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Büchner, Ludwig: Kraft und Stoff. Frankfurt (Main), 1855.

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und alles Gefasel, welches die philosophischen Psychologen
von der Selbstständigkeit des menschlichen Geistes und
von seiner Unabhängigkeit von seinem materiellen Sub-
strat bis da vorgebracht haben, erscheint der Macht der
Thatsachen gegenüber als völlig werthlos. Darnach wird
man auch keine Uebertreibung finden in dem, was Fried-
reich,
als Schriftsteller in dem Gebiet der Seelenkunde
bekannt, über diesen Punkt äußert: "Kraft ist ohne
materielles Substrat undenkbar. Soll nun die Lebens-
kraft des Menschen als thätig erscheinen, so kann sie
es nur durch das materielle Substrat, die Organe. So
mannigfaltig nun diese Organe sind, ebenso mannigfaltig
werden auch die thätigen Erscheinungen der Lebenskraft
sein und verschieden je nach den verschiedenen Construc-
tionen des materiellen Substrats. Somit ist die Seelen-
funktion eine besondere Aeußerungsweise der Lebenskraft,
bedingt durch die eigenthümliche Construktion der Gehirn-
materialität. Dieselbe Kraft, die durch den Magen ver-
daut, denkt durch das Gehirn u. s. w."

Man hat einen Gegengrund gegen die Einerleiheit von
Gehirn und Seele geltend zu machen geglaubt, indem
man auf die materielle Einfachheit der Denkorgane so-
wohl in Form als Zusammensetzung hinwies. Das Ge-
hirn, sagte man, bildet seinem größten Theile nach eine
gleichmäßige, weiche Masse, die sich weder durch eine
besonders complicirte Struktur oder feine Formen, noch

und alles Gefaſel, welches die philoſophiſchen Pſychologen
von der Selbſtſtändigkeit des menſchlichen Geiſtes und
von ſeiner Unabhängigkeit von ſeinem materiellen Sub-
ſtrat bis da vorgebracht haben, erſcheint der Macht der
Thatſachen gegenüber als völlig werthlos. Darnach wird
man auch keine Uebertreibung finden in dem, was Fried-
reich,
als Schriftſteller in dem Gebiet der Seelenkunde
bekannt, über dieſen Punkt äußert: „Kraft iſt ohne
materielles Subſtrat undenkbar. Soll nun die Lebens-
kraft des Menſchen als thätig erſcheinen, ſo kann ſie
es nur durch das materielle Subſtrat, die Organe. So
mannigfaltig nun dieſe Organe ſind, ebenſo mannigfaltig
werden auch die thätigen Erſcheinungen der Lebenskraft
ſein und verſchieden je nach den verſchiedenen Conſtruc-
tionen des materiellen Subſtrats. Somit iſt die Seelen-
funktion eine beſondere Aeußerungsweiſe der Lebenskraft,
bedingt durch die eigenthümliche Conſtruktion der Gehirn-
materialität. Dieſelbe Kraft, die durch den Magen ver-
daut, denkt durch das Gehirn u. ſ. w.‟

Man hat einen Gegengrund gegen die Einerleiheit von
Gehirn und Seele geltend zu machen geglaubt, indem
man auf die materielle Einfachheit der Denkorgane ſo-
wohl in Form als Zuſammenſetzung hinwies. Das Ge-
hirn, ſagte man, bildet ſeinem größten Theile nach eine
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[137/0157] und alles Gefaſel, welches die philoſophiſchen Pſychologen von der Selbſtſtändigkeit des menſchlichen Geiſtes und von ſeiner Unabhängigkeit von ſeinem materiellen Sub- ſtrat bis da vorgebracht haben, erſcheint der Macht der Thatſachen gegenüber als völlig werthlos. Darnach wird man auch keine Uebertreibung finden in dem, was Fried- reich, als Schriftſteller in dem Gebiet der Seelenkunde bekannt, über dieſen Punkt äußert: „Kraft iſt ohne materielles Subſtrat undenkbar. Soll nun die Lebens- kraft des Menſchen als thätig erſcheinen, ſo kann ſie es nur durch das materielle Subſtrat, die Organe. So mannigfaltig nun dieſe Organe ſind, ebenſo mannigfaltig werden auch die thätigen Erſcheinungen der Lebenskraft ſein und verſchieden je nach den verſchiedenen Conſtruc- tionen des materiellen Subſtrats. Somit iſt die Seelen- funktion eine beſondere Aeußerungsweiſe der Lebenskraft, bedingt durch die eigenthümliche Conſtruktion der Gehirn- materialität. Dieſelbe Kraft, die durch den Magen ver- daut, denkt durch das Gehirn u. ſ. w.‟ Man hat einen Gegengrund gegen die Einerleiheit von Gehirn und Seele geltend zu machen geglaubt, indem man auf die materielle Einfachheit der Denkorgane ſo- wohl in Form als Zuſammenſetzung hinwies. Das Ge- hirn, ſagte man, bildet ſeinem größten Theile nach eine gleichmäßige, weiche Maſſe, die ſich weder durch eine beſonders complicirte Struktur oder feine Formen, noch

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Zitationshilfe: Büchner, Ludwig: Kraft und Stoff. Frankfurt (Main), 1855, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_kraft_1855/157>, abgerufen am 24.11.2024.