Büchner, Georg: Danton's Tod. Frankfurt (Main), 1835.
reißen; ich könnte sie nöthig haben, um den guten General zu beweinen. Dillon. Die Hand an Danton! -- Wer ist noch sicher? Die Furcht wird sie vereinigen. Laflotte. Er ist doch verloren. Was ist's denn, wenn ich auf eine Leiche trete, um aus dem Grab zu klettern? Dillon. Nur den Fuß auf der Gasse! Ich werde Leute genug finden, alte Soldaten, Girondisten, Ex-Adelige; wir erbrechen die Gefängnisse, wir müssen uns mit den Gefangenen verständigen. Laflotte. Nun freilich, es riecht ein wenig nach Schur- kerei. Was thut's? Ich hätte Lust, auch das zu versuchen; ich war bisher zu einseitig. Man bekommt Gewissensbisse, das ist doch eine Abwechslung; es ist nicht so unangenehm, seinen eigenen Gestank zu riechen. -- Die Aussicht auf die Guillotine ist mir langweilig geworden, so lange auf die Sache zu warten! Ich habe sie im Geist schon zwanzigmal
reißen; ich könnte ſie nöthig haben, um den guten General zu beweinen. Dillon. Die Hand an Danton! — Wer iſt noch ſicher? Die Furcht wird ſie vereinigen. Laflotte. Er iſt doch verloren. Was iſt’s denn, wenn ich auf eine Leiche trete, um aus dem Grab zu klettern? Dillon. Nur den Fuß auf der Gaſſe! Ich werde Leute genug finden, alte Soldaten, Girondiſten, Ex-Adelige; wir erbrechen die Gefängniſſe, wir müſſen uns mit den Gefangenen verſtändigen. Laflotte. Nun freilich, es riecht ein wenig nach Schur- kerei. Was thut’s? Ich hätte Luſt, auch das zu verſuchen; ich war bisher zu einſeitig. Man bekommt Gewiſſensbiſſe, das iſt doch eine Abwechslung; es iſt nicht ſo unangenehm, ſeinen eigenen Geſtank zu riechen. — Die Ausſicht auf die Guillotine iſt mir langweilig geworden, ſo lange auf die Sache zu warten! Ich habe ſie im Geiſt ſchon zwanzigmal <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#LAF"> <p><pb facs="#f0113" n="109"/> reißen; ich könnte ſie nöthig haben, um den guten<lb/> General zu beweinen.</p> </sp><lb/> <sp who="#DIL"> <speaker><hi rendition="#g">Dillon</hi>.</speaker><lb/> <p>Die Hand an Danton! — Wer iſt noch ſicher?<lb/> Die Furcht wird ſie vereinigen.</p> </sp><lb/> <sp who="#LAF"> <speaker><hi rendition="#g">Laflotte</hi>.</speaker><lb/> <p>Er iſt doch verloren. Was iſt’s denn, wenn<lb/> ich auf eine Leiche trete, um aus dem Grab zu<lb/> klettern?</p> </sp><lb/> <sp who="#DIL"> <speaker><hi rendition="#g">Dillon</hi>.</speaker><lb/> <p>Nur den Fuß auf der Gaſſe! Ich werde Leute<lb/> genug finden, alte Soldaten, Girondiſten, Ex-Adelige;<lb/> wir erbrechen die Gefängniſſe, wir müſſen uns mit<lb/> den Gefangenen verſtändigen.</p> </sp><lb/> <sp who="#LAF"> <speaker><hi rendition="#g">Laflotte</hi>.</speaker><lb/> <p>Nun freilich, es riecht ein wenig nach Schur-<lb/> kerei. Was thut’s? Ich hätte Luſt, auch das zu<lb/> verſuchen; ich war bisher zu einſeitig. Man bekommt<lb/> Gewiſſensbiſſe, das iſt doch eine Abwechslung; es<lb/> iſt nicht ſo unangenehm, ſeinen eigenen Geſtank zu<lb/> riechen. — Die Ausſicht auf die Guillotine iſt mir<lb/> langweilig geworden, ſo lange auf die Sache zu<lb/> warten! Ich habe ſie im Geiſt ſchon zwanzigmal<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [109/0113]
reißen; ich könnte ſie nöthig haben, um den guten
General zu beweinen.
Dillon.
Die Hand an Danton! — Wer iſt noch ſicher?
Die Furcht wird ſie vereinigen.
Laflotte.
Er iſt doch verloren. Was iſt’s denn, wenn
ich auf eine Leiche trete, um aus dem Grab zu
klettern?
Dillon.
Nur den Fuß auf der Gaſſe! Ich werde Leute
genug finden, alte Soldaten, Girondiſten, Ex-Adelige;
wir erbrechen die Gefängniſſe, wir müſſen uns mit
den Gefangenen verſtändigen.
Laflotte.
Nun freilich, es riecht ein wenig nach Schur-
kerei. Was thut’s? Ich hätte Luſt, auch das zu
verſuchen; ich war bisher zu einſeitig. Man bekommt
Gewiſſensbiſſe, das iſt doch eine Abwechslung; es
iſt nicht ſo unangenehm, ſeinen eigenen Geſtank zu
riechen. — Die Ausſicht auf die Guillotine iſt mir
langweilig geworden, ſo lange auf die Sache zu
warten! Ich habe ſie im Geiſt ſchon zwanzigmal
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