Bücher, Karl: Die Entstehung der Volkswirtschaft. Sechs Vorträge. Tübingen, 1893.und demgemäß keinen Arbeitslohn, keinen Unternehmer- Vielleicht ist es aber unangebracht, auf dieser Stufe 1) Für die meisten hier angeführten Begriffe fehlt es in der
griechischen und lateinischen Sprache an Ausdrücken. Sie müssen ent- weder umschrieben oder mit sehr allgemeinen Worten bezeichnet werden. Das gilt zunächst schon von dem Begriff Einkommen. Das la- teinische reditus bezeichnet das, was vom Acker zurückkommt. Einer ähnlichen Uebertragung bedient sich Tacitus Ann. IV, 6, 3, wenn er die Staatseinkünfte als fructus publici bezeichnet. Man vergleiche damit die zahlreichen, fein unterscheidenden Ausdrücke für den Begriff Vermögen! Merces heißt sowohl Lohn als Pachtzins, Miet- zins, Kapitalzins, Preis. Aehnlich das griechische misthos. Für die Ausdrücke Beruf, Geschäft, Unternehmung, Gewerbe haben beide klassische Sprachen nichts Entsprechendes. und demgemäß keinen Arbeitslohn, keinen Unternehmer- Vielleicht iſt es aber unangebracht, auf dieſer Stufe 1) Für die meiſten hier angeführten Begriffe fehlt es in der
griechiſchen und lateiniſchen Sprache an Ausdrücken. Sie müſſen ent- weder umſchrieben oder mit ſehr allgemeinen Worten bezeichnet werden. Das gilt zunächſt ſchon von dem Begriff Einkommen. Das la- teiniſche reditus bezeichnet das, was vom Acker zurückkommt. Einer ähnlichen Uebertragung bedient ſich Tacitus Ann. IV, 6, 3, wenn er die Staatseinkünfte als fructus publici bezeichnet. Man vergleiche damit die zahlreichen, fein unterſcheidenden Ausdrücke für den Begriff Vermögen! Merces heißt ſowohl Lohn als Pachtzins, Miet- zins, Kapitalzins, Preis. Aehnlich das griechiſche μισϑός. Für die Ausdrücke Beruf, Geſchäft, Unternehmung, Gewerbe haben beide klaſſiſche Sprachen nichts Entſprechendes. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0055" n="41"/> und demgemäß keinen Arbeitslohn, keinen Unternehmer-<lb/> gewinn, keinen Zins als beſondere Einkommensarten <note place="foot" n="1)">Für die meiſten hier angeführten Begriffe fehlt es in der<lb/> griechiſchen und lateiniſchen Sprache an Ausdrücken. Sie müſſen ent-<lb/> weder umſchrieben oder mit ſehr allgemeinen Worten bezeichnet werden.<lb/> Das gilt zunächſt ſchon von dem Begriff <hi rendition="#g">Einkommen</hi>. Das la-<lb/> teiniſche <hi rendition="#aq">reditus</hi> bezeichnet das, was vom Acker zurückkommt. Einer<lb/> ähnlichen Uebertragung bedient ſich <hi rendition="#g">Tacitus</hi> Ann. <hi rendition="#aq">IV</hi>, 6, 3, wenn<lb/> er die Staatseinkünfte als <hi rendition="#aq">fructus publici</hi> bezeichnet. Man vergleiche<lb/> damit die zahlreichen, fein unterſcheidenden Ausdrücke für den Begriff<lb/><hi rendition="#g">Vermögen</hi>! <hi rendition="#aq">Merces</hi> heißt ſowohl <hi rendition="#g">Lohn</hi> als <hi rendition="#g">Pachtzins, Miet-<lb/> zins, Kapitalzins, Preis</hi>. Aehnlich das griechiſche μισϑός. Für<lb/> die Ausdrücke <hi rendition="#g">Beruf, Geſchäft, Unternehmung, Gewerbe</hi><lb/> haben beide klaſſiſche Sprachen nichts Entſprechendes.</note>. Nur<lb/> die Grundrente beginnt bereits ſich aus dem Bodenertrage<lb/> abzuſcheiden, erſcheint aber noch nirgends rein, ſondern mit<lb/> anderen Einkommenselementen vermiſcht.</p><lb/> <p>Vielleicht iſt es aber unangebracht, auf dieſer Stufe<lb/> überhaupt von Einkommen zu ſprechen. Was wir Ein-<lb/> kommen nennen, iſt in der geſchloſſenen Hauswirtſchaft die<lb/> Summe der Gebrauchsgüter, welche aus derſelben hervor-<lb/> gehen, der geſamte Wirtſchaftsertrag des Hausherrn. Dieſer<lb/> Ertrag läßt ſich aber von ſeinem Vermögen um ſo weniger<lb/> abſcheiden, je mehr die Abhängigkeit der Wirtſchaft von<lb/> elementaren Zufällen das Anſammeln von Vorräten gebietet.<lb/> Einkommen und Vermögen bilden eine ununterſcheidbare<lb/> Maſſe, von der fortwährend ein Teil in der Aufwärts-<lb/> bewegung zur Genußreife, ein anderer in der Abwärts-<lb/> bewegung zum Verbrauch ſich befindet, während ein dritter<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [41/0055]
und demgemäß keinen Arbeitslohn, keinen Unternehmer-
gewinn, keinen Zins als beſondere Einkommensarten 1). Nur
die Grundrente beginnt bereits ſich aus dem Bodenertrage
abzuſcheiden, erſcheint aber noch nirgends rein, ſondern mit
anderen Einkommenselementen vermiſcht.
Vielleicht iſt es aber unangebracht, auf dieſer Stufe
überhaupt von Einkommen zu ſprechen. Was wir Ein-
kommen nennen, iſt in der geſchloſſenen Hauswirtſchaft die
Summe der Gebrauchsgüter, welche aus derſelben hervor-
gehen, der geſamte Wirtſchaftsertrag des Hausherrn. Dieſer
Ertrag läßt ſich aber von ſeinem Vermögen um ſo weniger
abſcheiden, je mehr die Abhängigkeit der Wirtſchaft von
elementaren Zufällen das Anſammeln von Vorräten gebietet.
Einkommen und Vermögen bilden eine ununterſcheidbare
Maſſe, von der fortwährend ein Teil in der Aufwärts-
bewegung zur Genußreife, ein anderer in der Abwärts-
bewegung zum Verbrauch ſich befindet, während ein dritter
1) Für die meiſten hier angeführten Begriffe fehlt es in der
griechiſchen und lateiniſchen Sprache an Ausdrücken. Sie müſſen ent-
weder umſchrieben oder mit ſehr allgemeinen Worten bezeichnet werden.
Das gilt zunächſt ſchon von dem Begriff Einkommen. Das la-
teiniſche reditus bezeichnet das, was vom Acker zurückkommt. Einer
ähnlichen Uebertragung bedient ſich Tacitus Ann. IV, 6, 3, wenn
er die Staatseinkünfte als fructus publici bezeichnet. Man vergleiche
damit die zahlreichen, fein unterſcheidenden Ausdrücke für den Begriff
Vermögen! Merces heißt ſowohl Lohn als Pachtzins, Miet-
zins, Kapitalzins, Preis. Aehnlich das griechiſche μισϑός. Für
die Ausdrücke Beruf, Geſchäft, Unternehmung, Gewerbe
haben beide klaſſiſche Sprachen nichts Entſprechendes.
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