Bürger, Gottfried August: Gedichte. Göttingen, 1778.Wie Wasser und Wind ist mein liebender Sin: Wol wehen die Winde, wol Wasser rint hin; Doch alle verwehn und verrinnen ja nicht: So ewig mein quellendes Lieben auch nicht." -- "O süsse Prinzessin! noch zag' ich so sehr! Mir ahnet's im Herzen, mir ahnet's, wie schwer! Die Bande zerreissen; der Treuring zerbricht, Worüber der Himmel den Seegen nicht spricht." Und wenn es der König, oh! wenn er's erfährt, So triefet mein Leben am blutigen Schwert; So must du dein Leben, verriegelt allein, Tief unter dem Thurm im Gewölbe verschrei'n." -- "Ach Lieber! der Himmel zerreisset ja nicht, Die Knoten, so Treue, so Liebe sich flicht. Der seligen Wonne, bey nächtlicher Ruh, Der höret, der sieht kein Verräter ja zu. Nun
Wie Waſſer und Wind iſt mein liebender Sin: Wol wehen die Winde, wol Waſſer rint hin; Doch alle verwehn und verrinnen ja nicht: So ewig mein quellendes Lieben auch nicht.„ — „O ſuͤſſe Prinzeſſin! noch zag’ ich ſo ſehr! Mir ahnet’s im Herzen, mir ahnet’s, wie ſchwer! Die Bande zerreiſſen; der Treuring zerbricht, Woruͤber der Himmel den Seegen nicht ſpricht.„ Und wenn es der Koͤnig, oh! wenn er’s erfaͤhrt, So triefet mein Leben am blutigen Schwert; So muſt du dein Leben, verriegelt allein, Tief unter dem Thurm im Gewoͤlbe verſchrei’n.„ — „Ach Lieber! der Himmel zerreiſſet ja nicht, Die Knoten, ſo Treue, ſo Liebe ſich flicht. Der ſeligen Wonne, bey naͤchtlicher Ruh, Der hoͤret, der ſieht kein Verraͤter ja zu. Nun
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Wie Waſſer und Wind iſt mein liebender Sin:
Wol wehen die Winde, wol Waſſer rint hin;
Doch alle verwehn und verrinnen ja nicht:
So ewig mein quellendes Lieben auch nicht.„ —
„O ſuͤſſe Prinzeſſin! noch zag’ ich ſo ſehr!
Mir ahnet’s im Herzen, mir ahnet’s, wie ſchwer!
Die Bande zerreiſſen; der Treuring zerbricht,
Woruͤber der Himmel den Seegen nicht ſpricht.„
Und wenn es der Koͤnig, oh! wenn er’s erfaͤhrt,
So triefet mein Leben am blutigen Schwert;
So muſt du dein Leben, verriegelt allein,
Tief unter dem Thurm im Gewoͤlbe verſchrei’n.„ —
„Ach Lieber! der Himmel zerreiſſet ja nicht,
Die Knoten, ſo Treue, ſo Liebe ſich flicht.
Der ſeligen Wonne, bey naͤchtlicher Ruh,
Der hoͤret, der ſieht kein Verraͤter ja zu.
Nun
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