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Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879.

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Dichter, daß Ihr diese Damen in die Flucht gejagt habt.
Ihr seid sehr empfindlich und sehr ungeschickt.
Jeppo. Das ist wahr. Wo zum Henker sind sie hin-
gekommen?
Maffio. Sie hatten Furcht. Beim Messerziehen fliehen
die Weiber.
Ascanio. Doch sie werden wieder kommen.
Oloferno (indem er Gubetta droht). Ich werde Dich
morgen finden, mein kleiner Teufel Belverana.
Gubetta. Morgen, sobald es Euch beliebt!
Oloferno (setzt sich wankend und verdrießlich nieder).
Gubetta (bricht in Lachen aus). Der Schwachkopf! die
schönsten Weiber aus Ferrara mit einer Messerklinge im
Stiel eines Sonetts in die Flucht zu jagen! Sich über
Verse zu ärgern! Ich glaube wohl, daß er Flügel hat. Das
ist kein Mensch, das ist ein Vogel. Das setzt sich auf die
Stange, das muß auf einer Klaue schlafen. Das Olo-
ferno da!
Jeppo. Macht Friede, Ihr Herren! Morgen, morgen
könnt Ihr Euch in aller Höflichkeit die Kehlen abschneiden.
Beim Jupiter, Ihr werdet Euch wenigstens wie Edelleute
mit dem Degen und nicht mit Messern schlagen.
Ascanio. Da fällt mir bei, was haben wir mit unsern
Degen gemacht?
Apostolo. Ihr vergeßt, daß man sie uns im Vor-
zimmer ablegen ließ.
Gubetta. Und die Vorsicht war nöthig, sonst hätten
wir uns vor den Damen geschlagen. Ein von Tabak be-
rauschter Flamländer würde davor erröthet sein.
Gennaro. Eine gute Vorsicht, in der That.

Dichter, daß Ihr dieſe Damen in die Flucht gejagt habt.
Ihr ſeid ſehr empfindlich und ſehr ungeſchickt.
Jeppo. Das iſt wahr. Wo zum Henker ſind ſie hin-
gekommen?
Maffio. Sie hatten Furcht. Beim Meſſerziehen fliehen
die Weiber.
Ascanio. Doch ſie werden wieder kommen.
Oloferno (indem er Gubetta droht). Ich werde Dich
morgen finden, mein kleiner Teufel Belverana.
Gubetta. Morgen, ſobald es Euch beliebt!
Oloferno (ſetzt ſich wankend und verdrießlich nieder).
Gubetta (bricht in Lachen aus). Der Schwachkopf! die
ſchönſten Weiber aus Ferrara mit einer Meſſerklinge im
Stiel eines Sonetts in die Flucht zu jagen! Sich über
Verſe zu ärgern! Ich glaube wohl, daß er Flügel hat. Das
iſt kein Menſch, das iſt ein Vogel. Das ſetzt ſich auf die
Stange, das muß auf einer Klaue ſchlafen. Das Olo-
ferno da!
Jeppo. Macht Friede, Ihr Herren! Morgen, morgen
könnt Ihr Euch in aller Höflichkeit die Kehlen abſchneiden.
Beim Jupiter, Ihr werdet Euch wenigſtens wie Edelleute
mit dem Degen und nicht mit Meſſern ſchlagen.
Ascanio. Da fällt mir bei, was haben wir mit unſern
Degen gemacht?
Apoſtolo. Ihr vergeßt, daß man ſie uns im Vor-
zimmer ablegen ließ.
Gubetta. Und die Vorſicht war nöthig, ſonſt hätten
wir uns vor den Damen geſchlagen. Ein von Tabak be-
rauſchter Flamländer würde davor erröthet ſein.
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[254/0450] Dichter, daß Ihr dieſe Damen in die Flucht gejagt habt. Ihr ſeid ſehr empfindlich und ſehr ungeſchickt. Jeppo. Das iſt wahr. Wo zum Henker ſind ſie hin- gekommen? Maffio. Sie hatten Furcht. Beim Meſſerziehen fliehen die Weiber. Ascanio. Doch ſie werden wieder kommen. Oloferno (indem er Gubetta droht). Ich werde Dich morgen finden, mein kleiner Teufel Belverana. Gubetta. Morgen, ſobald es Euch beliebt! Oloferno (ſetzt ſich wankend und verdrießlich nieder). Gubetta (bricht in Lachen aus). Der Schwachkopf! die ſchönſten Weiber aus Ferrara mit einer Meſſerklinge im Stiel eines Sonetts in die Flucht zu jagen! Sich über Verſe zu ärgern! Ich glaube wohl, daß er Flügel hat. Das iſt kein Menſch, das iſt ein Vogel. Das ſetzt ſich auf die Stange, das muß auf einer Klaue ſchlafen. Das Olo- ferno da! Jeppo. Macht Friede, Ihr Herren! Morgen, morgen könnt Ihr Euch in aller Höflichkeit die Kehlen abſchneiden. Beim Jupiter, Ihr werdet Euch wenigſtens wie Edelleute mit dem Degen und nicht mit Meſſern ſchlagen. Ascanio. Da fällt mir bei, was haben wir mit unſern Degen gemacht? Apoſtolo. Ihr vergeßt, daß man ſie uns im Vor- zimmer ablegen ließ. Gubetta. Und die Vorſicht war nöthig, ſonſt hätten wir uns vor den Damen geſchlagen. Ein von Tabak be- rauſchter Flamländer würde davor erröthet ſein. Gennaro. Eine gute Vorſicht, in der That.

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Zitationshilfe: Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_werke_1879/450>, abgerufen am 18.05.2024.