Büchner, Georg: Danton's Tod. Frankfurt (Main), 1835.
grimmen, was haltet ihr euch die Servietten vor das Gesicht? Schreit nur und greint, wie es euch ankommt. Schneidet nur keine so tugendhaften und so witzigen und so heroischen und so genialen Grimas- sen, wir kennen uns ja einander, spart euch die Mühe. Herault. Ja, Camille, wir wollen uns bei einander setzen und schreien; nichts dummer, als die Lippen zusam- menzupressen, wenn Einem was weh thut. -- Griechen und Götter schrien, Römer und Steiker machten die heroische Fratze. Danton. Die einen waren so gut Epikuräer wie die an- dern. Sie machten sich ein ganz behagliches Selbst- gefühl zurecht. Es ist nicht so übel, seine Toga zu drapiren und sich umzusehen, ob man einen langen Schatten wirft. Was sollen wir uns zerren? Ob wir uns nun Lorbeerblätter, Rosenkränze oder Weinlaub vorbinden oder uns nackt tragen? Philippeau. Meine Freunde, man braucht gerade nicht hoch über der Erde zu stehen, um von all dem wirren Schwanken und Flimmern nichts mehr zu sehen
grimmen, was haltet ihr euch die Servietten vor das Geſicht? Schreit nur und greint, wie es euch ankommt. Schneidet nur keine ſo tugendhaften und ſo witzigen und ſo heroiſchen und ſo genialen Grimaſ- ſen, wir kennen uns ja einander, ſpart euch die Mühe. Hérault. Ja, Camille, wir wollen uns bei einander ſetzen und ſchreien; nichts dummer, als die Lippen zuſam- menzupreſſen, wenn Einem was weh thut. — Griechen und Götter ſchrien, Römer und Steiker machten die heroiſche Fratze. Danton. Die einen waren ſo gut Epikuräer wie die an- dern. Sie machten ſich ein ganz behagliches Selbſt- gefühl zurecht. Es iſt nicht ſo übel, ſeine Toga zu drapiren und ſich umzuſehen, ob man einen langen Schatten wirft. Was ſollen wir uns zerren? Ob wir uns nun Lorbeerblätter, Roſenkränze oder Weinlaub vorbinden oder uns nackt tragen? Philippeau. Meine Freunde, man braucht gerade nicht hoch über der Erde zu ſtehen, um von all dem wirren Schwanken und Flimmern nichts mehr zu ſehen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#CAM"> <p><pb facs="#f0147" n="143"/> grimmen, was haltet ihr euch die Servietten vor<lb/> das Geſicht? Schreit nur und greint, wie es euch<lb/> ankommt. Schneidet nur keine ſo tugendhaften und<lb/> ſo witzigen und ſo heroiſchen und ſo genialen Grimaſ-<lb/> ſen, wir kennen uns ja einander, ſpart euch die<lb/> Mühe.</p> </sp><lb/> <sp who="#HERA"> <speaker> <hi rendition="#g">H<hi rendition="#aq">é</hi>rault.</hi> </speaker><lb/> <p>Ja, Camille, wir wollen uns bei einander ſetzen<lb/> und ſchreien; nichts dummer, als die Lippen zuſam-<lb/> menzupreſſen, wenn Einem was weh thut. —<lb/> Griechen und Götter ſchrien, Römer und Steiker<lb/> machten die heroiſche Fratze.</p> </sp><lb/> <sp who="#DAN"> <speaker> <hi rendition="#g">Danton.</hi> </speaker><lb/> <p>Die einen waren ſo gut Epikuräer wie die an-<lb/> dern. Sie machten ſich ein ganz behagliches Selbſt-<lb/> gefühl zurecht. Es iſt nicht ſo übel, ſeine Toga<lb/> zu drapiren und ſich umzuſehen, ob man einen<lb/> langen Schatten wirft. Was ſollen wir uns zerren?<lb/> Ob wir uns nun Lorbeerblätter, Roſenkränze oder<lb/> Weinlaub vorbinden oder uns nackt tragen?</p> </sp><lb/> <sp who="#PHI"> <speaker> <hi rendition="#g">Philippeau.</hi> </speaker><lb/> <p>Meine Freunde, man braucht gerade nicht hoch<lb/> über der Erde zu ſtehen, um von all dem wirren<lb/> Schwanken und Flimmern nichts mehr zu ſehen<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [143/0147]
grimmen, was haltet ihr euch die Servietten vor
das Geſicht? Schreit nur und greint, wie es euch
ankommt. Schneidet nur keine ſo tugendhaften und
ſo witzigen und ſo heroiſchen und ſo genialen Grimaſ-
ſen, wir kennen uns ja einander, ſpart euch die
Mühe.
Hérault.
Ja, Camille, wir wollen uns bei einander ſetzen
und ſchreien; nichts dummer, als die Lippen zuſam-
menzupreſſen, wenn Einem was weh thut. —
Griechen und Götter ſchrien, Römer und Steiker
machten die heroiſche Fratze.
Danton.
Die einen waren ſo gut Epikuräer wie die an-
dern. Sie machten ſich ein ganz behagliches Selbſt-
gefühl zurecht. Es iſt nicht ſo übel, ſeine Toga
zu drapiren und ſich umzuſehen, ob man einen
langen Schatten wirft. Was ſollen wir uns zerren?
Ob wir uns nun Lorbeerblätter, Roſenkränze oder
Weinlaub vorbinden oder uns nackt tragen?
Philippeau.
Meine Freunde, man braucht gerade nicht hoch
über der Erde zu ſtehen, um von all dem wirren
Schwanken und Flimmern nichts mehr zu ſehen
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_danton_1835 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_danton_1835/147 |
Zitationshilfe: | Büchner, Georg: Danton's Tod. Frankfurt (Main), 1835, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_danton_1835/147>, abgerufen am 23.07.2024. |