kaum gelingen; entweder stehen sie mit den Thatsachen im Widerspruch, oder sie streifen in das Gebiet des Glaubens, oder sie schützen sich hinter einer nicht zu errathenden Unklarheit. So sagt z. B. der berühmte Oersted: "die Welt wird von einer ewigen Vernunft regiert, die uns ihre Wirkungen als unabänderliche Naturgesetze kund gibt." Niemand aber wird begreifen können, wie eine ewige und regierende Vernunft mit unabänderlichen Naturgesetzen in Einklang zu bringen sei; entweder regieren die Naturgesetze, oder es regiert die ewige Vernunft; beide miteinander müßten jeden Augenblick in Conflikt gerathen; das Regieren der letz- teren würde das der ersteren unnöthig machen, wogegen das Walten unabänderlicher Naturgesetze keinen ander- weiten persönlichen Eingriff duldet und deßwegen über- haupt gar kein Regieren mehr zu nennen ist. Anderer- seits möchten wir wiederum einen Ausspruch desselben Oersted denjenigen entgegenhalten, welche ein den Menschen niederdrückendes und beunruhigendes Gefühl aus dieser Erkenntniß von dem Wirken unabänderlicher Naturgesetze schöpfen zu müssen glauben. "Durch diese Erkenntniß," sagt Oersted, "wird die Seele in eine innere Ruhe und in Einklang mit der ganzen Natur versetzt und wird dadurch von jeder abergläubischen Furcht gereinigt, deren Grund immer in der Einbildung liegt, daß Kräfte außerhalb der Ordnung der Vernunft in
kaum gelingen; entweder ſtehen ſie mit den Thatſachen im Widerſpruch, oder ſie ſtreifen in das Gebiet des Glaubens, oder ſie ſchützen ſich hinter einer nicht zu errathenden Unklarheit. So ſagt z. B. der berühmte Oerſted: „die Welt wird von einer ewigen Vernunft regiert, die uns ihre Wirkungen als unabänderliche Naturgeſetze kund gibt.‟ Niemand aber wird begreifen können, wie eine ewige und regierende Vernunft mit unabänderlichen Naturgeſetzen in Einklang zu bringen ſei; entweder regieren die Naturgeſetze, oder es regiert die ewige Vernunft; beide miteinander müßten jeden Augenblick in Conflikt gerathen; das Regieren der letz- teren würde das der erſteren unnöthig machen, wogegen das Walten unabänderlicher Naturgeſetze keinen ander- weiten perſönlichen Eingriff duldet und deßwegen über- haupt gar kein Regieren mehr zu nennen iſt. Anderer- ſeits möchten wir wiederum einen Ausſpruch deſſelben Oerſted denjenigen entgegenhalten, welche ein den Menſchen niederdrückendes und beunruhigendes Gefühl aus dieſer Erkenntniß von dem Wirken unabänderlicher Naturgeſetze ſchöpfen zu müſſen glauben. „Durch dieſe Erkenntniß,‟ ſagt Oerſted, „wird die Seele in eine innere Ruhe und in Einklang mit der ganzen Natur verſetzt und wird dadurch von jeder abergläubiſchen Furcht gereinigt, deren Grund immer in der Einbildung liegt, daß Kräfte außerhalb der Ordnung der Vernunft in
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kaum gelingen; entweder ſtehen ſie mit den Thatſachen
im Widerſpruch, oder ſie ſtreifen in das Gebiet des
Glaubens, oder ſie ſchützen ſich hinter einer nicht zu
errathenden Unklarheit. So ſagt z. B. der berühmte
Oerſted: „die Welt wird von einer ewigen Vernunft
regiert, die uns ihre Wirkungen als unabänderliche
Naturgeſetze kund gibt.‟ Niemand aber wird begreifen
können, wie eine ewige und regierende Vernunft mit
unabänderlichen Naturgeſetzen in Einklang zu bringen
ſei; entweder regieren die Naturgeſetze, oder es regiert
die ewige Vernunft; beide miteinander müßten jeden
Augenblick in Conflikt gerathen; das Regieren der letz-
teren würde das der erſteren unnöthig machen, wogegen
das Walten unabänderlicher Naturgeſetze keinen ander-
weiten perſönlichen Eingriff duldet und deßwegen über-
haupt gar kein Regieren mehr zu nennen iſt. Anderer-
ſeits möchten wir wiederum einen Ausſpruch deſſelben
Oerſted denjenigen entgegenhalten, welche ein den
Menſchen niederdrückendes und beunruhigendes Gefühl
aus dieſer Erkenntniß von dem Wirken unabänderlicher
Naturgeſetze ſchöpfen zu müſſen glauben. „Durch dieſe
Erkenntniß,‟ ſagt Oerſted, „wird die Seele in eine
innere Ruhe und in Einklang mit der ganzen Natur
verſetzt und wird dadurch von jeder abergläubiſchen Furcht
gereinigt, deren Grund immer in der Einbildung liegt,
daß Kräfte außerhalb der Ordnung der Vernunft in
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Büchner, Ludwig: Kraft und Stoff. Frankfurt (Main), 1855, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_kraft_1855/61>, abgerufen am 27.11.2024.
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