Im Verlaufe weniger Tage hat der Tod zwei ausge- zeichnete deutsche Männer den Reihen ihrer trauernden Lands- leute und der Genossen ihres Schicksals entrissen. Am 15. Februar wurde Ludwig Börne zu Paris, am 21. Februar Georg Büchner zu Zürich beerdigt. Beide ruhen in fremdem Lande, denn Beiden hatte sich das Vaterland ver- schlossen. Wenn Börne im heiligen Kampfe für Licht und Recht ein lang erprobter Streiter war, der mit steter Aus- dauer die scharfen Geisteswaffen gegen Unterdrückung und Knechtschaft, gegen Heuchelei und Lüge gerichtet hatte, so be- grüßten Alle, welche Georg Büchner näher kannten, in diesem die frische Jugendkraft, der eine weite Bahn des Ruhms und der Ehre offen lag. Große Hoffnungen ruhten auf ihm, und so reich war er mit Gaben ausgestattet, daß er selbst die kühnsten Erwartungen übertroffen haben würde.
Georg Büchner, der Sohn eines angesehenen Arztes zu Darmstadt, wurde am 17. Oktober 1813 zu Goddelau bei Darmstadt geboren. Nachdem er das Gymnasium dieser Stadt besucht, widmete er sich zu Straßburg vom Herbste
* Aus der "Züricher Zeitung" vom 23. Februar 1837. Der Verfasser des Artikels ist Dr.Wilhelm Schulz. F.
V. Nekrolog.*
Im Verlaufe weniger Tage hat der Tod zwei ausge- zeichnete deutſche Männer den Reihen ihrer trauernden Lands- leute und der Genoſſen ihres Schickſals entriſſen. Am 15. Februar wurde Ludwig Börne zu Paris, am 21. Februar Georg Büchner zu Zürich beerdigt. Beide ruhen in fremdem Lande, denn Beiden hatte ſich das Vaterland ver- ſchloſſen. Wenn Börne im heiligen Kampfe für Licht und Recht ein lang erprobter Streiter war, der mit ſteter Aus- dauer die ſcharfen Geiſteswaffen gegen Unterdrückung und Knechtſchaft, gegen Heuchelei und Lüge gerichtet hatte, ſo be- grüßten Alle, welche Georg Büchner näher kannten, in dieſem die friſche Jugendkraft, der eine weite Bahn des Ruhms und der Ehre offen lag. Große Hoffnungen ruhten auf ihm, und ſo reich war er mit Gaben ausgeſtattet, daß er ſelbſt die kühnſten Erwartungen übertroffen haben würde.
Georg Büchner, der Sohn eines angeſehenen Arztes zu Darmſtadt, wurde am 17. Oktober 1813 zu Goddelau bei Darmſtadt geboren. Nachdem er das Gymnaſium dieſer Stadt beſucht, widmete er ſich zu Straßburg vom Herbſte
* Aus der "Züricher Zeitung" vom 23. Februar 1837. Der Verfaſſer des Artikels iſt Dr.Wilhelm Schulz. F.
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V. Nekrolog. *
Im Verlaufe weniger Tage hat der Tod zwei ausge-
zeichnete deutſche Männer den Reihen ihrer trauernden Lands-
leute und der Genoſſen ihres Schickſals entriſſen. Am 15.
Februar wurde Ludwig Börne zu Paris, am 21. Februar
Georg Büchner zu Zürich beerdigt. Beide ruhen in
fremdem Lande, denn Beiden hatte ſich das Vaterland ver-
ſchloſſen. Wenn Börne im heiligen Kampfe für Licht und
Recht ein lang erprobter Streiter war, der mit ſteter Aus-
dauer die ſcharfen Geiſteswaffen gegen Unterdrückung und
Knechtſchaft, gegen Heuchelei und Lüge gerichtet hatte, ſo be-
grüßten Alle, welche Georg Büchner näher kannten, in
dieſem die friſche Jugendkraft, der eine weite Bahn des
Ruhms und der Ehre offen lag. Große Hoffnungen ruhten
auf ihm, und ſo reich war er mit Gaben ausgeſtattet, daß
er ſelbſt die kühnſten Erwartungen übertroffen haben würde.
Georg Büchner, der Sohn eines angeſehenen Arztes
zu Darmſtadt, wurde am 17. Oktober 1813 zu Goddelau
bei Darmſtadt geboren. Nachdem er das Gymnaſium dieſer
Stadt beſucht, widmete er ſich zu Straßburg vom Herbſte
* Aus der "Züricher Zeitung" vom 23. Februar 1837. Der
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Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879, S. [431]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_werke_1879/627>, abgerufen am 21.11.2024.
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