bald Schritt, bald Trott, bald Galopp herum, setzte endlich sogar auf den Theetisch, und machte da im Kleinen überaus artig die ganze Schule durch, worüber sich denn die Damen ganz aus- nehmend ergötzten. Mein Rößchen machte alles so bewundernswürdig ge- schickt, daß es weder Kannen noch Tassen zerbrach. Dieß setzte mich bey den Da- men und dem Herrn Grafen so hoch in Gunst, daß er mit seiner gewöhnlichen Höflichkeit mich bat, das junge Pferd zum Geschenke von ihm anzunehmen, und auf selbigem in dem Feldzuge gegen die Türken, welcher in kurzem unter Anfüh- rung des Grafen Münnich eröffnet wer- den sollte, auf Sieg und Eroberung aus- zureiten.
Ein
Reiterkuͤnſte gaͤnzlich zu Ruhe und Ge- horſam brachte. Um dieß den Damen noch beſſer zu zeigen und ihnen alle un- noͤthige Beſorgniß zu erſparen, ſo zwang ich den Gaul, durch eins der offenen Fenſter des Theezimmers mit mir hin- einzuſetzen. Hier ritt ich nun verſchie- denemale, bald Schritt, bald Trott, bald Galopp herum, ſetzte endlich ſogar auf den Theetiſch, und machte da im Kleinen uͤberaus artig die ganze Schule durch, woruͤber ſich denn die Damen ganz aus- nehmend ergoͤtzten. Mein Roͤßchen machte alles ſo bewundernswuͤrdig ge- ſchickt, daß es weder Kannen noch Taſſen zerbrach. Dieß ſetzte mich bey den Da- men und dem Herrn Grafen ſo hoch in Gunſt, daß er mit ſeiner gewoͤhnlichen Hoͤflichkeit mich bat, das junge Pferd zum Geſchenke von ihm anzunehmen, und auf ſelbigem in dem Feldzuge gegen die Tuͤrken, welcher in kurzem unter Anfuͤh- rung des Grafen Muͤnnich eroͤffnet wer- den ſollte, auf Sieg und Eroberung aus- zureiten.
Ein
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0055"n="44"/>
Reiterkuͤnſte gaͤnzlich zu Ruhe und Ge-<lb/>
horſam brachte. Um dieß den Damen<lb/>
noch beſſer zu zeigen und ihnen alle un-<lb/>
noͤthige Beſorgniß zu erſparen, ſo zwang<lb/>
ich den Gaul, durch eins der offenen<lb/>
Fenſter des Theezimmers mit mir hin-<lb/>
einzuſetzen. Hier ritt ich nun verſchie-<lb/>
denemale, bald Schritt, bald Trott, bald<lb/>
Galopp herum, ſetzte endlich ſogar auf<lb/>
den Theetiſch, und machte da im Kleinen<lb/>
uͤberaus artig die ganze Schule durch,<lb/>
woruͤber ſich denn die Damen ganz aus-<lb/>
nehmend ergoͤtzten. Mein Roͤßchen<lb/>
machte alles ſo bewundernswuͤrdig ge-<lb/>ſchickt, daß es weder Kannen noch Taſſen<lb/>
zerbrach. Dieß ſetzte mich bey den Da-<lb/>
men und dem Herrn Grafen ſo hoch in<lb/>
Gunſt, daß er mit ſeiner gewoͤhnlichen<lb/>
Hoͤflichkeit mich bat, das junge Pferd<lb/>
zum Geſchenke von ihm anzunehmen, und<lb/>
auf ſelbigem in dem Feldzuge gegen die<lb/>
Tuͤrken, welcher in kurzem unter Anfuͤh-<lb/>
rung des Grafen Muͤnnich eroͤffnet wer-<lb/>
den ſollte, auf Sieg und Eroberung aus-<lb/>
zureiten.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Ein</fw><lb/></div></body></text></TEI>
[44/0055]
Reiterkuͤnſte gaͤnzlich zu Ruhe und Ge-
horſam brachte. Um dieß den Damen
noch beſſer zu zeigen und ihnen alle un-
noͤthige Beſorgniß zu erſparen, ſo zwang
ich den Gaul, durch eins der offenen
Fenſter des Theezimmers mit mir hin-
einzuſetzen. Hier ritt ich nun verſchie-
denemale, bald Schritt, bald Trott, bald
Galopp herum, ſetzte endlich ſogar auf
den Theetiſch, und machte da im Kleinen
uͤberaus artig die ganze Schule durch,
woruͤber ſich denn die Damen ganz aus-
nehmend ergoͤtzten. Mein Roͤßchen
machte alles ſo bewundernswuͤrdig ge-
ſchickt, daß es weder Kannen noch Taſſen
zerbrach. Dieß ſetzte mich bey den Da-
men und dem Herrn Grafen ſo hoch in
Gunſt, daß er mit ſeiner gewoͤhnlichen
Hoͤflichkeit mich bat, das junge Pferd
zum Geſchenke von ihm anzunehmen, und
auf ſelbigem in dem Feldzuge gegen die
Tuͤrken, welcher in kurzem unter Anfuͤh-
rung des Grafen Muͤnnich eroͤffnet wer-
den ſollte, auf Sieg und Eroberung aus-
zureiten.
Ein
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Raspe, Rudolf Erich]: Wunderbare Reisen [...] des Freyherrn von Münchhausen [...]. London [i. e. Göttingen], 1786, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buerger_muenchhausen_1786/55>, abgerufen am 31.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.