neben den Dämonen verehren, dies war nicht zu er- mitteln, oder vielmehr davon ergab sich keine Spur." Von den Corrados, den ehemaligen Sou- veränen in der Provinz Rio de Janeiro, erzählt Bur- meister, daß das Bedürfniß nach Religion bei ihnen nicht vorhanden scheine. Sie drücken sich an den Kirchen- thüren vorbei, ohne den Kopf zu wenden oder den Hut zu ziehen. Der südamerikanische Wilde oder Urmensch hat keinerlei religiöse Anschauungen; er läßt sich die Taufe gefallen, weiß aber nicht, was sie bedeutet. Aehnliche oder gleichlautende Fakta bei verschiedenen Völkern kann man fast in jeder Reisebeschreibung lesen. Die ursprüngliche Religion des Buddha weiß nichts weder von Gott noch von Unsterblichkeit. -- Derselben Erscheinung begegnen wir in unserer eigenen Mitte bei solchen Jndividuen, bei denen Erziehung, Lehre oder Mittheilung keine Gelegen- heit hatte, die Jdee eines höchsten Wesens wachzurufen. Häufig genug kann man lesen, wie vor den Zuchtpolizei- gerichten großer Städte, wie Paris oder London, fortwäh- rend Menschen erscheinen, welche von den Begriffen, die man mit den Worten Gott, Unsterblichkeit, Religion u. dgl. verbindet, auch nicht die leiseste Ahnung besitzen. Der letzte Census in England hat nachgewiesen, daß daselbst sechs Millionen Menschen leben, die nie die Schwelle einer Kirche betreten haben und die nicht wissen, welcher Sekte oder welchem Glaubensbekenntniß sie angehören.
neben den Dämonen verehren, dies war nicht zu er- mitteln, oder vielmehr davon ergab ſich keine Spur.‟ Von den Corrados, den ehemaligen Sou- veränen in der Provinz Rio de Janeiro, erzählt Bur- meiſter, daß das Bedürfniß nach Religion bei ihnen nicht vorhanden ſcheine. Sie drücken ſich an den Kirchen- thüren vorbei, ohne den Kopf zu wenden oder den Hut zu ziehen. Der ſüdamerikaniſche Wilde oder Urmenſch hat keinerlei religiöſe Anſchauungen; er läßt ſich die Taufe gefallen, weiß aber nicht, was ſie bedeutet. Aehnliche oder gleichlautende Fakta bei verſchiedenen Völkern kann man faſt in jeder Reiſebeſchreibung leſen. Die urſprüngliche Religion des Buddha weiß nichts weder von Gott noch von Unſterblichkeit. — Derſelben Erſcheinung begegnen wir in unſerer eigenen Mitte bei ſolchen Jndividuen, bei denen Erziehung, Lehre oder Mittheilung keine Gelegen- heit hatte, die Jdee eines höchſten Weſens wachzurufen. Häufig genug kann man leſen, wie vor den Zuchtpolizei- gerichten großer Städte, wie Paris oder London, fortwäh- rend Menſchen erſcheinen, welche von den Begriffen, die man mit den Worten Gott, Unſterblichkeit, Religion u. dgl. verbindet, auch nicht die leiſeſte Ahnung beſitzen. Der letzte Cenſus in England hat nachgewieſen, daß daſelbſt ſechs Millionen Menſchen leben, die nie die Schwelle einer Kirche betreten haben und die nicht wiſſen, welcher Sekte oder welchem Glaubensbekenntniß ſie angehören.
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neben den Dämonen verehren, dies war nicht zu er-
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veränen in der Provinz Rio de Janeiro, erzählt Bur-
meiſter, daß das Bedürfniß nach Religion bei ihnen
nicht vorhanden ſcheine. Sie drücken ſich an den Kirchen-
thüren vorbei, ohne den Kopf zu wenden oder den Hut
zu ziehen. Der ſüdamerikaniſche Wilde oder Urmenſch
hat keinerlei religiöſe Anſchauungen; er läßt ſich die Taufe
gefallen, weiß aber nicht, was ſie bedeutet. Aehnliche oder
gleichlautende Fakta bei verſchiedenen Völkern kann man
faſt in jeder Reiſebeſchreibung leſen. Die urſprüngliche
Religion des Buddha weiß nichts weder von Gott noch
von Unſterblichkeit. — Derſelben Erſcheinung begegnen
wir in unſerer eigenen Mitte bei ſolchen Jndividuen, bei
denen Erziehung, Lehre oder Mittheilung keine Gelegen-
heit hatte, die Jdee eines höchſten Weſens wachzurufen.
Häufig genug kann man leſen, wie vor den Zuchtpolizei-
gerichten großer Städte, wie Paris oder London, fortwäh-
rend Menſchen erſcheinen, welche von den Begriffen, die
man mit den Worten Gott, Unſterblichkeit, Religion u. dgl.
verbindet, auch nicht die leiſeſte Ahnung beſitzen. Der
letzte Cenſus in England hat nachgewieſen, daß daſelbſt
ſechs Millionen Menſchen leben, die nie die Schwelle
einer Kirche betreten haben und die nicht wiſſen, welcher
Sekte oder welchem Glaubensbekenntniß ſie angehören.
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Büchner, Ludwig: Kraft und Stoff. Frankfurt (Main), 1855, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_kraft_1855/204>, abgerufen am 22.11.2024.
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