zu hoch, um den Meineid zu predigen. Im Prozesse gegen den ersteren bildete die Meineids-Theorie einen der Haupt- punkte der Anklage, was jedoch an "Beweisen" hiefür auf- gebracht wurde, könnte keinen gerechten Richter zu einem "Schuldig!" bewegen. Das rechte Licht über die Aussage jenes bereitwilligen Zeugen gibt übrigens folgende Mitthei- lung August Beckers: "Es gehörte zu den Verkehrtheiten meiner Jugend, die unsinnigsten Paradoxen aufzustellen und sie mit der größten Hartnäckigkeit zu vertheidigen. Wenn ich z. B. einmal öffentlich behauptete, daß Dr. Luther und Schinderhannes die zwei größten Deutschen gewesen, so wird mir jeder, der mich kennt, zugeben, daß dies nicht mein Ernst gewesen sein könne. Ich könnte eine ganze Liste ähnlicher Sätze, die ich vertheidigt habe, anführen. In diesem Sinne mag ich vielleicht auch einmal den falschen Eid vertheidigt haben. Auch Büchner hatte einige Sophismen über den falschen Eid in Bereitschaft, die er oft zum Scherz aufstellte und die "falsche Eidestheorie" nannte."Das klingt nach jeder Richtung glaubwürdig. Ueber einen anderen Dis- cussionsabend berichtet Wilhelm Büchner, jedoch nur vom Hörensagen, da ihn sein Bruder nie in jene Gesellschaft einführte. Man debattirte mehrere Stunden darüber, ob es klüger sei, sogleich eine einheitliche Republik anzustreben, oder sich vorerst darauf zu beschränken, die anderen Dynastien zu Gunsten der Hohenzollern zu beseitigen und im geeinten Deutschland die Revolution zu bewirken. Für beide An- sichten seien leidenschaftliche Verfechter aufgetreten, bis sich die Versammlung endlich, mit der Motivirung, "das mit den Hohenzollern gäbe nur doppelte Arbeit", für den ersteren Weg entschieden.
zu hoch, um den Meineid zu predigen. Im Prozeſſe gegen den erſteren bildete die Meineids-Theorie einen der Haupt- punkte der Anklage, was jedoch an "Beweiſen" hiefür auf- gebracht wurde, könnte keinen gerechten Richter zu einem "Schuldig!" bewegen. Das rechte Licht über die Ausſage jenes bereitwilligen Zeugen gibt übrigens folgende Mitthei- lung Auguſt Beckers: "Es gehörte zu den Verkehrtheiten meiner Jugend, die unſinnigſten Paradoxen aufzuſtellen und ſie mit der größten Hartnäckigkeit zu vertheidigen. Wenn ich z. B. einmal öffentlich behauptete, daß Dr. Luther und Schinderhannes die zwei größten Deutſchen geweſen, ſo wird mir jeder, der mich kennt, zugeben, daß dies nicht mein Ernſt geweſen ſein könne. Ich könnte eine ganze Liſte ähnlicher Sätze, die ich vertheidigt habe, anführen. In dieſem Sinne mag ich vielleicht auch einmal den falſchen Eid vertheidigt haben. Auch Büchner hatte einige Sophismen über den falſchen Eid in Bereitſchaft, die er oft zum Scherz aufſtellte und die "falſche Eidestheorie" nannte."Das klingt nach jeder Richtung glaubwürdig. Ueber einen anderen Dis- cuſſionsabend berichtet Wilhelm Büchner, jedoch nur vom Hörenſagen, da ihn ſein Bruder nie in jene Geſellſchaft einführte. Man debattirte mehrere Stunden darüber, ob es klüger ſei, ſogleich eine einheitliche Republik anzuſtreben, oder ſich vorerſt darauf zu beſchränken, die anderen Dynaſtien zu Gunſten der Hohenzollern zu beſeitigen und im geeinten Deutſchland die Revolution zu bewirken. Für beide An- ſichten ſeien leidenſchaftliche Verfechter aufgetreten, bis ſich die Verſammlung endlich, mit der Motivirung, "das mit den Hohenzollern gäbe nur doppelte Arbeit", für den erſteren Weg entſchieden.
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[CLI/0167]
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den erſteren bildete die Meineids-Theorie einen der Haupt-
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gebracht wurde, könnte keinen gerechten Richter zu einem
"Schuldig!" bewegen. Das rechte Licht über die Ausſage
jenes bereitwilligen Zeugen gibt übrigens folgende Mitthei-
lung Auguſt Beckers: "Es gehörte zu den Verkehrtheiten
meiner Jugend, die unſinnigſten Paradoxen aufzuſtellen und
ſie mit der größten Hartnäckigkeit zu vertheidigen. Wenn
ich z. B. einmal öffentlich behauptete, daß Dr. Luther und
Schinderhannes die zwei größten Deutſchen geweſen, ſo wird
mir jeder, der mich kennt, zugeben, daß dies nicht mein Ernſt
geweſen ſein könne. Ich könnte eine ganze Liſte ähnlicher
Sätze, die ich vertheidigt habe, anführen. In dieſem
Sinne mag ich vielleicht auch einmal den falſchen Eid
vertheidigt haben. Auch Büchner hatte einige Sophismen
über den falſchen Eid in Bereitſchaft, die er oft zum Scherz
aufſtellte und die "falſche Eidestheorie" nannte."Das klingt
nach jeder Richtung glaubwürdig. Ueber einen anderen Dis-
cuſſionsabend berichtet Wilhelm Büchner, jedoch nur vom
Hörenſagen, da ihn ſein Bruder nie in jene Geſellſchaft
einführte. Man debattirte mehrere Stunden darüber, ob es
klüger ſei, ſogleich eine einheitliche Republik anzuſtreben, oder
ſich vorerſt darauf zu beſchränken, die anderen Dynaſtien zu
Gunſten der Hohenzollern zu beſeitigen und im geeinten
Deutſchland die Revolution zu bewirken. Für beide An-
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Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879, S. CLI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_werke_1879/167>, abgerufen am 24.11.2024.
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