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Büchner, Ludwig: Kraft und Stoff. Frankfurt (Main), 1855.

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selbst Stoff. "Jmponderable Materie", sagt
Burmeister, "ist ein Widerspruch in sich selbst." Darum
scheint uns der Begriff einer "geistigen Materie" oder einer
"Seelensubstanz" unmöglich. Ueberdem ist mit einer solchen
Annahme für die Anhänger der persönlichen Unsterblichkeit
nichts gewonnen; die Rückkehr in eine allgemeine Urseele,
mit Aufgeben der Jndividualität, mit Verlust der Persön-
lichkeit und damit der Rückerinnerung an concrete Zustände
käme einer wirklichen Vernichtung gleich, und es könnte da-
bei für den Einzelnen ganz einerlei sein, ob sein s. g.
geistiger Stoff weitere Verwerthung im Wiederaufbau
anderer Seelen fände. Der Glaube, es werde die mensch-
liche Seele nach dem Tode zwar nicht vom Stoffe ge-
trennt werden, aber in einen vollkommener gebauten,
feineren Körper übergehen, ist vollkommen hypothetisch
und steht im Widerspruch mit physiologischen Thatsachen,
welche lehren, daß der menschliche Körper ein mit den
feinsten und vollkommensten Organen ausgerüstetes Ganze
ist, welches man sich weder feiner, noch vollkommener in
seiner Art
denken kann. -- Hat man vom naturphi-
losophischen Standpunkt aus gegen die Vernichtung der
persönlichen Seele nach dem Tode protestirt, so hat man
dasselbe nicht minder vom moralischen Standpunkte aus
versucht. Man hat gesagt, es streite der Gedanke an
eine ewige Vernichtung so sehr gegen alle menschliche
Empfindung und empöre so sehr das innerste Gefühl,

ſelbſt Stoff. „Jmponderable Materie‟, ſagt
Burmeiſter, „iſt ein Widerſpruch in ſich ſelbſt.‟ Darum
ſcheint uns der Begriff einer „geiſtigen Materie‟ oder einer
„Seelenſubſtanz‟ unmöglich. Ueberdem iſt mit einer ſolchen
Annahme für die Anhänger der perſönlichen Unſterblichkeit
nichts gewonnen; die Rückkehr in eine allgemeine Urſeele,
mit Aufgeben der Jndividualität, mit Verluſt der Perſön-
lichkeit und damit der Rückerinnerung an concrete Zuſtände
käme einer wirklichen Vernichtung gleich, und es könnte da-
bei für den Einzelnen ganz einerlei ſein, ob ſein ſ. g.
geiſtiger Stoff weitere Verwerthung im Wiederaufbau
anderer Seelen fände. Der Glaube, es werde die menſch-
liche Seele nach dem Tode zwar nicht vom Stoffe ge-
trennt werden, aber in einen vollkommener gebauten,
feineren Körper übergehen, iſt vollkommen hypothetiſch
und ſteht im Widerſpruch mit phyſiologiſchen Thatſachen,
welche lehren, daß der menſchliche Körper ein mit den
feinſten und vollkommenſten Organen ausgerüſtetes Ganze
iſt, welches man ſich weder feiner, noch vollkommener in
ſeiner Art
denken kann. — Hat man vom naturphi-
loſophiſchen Standpunkt aus gegen die Vernichtung der
perſönlichen Seele nach dem Tode proteſtirt, ſo hat man
daſſelbe nicht minder vom moraliſchen Standpunkte aus
verſucht. Man hat geſagt, es ſtreite der Gedanke an
eine ewige Vernichtung ſo ſehr gegen alle menſchliche
Empfindung und empöre ſo ſehr das innerſte Gefühl,

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[202/0222] ſelbſt Stoff. „Jmponderable Materie‟, ſagt Burmeiſter, „iſt ein Widerſpruch in ſich ſelbſt.‟ Darum ſcheint uns der Begriff einer „geiſtigen Materie‟ oder einer „Seelenſubſtanz‟ unmöglich. Ueberdem iſt mit einer ſolchen Annahme für die Anhänger der perſönlichen Unſterblichkeit nichts gewonnen; die Rückkehr in eine allgemeine Urſeele, mit Aufgeben der Jndividualität, mit Verluſt der Perſön- lichkeit und damit der Rückerinnerung an concrete Zuſtände käme einer wirklichen Vernichtung gleich, und es könnte da- bei für den Einzelnen ganz einerlei ſein, ob ſein ſ. g. geiſtiger Stoff weitere Verwerthung im Wiederaufbau anderer Seelen fände. Der Glaube, es werde die menſch- liche Seele nach dem Tode zwar nicht vom Stoffe ge- trennt werden, aber in einen vollkommener gebauten, feineren Körper übergehen, iſt vollkommen hypothetiſch und ſteht im Widerſpruch mit phyſiologiſchen Thatſachen, welche lehren, daß der menſchliche Körper ein mit den feinſten und vollkommenſten Organen ausgerüſtetes Ganze iſt, welches man ſich weder feiner, noch vollkommener in ſeiner Art denken kann. — Hat man vom naturphi- loſophiſchen Standpunkt aus gegen die Vernichtung der perſönlichen Seele nach dem Tode proteſtirt, ſo hat man daſſelbe nicht minder vom moraliſchen Standpunkte aus verſucht. Man hat geſagt, es ſtreite der Gedanke an eine ewige Vernichtung ſo ſehr gegen alle menſchliche Empfindung und empöre ſo ſehr das innerſte Gefühl,

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Zitationshilfe: Büchner, Ludwig: Kraft und Stoff. Frankfurt (Main), 1855, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_kraft_1855/222>, abgerufen am 24.11.2024.