der natürlichen und politischen Abgrenzung der Länderge- biete abgesehen. Es soll damit nicht verkannt werden, daß die staatliche Zugehörigkeit für das Ziel der Wanderungen in dem Zeitalter des Nationalitätsprinzips und des Schutzes der nationalen Arbeit eine gewisse Bedeutung hat. Wir wollen ihr vielmehr gerecht werden durch eine zweite Ein- teilung, bei welcher wir das politisch-geographische Er- streckungsgebiet der Wanderungen zur Grundlage nehmen. Darnach zerfallen dieselben in innere und äußere Wanderungen.
Innere Wanderungen sind solche, deren An- fangs- und Endpunkte innerhalb desselben Staatsgebietes liegen; äußere solche, die sich darüber hinaus erstrecken. Die letzteren sind wieder entweder international-euro- päische oder außereuropäische (gewöhnlich als überseeische bezeichnet). Man kann aber auch sämtliche Wanderungen, welche den Boden des Erdteils nicht ver- lassen, im weiteren Sinne als innere Wanderungen be- zeichnen und ihnen die Auswanderung kat' exokhen, d. h. die Uebersiedelung nach fremden Erdteilen gegenüberstellen.
Von allen diesen mannigfach verschiedenen Arten des Wanderns ist bisher nur die überseeische Auswanderung regelmäßig Gegenstand der amtlichen Statistik gewesen, und auch diese ist von ihr, was keinem Kundigen fremd sein dürfte, bisher nur unvollkommen erfaßt worden. Ab und zu hat man gelegentlich einmal die periodischen Arbeiter- wanderungen und das Hausierwesen zum Gegenstande der
der natürlichen und politiſchen Abgrenzung der Länderge- biete abgeſehen. Es ſoll damit nicht verkannt werden, daß die ſtaatliche Zugehörigkeit für das Ziel der Wanderungen in dem Zeitalter des Nationalitätsprinzips und des Schutzes der nationalen Arbeit eine gewiſſe Bedeutung hat. Wir wollen ihr vielmehr gerecht werden durch eine zweite Ein- teilung, bei welcher wir das politiſch-geographiſche Er- ſtreckungsgebiet der Wanderungen zur Grundlage nehmen. Darnach zerfallen dieſelben in innere und äußere Wanderungen.
Innere Wanderungen ſind ſolche, deren An- fangs- und Endpunkte innerhalb deſſelben Staatsgebietes liegen; äußere ſolche, die ſich darüber hinaus erſtrecken. Die letzteren ſind wieder entweder international-euro- päiſche oder außereuropäiſche (gewöhnlich als überſeeiſche bezeichnet). Man kann aber auch ſämtliche Wanderungen, welche den Boden des Erdteils nicht ver- laſſen, im weiteren Sinne als innere Wanderungen be- zeichnen und ihnen die Auswanderung κατ’ ἐξοχήν, d. h. die Ueberſiedelung nach fremden Erdteilen gegenüberſtellen.
Von allen dieſen mannigfach verſchiedenen Arten des Wanderns iſt bisher nur die überſeeiſche Auswanderung regelmäßig Gegenſtand der amtlichen Statiſtik geweſen, und auch dieſe iſt von ihr, was keinem Kundigen fremd ſein dürfte, bisher nur unvollkommen erfaßt worden. Ab und zu hat man gelegentlich einmal die periodiſchen Arbeiter- wanderungen und das Hauſierweſen zum Gegenſtande der
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[263/0285]
der natürlichen und politiſchen Abgrenzung der Länderge-
biete abgeſehen. Es ſoll damit nicht verkannt werden, daß
die ſtaatliche Zugehörigkeit für das Ziel der Wanderungen
in dem Zeitalter des Nationalitätsprinzips und des Schutzes
der nationalen Arbeit eine gewiſſe Bedeutung hat. Wir
wollen ihr vielmehr gerecht werden durch eine zweite Ein-
teilung, bei welcher wir das politiſch-geographiſche Er-
ſtreckungsgebiet der Wanderungen zur Grundlage nehmen.
Darnach zerfallen dieſelben in innere und äußere
Wanderungen.
Innere Wanderungen ſind ſolche, deren An-
fangs- und Endpunkte innerhalb deſſelben Staatsgebietes
liegen; äußere ſolche, die ſich darüber hinaus erſtrecken.
Die letzteren ſind wieder entweder international-euro-
päiſche oder außereuropäiſche (gewöhnlich als
überſeeiſche bezeichnet). Man kann aber auch ſämtliche
Wanderungen, welche den Boden des Erdteils nicht ver-
laſſen, im weiteren Sinne als innere Wanderungen be-
zeichnen und ihnen die Auswanderung κατ’ ἐξοχήν, d. h.
die Ueberſiedelung nach fremden Erdteilen gegenüberſtellen.
Von allen dieſen mannigfach verſchiedenen Arten des
Wanderns iſt bisher nur die überſeeiſche Auswanderung
regelmäßig Gegenſtand der amtlichen Statiſtik geweſen, und
auch dieſe iſt von ihr, was keinem Kundigen fremd ſein
dürfte, bisher nur unvollkommen erfaßt worden. Ab und
zu hat man gelegentlich einmal die periodiſchen Arbeiter-
wanderungen und das Hauſierweſen zum Gegenſtande der
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Bücher, Karl: Die Entstehung der Volkswirtschaft. Sechs Vorträge. Tübingen, 1893, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buecher_volkswirtschaft_1893/285>, abgerufen am 15.05.2024.
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