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Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879.

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Reise aus Baden und Nassau heimgekehrt, Bericht über den
Stand der Sache in jenen Ländern geben wollte -- sein
eigentlicher Zweck scheint es jedoch gewesen zu sein, Büchner's
wachsenden Einfluß durch das Urtheil älterer Männer zu
paralysiren. In der That neigte die Versammlung, trotz
Büchner's feuriger Gegenreden, in der Frage der Organi-
sation Weidig's Vorschlägen zu, keine geschlossenen Gesell-
schaften zu gründen und beschloß auch bezüglich der Flug-
schriften, daß sie wie bisher mehr den constitutionellen, als
den revolutionären Standpunkt einnehmen sollten. Aber
andrerseits wurde auch die Gründung der "Gesellschaften"
nicht mißbilligt und ebenso beschlossen, den "Landboten" nach
Kräften zu verbreiten, wenn auch nur aus dem naiven
Grunde, weil er ohnehin bereits gedruckt sei. So hatte
denn auch Weidig nur geringen Grund mit den Resultaten
der Versammlung zufrieden zu sein, während Büchner die
erlittene Schlappe tief empfand und sich sehr bitter über die
Mitglieder der Versammlung, namentlich die Marburger, aus-
sprach. Diese seien, äußerte er gegen Becker, "Leute, welche
sich durch die französische Revolution, wie Kinder durch ein
Ammenmärchen hätten erschrecken lassen, daß sie in jedem
Dorf ein Paris mit einer Guillotine zu sehen fürchteten".
Doch beruhigte er sich bald und war sogar entschlossen, die
Gründung einer dritten Gesellschaft in Butzbach zu versuchen,
als urplötzlich ein furchtbarer Schlag das ganze Treiben
lähmte und die Verschworenen mit Entsetzen erfüllte.

Es geschah dies am 1. August 1834. Der "Land-
bote" war nach beendetem Druck in kleineren Partien aus
der Officin zu Offenbach abgeholt und von den Mitgliedern
der "Gesellschaften" im Lande verbreitet worden, indem sie

Reiſe aus Baden und Naſſau heimgekehrt, Bericht über den
Stand der Sache in jenen Ländern geben wollte — ſein
eigentlicher Zweck ſcheint es jedoch geweſen zu ſein, Büchner's
wachſenden Einfluß durch das Urtheil älterer Männer zu
paralyſiren. In der That neigte die Verſammlung, trotz
Büchner's feuriger Gegenreden, in der Frage der Organi-
ſation Weidig's Vorſchlägen zu, keine geſchloſſenen Geſell-
ſchaften zu gründen und beſchloß auch bezüglich der Flug-
ſchriften, daß ſie wie bisher mehr den conſtitutionellen, als
den revolutionären Standpunkt einnehmen ſollten. Aber
andrerſeits wurde auch die Gründung der "Geſellſchaften"
nicht mißbilligt und ebenſo beſchloſſen, den "Landboten" nach
Kräften zu verbreiten, wenn auch nur aus dem naiven
Grunde, weil er ohnehin bereits gedruckt ſei. So hatte
denn auch Weidig nur geringen Grund mit den Reſultaten
der Verſammlung zufrieden zu ſein, während Büchner die
erlittene Schlappe tief empfand und ſich ſehr bitter über die
Mitglieder der Verſammlung, namentlich die Marburger, aus-
ſprach. Dieſe ſeien, äußerte er gegen Becker, "Leute, welche
ſich durch die franzöſiſche Revolution, wie Kinder durch ein
Ammenmärchen hätten erſchrecken laſſen, daß ſie in jedem
Dorf ein Paris mit einer Guillotine zu ſehen fürchteten".
Doch beruhigte er ſich bald und war ſogar entſchloſſen, die
Gründung einer dritten Geſellſchaft in Butzbach zu verſuchen,
als urplötzlich ein furchtbarer Schlag das ganze Treiben
lähmte und die Verſchworenen mit Entſetzen erfüllte.

Es geſchah dies am 1. Auguſt 1834. Der "Land-
bote" war nach beendetem Druck in kleineren Partien aus
der Officin zu Offenbach abgeholt und von den Mitgliedern
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[CXXVII/0143] Reiſe aus Baden und Naſſau heimgekehrt, Bericht über den Stand der Sache in jenen Ländern geben wollte — ſein eigentlicher Zweck ſcheint es jedoch geweſen zu ſein, Büchner's wachſenden Einfluß durch das Urtheil älterer Männer zu paralyſiren. In der That neigte die Verſammlung, trotz Büchner's feuriger Gegenreden, in der Frage der Organi- ſation Weidig's Vorſchlägen zu, keine geſchloſſenen Geſell- ſchaften zu gründen und beſchloß auch bezüglich der Flug- ſchriften, daß ſie wie bisher mehr den conſtitutionellen, als den revolutionären Standpunkt einnehmen ſollten. Aber andrerſeits wurde auch die Gründung der "Geſellſchaften" nicht mißbilligt und ebenſo beſchloſſen, den "Landboten" nach Kräften zu verbreiten, wenn auch nur aus dem naiven Grunde, weil er ohnehin bereits gedruckt ſei. So hatte denn auch Weidig nur geringen Grund mit den Reſultaten der Verſammlung zufrieden zu ſein, während Büchner die erlittene Schlappe tief empfand und ſich ſehr bitter über die Mitglieder der Verſammlung, namentlich die Marburger, aus- ſprach. Dieſe ſeien, äußerte er gegen Becker, "Leute, welche ſich durch die franzöſiſche Revolution, wie Kinder durch ein Ammenmärchen hätten erſchrecken laſſen, daß ſie in jedem Dorf ein Paris mit einer Guillotine zu ſehen fürchteten". Doch beruhigte er ſich bald und war ſogar entſchloſſen, die Gründung einer dritten Geſellſchaft in Butzbach zu verſuchen, als urplötzlich ein furchtbarer Schlag das ganze Treiben lähmte und die Verſchworenen mit Entſetzen erfüllte. Es geſchah dies am 1. Auguſt 1834. Der "Land- bote" war nach beendetem Druck in kleineren Partien aus der Officin zu Offenbach abgeholt und von den Mitgliedern der "Geſellſchaften" im Lande verbreitet worden, indem ſie

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Zitationshilfe: Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879, S. CXXVII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_werke_1879/143>, abgerufen am 25.11.2024.