aber soviel durch die bloße Erzählung, daß ihre Gutar- tigkeit, Gehorsamkeit und Klugheit mir so fremd erschienen, als wenn ich nie etwas davon gehört oder gelesen hätte. Unser Elephant war vorzüglich, wenn er nicht eine eigen- sinnige Laune hatte, und so gelehrig, daß er auf Ver- langen einen Stein aufnahm und mit dem Rüssel über seinen Kopf dem Reiter zuwarf, dem so bei geologischen Excursionen die Mühe erspart ward, herabzusteigen." -- Man muß in gewisse niedere Kreise der menschlichen Gesellschaft geblickt und mit ihnen verkehrt haben, um zu begreifen, daß die geistige Stufenleiter vom Thier zum Menschen keine unterbrochene ist. Welcher Unterschied mag zwischen dem Jdeenkreis manches europäischen Bauern und dem eines verständigen Thieres sein! Und steht ein Cretine, doch auch ein Mensch, nicht unter dem Thiere? Wie weit entfernt sich der Neger vom Affen? Verfasser sah im Antwerpener zoologischen Garten einen Affen, welcher ein vollständiges Bett in seinem Käfig hatte, in welches er sich Abends hineinlegte und zudeckte, wie ein Mensch. Er machte Kunststücke mit Reifen und Ballen, welche man ihm gegeben hatte, und wandte sich spielend in einer Weise an die Zuschauer, als ob er mit ihnen reden und ihnen seine Kunst zeigen wolle. Von dem- selben Affen hatte man beobachtet, daß er den Umrissen seines Schattens an der Wand mit dem Finger nach- fuhr! Die ganze Erscheinung machte einen weh-
aber ſoviel durch die bloße Erzählung, daß ihre Gutar- tigkeit, Gehorſamkeit und Klugheit mir ſo fremd erſchienen, als wenn ich nie etwas davon gehört oder geleſen hätte. Unſer Elephant war vorzüglich, wenn er nicht eine eigen- ſinnige Laune hatte, und ſo gelehrig, daß er auf Ver- langen einen Stein aufnahm und mit dem Rüſſel über ſeinen Kopf dem Reiter zuwarf, dem ſo bei geologiſchen Excurſionen die Mühe erſpart ward, herabzuſteigen.‟ — Man muß in gewiſſe niedere Kreiſe der menſchlichen Geſellſchaft geblickt und mit ihnen verkehrt haben, um zu begreifen, daß die geiſtige Stufenleiter vom Thier zum Menſchen keine unterbrochene iſt. Welcher Unterſchied mag zwiſchen dem Jdeenkreis manches europäiſchen Bauern und dem eines verſtändigen Thieres ſein! Und ſteht ein Cretine, doch auch ein Menſch, nicht unter dem Thiere? Wie weit entfernt ſich der Neger vom Affen? Verfaſſer ſah im Antwerpener zoologiſchen Garten einen Affen, welcher ein vollſtändiges Bett in ſeinem Käfig hatte, in welches er ſich Abends hineinlegte und zudeckte, wie ein Menſch. Er machte Kunſtſtücke mit Reifen und Ballen, welche man ihm gegeben hatte, und wandte ſich ſpielend in einer Weiſe an die Zuſchauer, als ob er mit ihnen reden und ihnen ſeine Kunſt zeigen wolle. Von dem- ſelben Affen hatte man beobachtet, daß er den Umriſſen ſeines Schattens an der Wand mit dem Finger nach- fuhr! Die ganze Erſcheinung machte einen weh-
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aber ſoviel durch die bloße Erzählung, daß ihre Gutar-
tigkeit, Gehorſamkeit und Klugheit mir ſo fremd erſchienen,
als wenn ich nie etwas davon gehört oder geleſen hätte.
Unſer Elephant war vorzüglich, wenn er nicht eine eigen-
ſinnige Laune hatte, und ſo gelehrig, daß er auf Ver-
langen einen Stein aufnahm und mit dem Rüſſel über
ſeinen Kopf dem Reiter zuwarf, dem ſo bei geologiſchen
Excurſionen die Mühe erſpart ward, herabzuſteigen.‟ —
Man muß in gewiſſe niedere Kreiſe der menſchlichen
Geſellſchaft geblickt und mit ihnen verkehrt haben, um
zu begreifen, daß die geiſtige Stufenleiter vom Thier
zum Menſchen keine unterbrochene iſt. Welcher Unterſchied
mag zwiſchen dem Jdeenkreis manches europäiſchen Bauern
und dem eines verſtändigen Thieres ſein! Und ſteht ein
Cretine, doch auch ein Menſch, nicht unter dem Thiere?
Wie weit entfernt ſich der Neger vom Affen? Verfaſſer
ſah im Antwerpener zoologiſchen Garten einen Affen,
welcher ein vollſtändiges Bett in ſeinem Käfig hatte, in
welches er ſich Abends hineinlegte und zudeckte, wie ein
Menſch. Er machte Kunſtſtücke mit Reifen und Ballen,
welche man ihm gegeben hatte, und wandte ſich ſpielend
in einer Weiſe an die Zuſchauer, als ob er mit ihnen
reden und ihnen ſeine Kunſt zeigen wolle. Von dem-
ſelben Affen hatte man beobachtet, daß er den Umriſſen
ſeines Schattens an der Wand mit dem Finger nach-
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Büchner, Ludwig: Kraft und Stoff. Frankfurt (Main), 1855, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_kraft_1855/254>, abgerufen am 22.11.2024.
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