politischen Verhältnisse ein, ich schämte mich, ein Knecht mit Knechten zu sein, einem vermoderten Fürstengeschlecht und einem kriechenden Staatsdiener-Aristokratismus zu gefallen. Ich komme nach Gießen in die widrigsten Verhältnisse, Kummer und Widerwillen machen mich krank. *
16.
Gießen, den 25. Mai 1834.
..... Das Treiben des "Burschen" kümmert mich wenig, gestern Abend hat er von dem Philister Schläge be- kommen. Man schrie Bursch heraus! Es kam aber Niemand, als die Mitglieder zweier Verbindungen, die aber den Universitätsrichter rufen mußten, um sich vor den Schuster- und Schneiderbuben zu retten. Der Universitätsrichter war betrunken und schimpfte die Bürger; es wundert mich, daß er keine Schläge bekam; das Possierlichste ist, daß die Buben liberal sind und sich daher an die loyal gesinnten Verbindungen machten. Die Sache soll sich heute Abend wiederholen, man munkelt sogar von einem Auszug; ich hoffe, daß der Bursche wieder Schläge bekommt; wir halten zu den Bürgern und bleiben in der Stadt. .....
17.
Gießen, den 2. Juli 1834.
..... Was sagt man zu der Verurtheilung von "Schulz?" **
* Der Hauptinhalt dieses Schreibens ist die Mittheilung über sein Verhältniß zu Minna Jaegle; die obige Stelle, leider die einzige, die erhalten geblieben, ist der Einleitung entnommen. F.
**Dr. Wilhelm Schulz, früher hessischer Lieutenant, später
G. Büchner's Werke. 22
politiſchen Verhältniſſe ein, ich ſchämte mich, ein Knecht mit Knechten zu ſein, einem vermoderten Fürſtengeſchlecht und einem kriechenden Staatsdiener-Ariſtokratismus zu gefallen. Ich komme nach Gießen in die widrigſten Verhältniſſe, Kummer und Widerwillen machen mich krank. *
16.
Gießen, den 25. Mai 1834.
..... Das Treiben des "Burſchen" kümmert mich wenig, geſtern Abend hat er von dem Philiſter Schläge be- kommen. Man ſchrie Burſch heraus! Es kam aber Niemand, als die Mitglieder zweier Verbindungen, die aber den Univerſitätsrichter rufen mußten, um ſich vor den Schuſter- und Schneiderbuben zu retten. Der Univerſitätsrichter war betrunken und ſchimpfte die Bürger; es wundert mich, daß er keine Schläge bekam; das Poſſierlichſte iſt, daß die Buben liberal ſind und ſich daher an die loyal geſinnten Verbindungen machten. Die Sache ſoll ſich heute Abend wiederholen, man munkelt ſogar von einem Auszug; ich hoffe, daß der Burſche wieder Schläge bekommt; wir halten zu den Bürgern und bleiben in der Stadt. .....
17.
Gießen, den 2. Juli 1834.
..... Was ſagt man zu der Verurtheilung von "Schulz?" **
* Der Hauptinhalt dieſes Schreibens iſt die Mittheilung über ſein Verhältniß zu Minna Jaeglé; die obige Stelle, leider die einzige, die erhalten geblieben, iſt der Einleitung entnommen. F.
**Dr. Wilhelm Schulz, früher heſſiſcher Lieutenant, ſpäter
G. Büchner's Werke. 22
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politiſchen Verhältniſſe ein, ich ſchämte mich, ein Knecht mit
Knechten zu ſein, einem vermoderten Fürſtengeſchlecht und
einem kriechenden Staatsdiener-Ariſtokratismus zu gefallen.
Ich komme nach Gießen in die widrigſten Verhältniſſe,
Kummer und Widerwillen machen mich krank. *
16.
Gießen, den 25. Mai 1834.
..... Das Treiben des "Burſchen" kümmert mich
wenig, geſtern Abend hat er von dem Philiſter Schläge be-
kommen. Man ſchrie Burſch heraus! Es kam aber
Niemand, als die Mitglieder zweier Verbindungen, die aber
den Univerſitätsrichter rufen mußten, um ſich vor den Schuſter-
und Schneiderbuben zu retten. Der Univerſitätsrichter war
betrunken und ſchimpfte die Bürger; es wundert mich, daß
er keine Schläge bekam; das Poſſierlichſte iſt, daß die Buben
liberal ſind und ſich daher an die loyal geſinnten Verbindungen
machten. Die Sache ſoll ſich heute Abend wiederholen, man
munkelt ſogar von einem Auszug; ich hoffe, daß der Burſche
wieder Schläge bekommt; wir halten zu den Bürgern und
bleiben in der Stadt. .....
17.
Gießen, den 2. Juli 1834.
..... Was ſagt man zu der Verurtheilung von
"Schulz?" **
* Der Hauptinhalt dieſes Schreibens iſt die Mittheilung über
ſein Verhältniß zu Minna Jaeglé; die obige Stelle, leider die einzige,
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** Dr. Wilhelm Schulz, früher heſſiſcher Lieutenant, ſpäter
G. Büchner's Werke. 22
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Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879, S. 337. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_werke_1879/533>, abgerufen am 03.12.2024.
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