Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Raspe, Rudolf Erich]: Wunderbare Reisen [...] des Freyherrn von Münchhausen [...]. London [i. e. Göttingen], 1786.

Bild:
<< vorherige Seite

den Huth vor mir ab. Auf einmal
regte sich kein Lüftchen mehr und alle
sieben Windmühlen standen plötzlich still.
Erstaunt über diesen Vorfall, der nicht
natürlich zuzugehen schien, schrie ich dem
Unhold zu: "Kerl was ist das? Sitzt
dir der Teufel im Leibe, oder bist du
der Teufel selbst?" -- "Um Verge-
bung, Ihro Excellenz!" antwortete mir
der Mensch; "ich mache da nur meinem
Herrn, dem Windmüller, ein wenig
Wind. Um nun die sieben Windmühlen
nicht ganz und gar umzublasen, mußte
ich mir wohl das eine Nasenloch zu
halten." -- Ey, ein vortrefliches Sub-
ject! dachte ich in meinem stillen Sinn.
Der Kerl läßt sich gebrauchen, wenn
du dereinst zu Hause kommst und dirs
an Athem fehlt, alle die Wunderdinge
zu erzählen, die dir auf deinen Reisen
zu Land und Wasser aufgestoßen sind.
Wir wurden daher bald des Handels eins.
Der Windmacher ließ seine Mühlen
stehn und folgte mir.


Nach

den Huth vor mir ab. Auf einmal
regte ſich kein Luͤftchen mehr und alle
ſieben Windmuͤhlen ſtanden ploͤtzlich ſtill.
Erſtaunt uͤber dieſen Vorfall, der nicht
natuͤrlich zuzugehen ſchien, ſchrie ich dem
Unhold zu: 〟Kerl was iſt das? Sitzt
dir der Teufel im Leibe, oder biſt du
der Teufel ſelbſt?〟 — 〟Um Verge-
bung, Ihro Excellenz!〟 antwortete mir
der Menſch; 〟ich mache da nur meinem
Herrn, dem Windmuͤller, ein wenig
Wind. Um nun die ſieben Windmuͤhlen
nicht ganz und gar umzublaſen, mußte
ich mir wohl das eine Naſenloch zu
halten.〟 — Ey, ein vortrefliches Sub-
ject! dachte ich in meinem ſtillen Sinn.
Der Kerl laͤßt ſich gebrauchen, wenn
du dereinſt zu Hauſe kommſt und dirs
an Athem fehlt, alle die Wunderdinge
zu erzaͤhlen, die dir auf deinen Reiſen
zu Land und Waſſer aufgeſtoßen ſind.
Wir wurden daher bald des Handels eins.
Der Windmacher ließ ſeine Muͤhlen
ſtehn und folgte mir.


Nach
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0107" n="86"/>
den Huth vor mir ab. Auf einmal<lb/>
regte &#x017F;ich kein Lu&#x0364;ftchen mehr und alle<lb/>
&#x017F;ieben Windmu&#x0364;hlen &#x017F;tanden plo&#x0364;tzlich &#x017F;till.<lb/>
Er&#x017F;taunt u&#x0364;ber die&#x017F;en Vorfall, der nicht<lb/>
natu&#x0364;rlich zuzugehen &#x017F;chien, &#x017F;chrie ich dem<lb/>
Unhold zu: &#x301F;Kerl was i&#x017F;t das? Sitzt<lb/>
dir der Teufel im Leibe, oder bi&#x017F;t du<lb/>
der Teufel &#x017F;elb&#x017F;t?&#x301F; &#x2014; &#x301F;Um Verge-<lb/>
bung, Ihro Excellenz!&#x301F; antwortete mir<lb/>
der Men&#x017F;ch; &#x301F;ich mache da nur meinem<lb/>
Herrn, dem Windmu&#x0364;ller, ein wenig<lb/>
Wind. Um nun die &#x017F;ieben Windmu&#x0364;hlen<lb/>
nicht ganz und gar umzubla&#x017F;en, mußte<lb/>
ich mir wohl das eine Na&#x017F;enloch zu<lb/>
halten.&#x301F; &#x2014; Ey, ein vortrefliches Sub-<lb/>
ject! dachte ich in meinem &#x017F;tillen Sinn.<lb/>
Der Kerl la&#x0364;ßt &#x017F;ich gebrauchen, wenn<lb/>
du derein&#x017F;t zu Hau&#x017F;e komm&#x017F;t und dirs<lb/>
an Athem fehlt, alle die Wunderdinge<lb/>
zu erza&#x0364;hlen, die dir auf deinen Rei&#x017F;en<lb/>
zu Land und Wa&#x017F;&#x017F;er aufge&#x017F;toßen &#x017F;ind.<lb/>
Wir wurden daher bald des Handels eins.<lb/>
Der Windmacher ließ &#x017F;eine Mu&#x0364;hlen<lb/>
&#x017F;tehn und folgte mir.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Nach</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[86/0107] den Huth vor mir ab. Auf einmal regte ſich kein Luͤftchen mehr und alle ſieben Windmuͤhlen ſtanden ploͤtzlich ſtill. Erſtaunt uͤber dieſen Vorfall, der nicht natuͤrlich zuzugehen ſchien, ſchrie ich dem Unhold zu: 〟Kerl was iſt das? Sitzt dir der Teufel im Leibe, oder biſt du der Teufel ſelbſt?〟 — 〟Um Verge- bung, Ihro Excellenz!〟 antwortete mir der Menſch; 〟ich mache da nur meinem Herrn, dem Windmuͤller, ein wenig Wind. Um nun die ſieben Windmuͤhlen nicht ganz und gar umzublaſen, mußte ich mir wohl das eine Naſenloch zu halten.〟 — Ey, ein vortrefliches Sub- ject! dachte ich in meinem ſtillen Sinn. Der Kerl laͤßt ſich gebrauchen, wenn du dereinſt zu Hauſe kommſt und dirs an Athem fehlt, alle die Wunderdinge zu erzaͤhlen, die dir auf deinen Reiſen zu Land und Waſſer aufgeſtoßen ſind. Wir wurden daher bald des Handels eins. Der Windmacher ließ ſeine Muͤhlen ſtehn und folgte mir. Nach

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buerger_muenchhausen_1786
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buerger_muenchhausen_1786/107
Zitationshilfe: [Raspe, Rudolf Erich]: Wunderbare Reisen [...] des Freyherrn von Münchhausen [...]. London [i. e. Göttingen], 1786, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buerger_muenchhausen_1786/107>, abgerufen am 12.10.2024.