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Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879.

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suchte das Grab des Kindes, das er hatte erwecken wollen,
kniete zu verschiedenen Malen nieder, küßte die Erde des
Grabes, schien betend, doch mit großer Verwirrung, riß
Etwas von den auf dem Grabe stehenden Blumen ab, als
ein Andenken, ging wieder zurück nach Waldbach, kehrte
wieder um und Sebastian mit. Bald ging er langsam und
klagte über große Schwäche in den Gliedern, dann ging er
mit verzweifelnder Schnelligkeit; die Landschaft beängstigte
ihn, sie war so eng, daß er an Alles zu stoßen fürchtete.
Ein unbeschreibliches Gefühl des Mißbehagens befiel ihn,
sein Begleiter ward ihm endlich lästig, auch mochte er seine
Absicht errathen und suchte ihn zu entfernen. Sebastian
schien ihm nachzugeben, fand aber heimlich Mittel, seinen
Bruder von der Gefahr zu benachrichtigen, und nun hatte
Lenz zwei Aufseher, statt einen. Er zog sie weiter herum;
endlich ging er nach Waldbach zurück, und da sie nahe am
Dorfe waren, kehrte er wie ein Blitz wieder um und sprang
wie ein Hirsch gen Fouday zurück. Indem sie ihn in Fouday
suchten, kamen zwei Krämer und erzählten ihnen, man hätte
in einem Hause einen Fremden gebunden, der sich für einen
Mörder ausgäbe, der aber gewiß kein Mörder sein könne.
Sie liefen in dies Haus und fanden es so. Ein junger
Mensch hatte ihn auf sein ungestümes Drängen in der Angst
gebunden. Sie banden ihn los und brachten ihn glücklich
nach Waldbach, wo Oberlin indessen mit seiner Frau zurück-
gekommen war. Er sah verwirrt aus, da er aber merkte,
daß er liebreich und freundlich empfangen wurde, bekam er
wieder Muth, sein Gesicht veränderte sich vortheilhaft, er
dankte seinen beiden Begleitern freundlich und zärtlich, und
der Abend ging ruhig herum. Oberlin bat ihn inständig,

ſuchte das Grab des Kindes, das er hatte erwecken wollen,
kniete zu verſchiedenen Malen nieder, küßte die Erde des
Grabes, ſchien betend, doch mit großer Verwirrung, riß
Etwas von den auf dem Grabe ſtehenden Blumen ab, als
ein Andenken, ging wieder zurück nach Waldbach, kehrte
wieder um und Sebaſtian mit. Bald ging er langſam und
klagte über große Schwäche in den Gliedern, dann ging er
mit verzweifelnder Schnelligkeit; die Landſchaft beängſtigte
ihn, ſie war ſo eng, daß er an Alles zu ſtoßen fürchtete.
Ein unbeſchreibliches Gefühl des Mißbehagens befiel ihn,
ſein Begleiter ward ihm endlich läſtig, auch mochte er ſeine
Abſicht errathen und ſuchte ihn zu entfernen. Sebaſtian
ſchien ihm nachzugeben, fand aber heimlich Mittel, ſeinen
Bruder von der Gefahr zu benachrichtigen, und nun hatte
Lenz zwei Aufſeher, ſtatt einen. Er zog ſie weiter herum;
endlich ging er nach Waldbach zurück, und da ſie nahe am
Dorfe waren, kehrte er wie ein Blitz wieder um und ſprang
wie ein Hirſch gen Fouday zurück. Indem ſie ihn in Fouday
ſuchten, kamen zwei Krämer und erzählten ihnen, man hätte
in einem Hauſe einen Fremden gebunden, der ſich für einen
Mörder ausgäbe, der aber gewiß kein Mörder ſein könne.
Sie liefen in dies Haus und fanden es ſo. Ein junger
Menſch hatte ihn auf ſein ungeſtümes Drängen in der Angſt
gebunden. Sie banden ihn los und brachten ihn glücklich
nach Waldbach, wo Oberlin indeſſen mit ſeiner Frau zurück-
gekommen war. Er ſah verwirrt aus, da er aber merkte,
daß er liebreich und freundlich empfangen wurde, bekam er
wieder Muth, ſein Geſicht veränderte ſich vortheilhaft, er
dankte ſeinen beiden Begleitern freundlich und zärtlich, und
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[233/0429] ſuchte das Grab des Kindes, das er hatte erwecken wollen, kniete zu verſchiedenen Malen nieder, küßte die Erde des Grabes, ſchien betend, doch mit großer Verwirrung, riß Etwas von den auf dem Grabe ſtehenden Blumen ab, als ein Andenken, ging wieder zurück nach Waldbach, kehrte wieder um und Sebaſtian mit. Bald ging er langſam und klagte über große Schwäche in den Gliedern, dann ging er mit verzweifelnder Schnelligkeit; die Landſchaft beängſtigte ihn, ſie war ſo eng, daß er an Alles zu ſtoßen fürchtete. Ein unbeſchreibliches Gefühl des Mißbehagens befiel ihn, ſein Begleiter ward ihm endlich läſtig, auch mochte er ſeine Abſicht errathen und ſuchte ihn zu entfernen. Sebaſtian ſchien ihm nachzugeben, fand aber heimlich Mittel, ſeinen Bruder von der Gefahr zu benachrichtigen, und nun hatte Lenz zwei Aufſeher, ſtatt einen. Er zog ſie weiter herum; endlich ging er nach Waldbach zurück, und da ſie nahe am Dorfe waren, kehrte er wie ein Blitz wieder um und ſprang wie ein Hirſch gen Fouday zurück. Indem ſie ihn in Fouday ſuchten, kamen zwei Krämer und erzählten ihnen, man hätte in einem Hauſe einen Fremden gebunden, der ſich für einen Mörder ausgäbe, der aber gewiß kein Mörder ſein könne. Sie liefen in dies Haus und fanden es ſo. Ein junger Menſch hatte ihn auf ſein ungeſtümes Drängen in der Angſt gebunden. Sie banden ihn los und brachten ihn glücklich nach Waldbach, wo Oberlin indeſſen mit ſeiner Frau zurück- gekommen war. Er ſah verwirrt aus, da er aber merkte, daß er liebreich und freundlich empfangen wurde, bekam er wieder Muth, ſein Geſicht veränderte ſich vortheilhaft, er dankte ſeinen beiden Begleitern freundlich und zärtlich, und der Abend ging ruhig herum. Oberlin bat ihn inſtändig,

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Zitationshilfe: Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_werke_1879/429>, abgerufen am 25.11.2024.