Büchner, Georg: Danton's Tod. Frankfurt (Main), 1835. Dillon. Meinst du? Da liegen noch ein Paar Schritte dazwischen, lang genug, um sie mit den Leichen der Decemvirn zu meßen. -- -- Es ist endlich Zeit, daß die rechtschaffnen Leute das Haupt erheben. Laflotte (für sich). Desto besser, um so leichter ist es zu treffen. Nur zu, Alter, noch einige Gläser und ich werde flott. Dillon. Die Schurken, die Narren, sie werden sich zu- letzt noch selbst guillotiniren. (Er läuft auf und ab.) Laflotte (bei Seite). Man könnte das Leben ordentlich wieder lieb haben, wie sein Kind, wenn man sich's selbst gege- ben. Das kommt grade nicht oft vor, daß man so mit dem Zufall Blutschande treiben und sein eigener Vater werden kann. Vater und Kind zu- gleich. Ein behaglicher Ödipus! Dillon. Danton und Camille's Weiber mögen Assignaten unter das Volk werfen, das ist besser als Köpfe. Laflotte. Ich würde mir hintennach die Augen nicht aus- Dillon. Meinſt du? Da liegen noch ein Paar Schritte dazwiſchen, lang genug, um ſie mit den Leichen der Decemvirn zu meßen. — — Es iſt endlich Zeit, daß die rechtſchaffnen Leute das Haupt erheben. Laflotte (für ſich). Deſto beſſer, um ſo leichter iſt es zu treffen. Nur zu, Alter, noch einige Gläſer und ich werde flott. Dillon. Die Schurken, die Narren, ſie werden ſich zu- letzt noch ſelbſt guillotiniren. (Er läuft auf und ab.) Laflotte (bei Seite). Man könnte das Leben ordentlich wieder lieb haben, wie ſein Kind, wenn man ſich’s ſelbſt gege- ben. Das kommt grade nicht oft vor, daß man ſo mit dem Zufall Blutſchande treiben und ſein eigener Vater werden kann. Vater und Kind zu- gleich. Ein behaglicher Ödipus! Dillon. Danton und Camille’s Weiber mögen Aſſignaten unter das Volk werfen, das iſt beſſer als Köpfe. Laflotte. Ich würde mir hintennach die Augen nicht aus- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0112" n="108"/> <sp who="#DIL"> <speaker><hi rendition="#g">Dillon</hi>.</speaker><lb/> <p>Meinſt du? Da liegen noch ein Paar Schritte<lb/> dazwiſchen, lang genug, um ſie mit den Leichen der<lb/> Decemvirn zu meßen. — — Es iſt endlich Zeit,<lb/> daß die rechtſchaffnen Leute das Haupt erheben.</p> </sp><lb/> <sp who="#LAF"> <speaker> <hi rendition="#g">Laflotte</hi> </speaker> <stage>(für ſich).</stage><lb/> <p>Deſto beſſer, um ſo leichter iſt es zu treffen.<lb/> Nur zu, Alter, noch einige Gläſer und ich werde flott.</p> </sp><lb/> <sp who="#DIL"> <speaker><hi rendition="#g">Dillon</hi>.</speaker><lb/> <p>Die Schurken, die Narren, ſie werden ſich zu-<lb/> letzt noch ſelbſt guillotiniren.</p> <stage>(Er läuft auf und ab.)</stage> </sp><lb/> <sp who="#LAF"> <speaker> <hi rendition="#g">Laflotte</hi> </speaker> <stage>(bei Seite).</stage><lb/> <p>Man könnte das Leben ordentlich wieder lieb<lb/> haben, wie ſein Kind, wenn man ſich’s ſelbſt gege-<lb/> ben. Das kommt grade nicht oft vor, daß man<lb/> ſo mit dem Zufall Blutſchande treiben und ſein<lb/> eigener Vater werden kann. Vater und Kind zu-<lb/> gleich. Ein behaglicher Ödipus!</p> </sp><lb/> <sp who="#DIL"> <speaker><hi rendition="#g">Dillon</hi>.</speaker><lb/> <p>Danton und Camille’s Weiber mögen Aſſignaten<lb/> unter das Volk werfen, das iſt beſſer als Köpfe.</p> </sp><lb/> <sp who="#LAF"> <speaker><hi rendition="#g">Laflotte</hi>.</speaker><lb/> <p>Ich würde mir hintennach die Augen nicht aus-<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [108/0112]
Dillon.
Meinſt du? Da liegen noch ein Paar Schritte
dazwiſchen, lang genug, um ſie mit den Leichen der
Decemvirn zu meßen. — — Es iſt endlich Zeit,
daß die rechtſchaffnen Leute das Haupt erheben.
Laflotte (für ſich).
Deſto beſſer, um ſo leichter iſt es zu treffen.
Nur zu, Alter, noch einige Gläſer und ich werde flott.
Dillon.
Die Schurken, die Narren, ſie werden ſich zu-
letzt noch ſelbſt guillotiniren.(Er läuft auf und ab.)
Laflotte (bei Seite).
Man könnte das Leben ordentlich wieder lieb
haben, wie ſein Kind, wenn man ſich’s ſelbſt gege-
ben. Das kommt grade nicht oft vor, daß man
ſo mit dem Zufall Blutſchande treiben und ſein
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gleich. Ein behaglicher Ödipus!
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Zitationshilfe: | Büchner, Georg: Danton's Tod. Frankfurt (Main), 1835, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_danton_1835/112>, abgerufen am 16.02.2025. |