Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879.
werden der Republik ein großes Beispiel geben. (Allgemeiner Beifall.) Viele Stimmen. Es lebe die Republik! Es lebe Robespierre! Präsident. Die Sitzung ist aufgehoben. Eine Gasse. Lacroix. Legendre. Lacroix. Was hast du gemacht, Legendre? Weißt du auch, wem du mit deinen Büsten den Kopf herunterwirfst? Legendre. Einigen Stutzern und eleganten Weibern, das ist Alles. Lacroix. Du bist ein Selbstmörder, ein Schatten, der sein Original und somit sich selbst ermordet. Legendre. Ich begreife nicht. Lacroix. Ich dächte: Collot hätte deutlich gesprochen. Legendre. Was macht das? Es war, als ob eine Champagnerflasche spränge. Er war wieder betrunken. Lacroix. Narren, Kinder und -- nun? -- Betrunkene sagen die Wahrheit. Wen glaubst du denn, daß Robespierre mit dem Catilina gemeint habe? Legendre. Nun? Lacroix. Die Sache ist einfach. Man hat die Atheisten und Ultrarevolutionärs aufs Schaffot geschickt; aber dem Volk ist nicht geholfen, es läuft noch baarfuß in den Gassen und will sich aus Aristokraten-Leder Schuhe machen. Der Guillo-
werden der Republik ein großes Beiſpiel geben. (Allgemeiner Beifall.) Viele Stimmen. Es lebe die Republik! Es lebe Robespierre! Präſident. Die Sitzung iſt aufgehoben. Eine Gaſſe. Lacroix. Legendre. Lacroix. Was haſt du gemacht, Legendre? Weißt du auch, wem du mit deinen Büſten den Kopf herunterwirfſt? Legendre. Einigen Stutzern und eleganten Weibern, das iſt Alles. Lacroix. Du biſt ein Selbſtmörder, ein Schatten, der ſein Original und ſomit ſich ſelbſt ermordet. Legendre. Ich begreife nicht. Lacroix. Ich dächte: Collot hätte deutlich geſprochen. Legendre. Was macht das? Es war, als ob eine Champagnerflaſche ſpränge. Er war wieder betrunken. Lacroix. Narren, Kinder und — nun? — Betrunkene ſagen die Wahrheit. Wen glaubſt du denn, daß Robespierre mit dem Catilina gemeint habe? Legendre. Nun? Lacroix. Die Sache iſt einfach. Man hat die Atheiſten und Ultrarevolutionärs aufs Schaffot geſchickt; aber dem Volk iſt nicht geholfen, es läuft noch baarfuß in den Gaſſen und will ſich aus Ariſtokraten-Leder Schuhe machen. Der Guillo- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div type="act" n="3"> <div type="scene" n="4"> <sp who="#ROB"> <p><pb facs="#f0217" n="21"/> werden der Republik ein großes Beiſpiel geben.</p> <stage>(Allgemeiner<lb/> Beifall.)</stage> </sp><lb/> <sp who="#VIESTIMM"> <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Viele Stimmen.</hi> </hi> </speaker> <p>Es lebe die Republik! Es lebe<lb/> Robespierre!</p> </sp><lb/> <sp who="#PRAESI"> <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Präſident.</hi> </hi> </speaker> <p>Die Sitzung iſt aufgehoben.</p> </sp> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div type="scene" n="4"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Eine Gaſſe</hi>.</hi> </hi> </hi> </head><lb/> <stage> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Lacroix. Legendre.</hi> </hi> </hi> </stage><lb/> <sp who="#LAC"> <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Lacroix.</hi> </hi> </speaker> <p>Was haſt du gemacht, Legendre? Weißt du<lb/> auch, wem du mit deinen Büſten den Kopf herunterwirfſt?</p> </sp><lb/> <sp who="#LEG"> <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Legendre.</hi> </hi> </speaker> <p>Einigen Stutzern und eleganten Weibern,<lb/> das iſt Alles.</p> </sp><lb/> <sp who="#LAC"> <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Lacroix.</hi> </hi> </speaker> <p>Du biſt ein Selbſtmörder, ein Schatten, der<lb/> ſein Original und ſomit ſich ſelbſt ermordet.</p> </sp><lb/> <sp who="#LEG"> <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Legendre.</hi> </hi> </speaker> <p>Ich begreife nicht.</p> </sp><lb/> <sp who="#LAC"> <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Lacroix.</hi> </hi> </speaker> <p>Ich dächte: Collot hätte deutlich geſprochen.</p> </sp><lb/> <sp who="#LEG"> <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Legendre.</hi> </hi> </speaker> <p>Was macht das? Es war, als ob eine<lb/> Champagnerflaſche ſpränge. Er war wieder betrunken.</p> </sp><lb/> <sp who="#LAC"> <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Lacroix.</hi> </hi> </speaker> <p>Narren, Kinder und — nun? — Betrunkene<lb/> ſagen die Wahrheit. Wen glaubſt du denn, daß Robespierre<lb/> mit dem Catilina gemeint habe?</p> </sp><lb/> <sp who="#LEG"> <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Legendre.</hi> </hi> </speaker> <p>Nun?</p> </sp><lb/> <sp who="#LAC"> <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Lacroix.</hi> </hi> </speaker> <p>Die Sache iſt einfach. Man hat die Atheiſten<lb/> und Ultrarevolutionärs aufs Schaffot geſchickt; aber dem Volk<lb/> iſt nicht geholfen, es läuft noch baarfuß in den Gaſſen und<lb/> will ſich aus Ariſtokraten-Leder Schuhe machen. Der Guillo-<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [21/0217]
werden der Republik ein großes Beiſpiel geben. (Allgemeiner
Beifall.)
Viele Stimmen. Es lebe die Republik! Es lebe
Robespierre!
Präſident. Die Sitzung iſt aufgehoben.
Eine Gaſſe.
Lacroix. Legendre.
Lacroix. Was haſt du gemacht, Legendre? Weißt du
auch, wem du mit deinen Büſten den Kopf herunterwirfſt?
Legendre. Einigen Stutzern und eleganten Weibern,
das iſt Alles.
Lacroix. Du biſt ein Selbſtmörder, ein Schatten, der
ſein Original und ſomit ſich ſelbſt ermordet.
Legendre. Ich begreife nicht.
Lacroix. Ich dächte: Collot hätte deutlich geſprochen.
Legendre. Was macht das? Es war, als ob eine
Champagnerflaſche ſpränge. Er war wieder betrunken.
Lacroix. Narren, Kinder und — nun? — Betrunkene
ſagen die Wahrheit. Wen glaubſt du denn, daß Robespierre
mit dem Catilina gemeint habe?
Legendre. Nun?
Lacroix. Die Sache iſt einfach. Man hat die Atheiſten
und Ultrarevolutionärs aufs Schaffot geſchickt; aber dem Volk
iſt nicht geholfen, es läuft noch baarfuß in den Gaſſen und
will ſich aus Ariſtokraten-Leder Schuhe machen. Der Guillo-
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Zitationshilfe: | Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_werke_1879/217>, abgerufen am 16.02.2025. |