Vermittler? Wie wurden sie honoriert? Aus welchen Quellen schöpften sie? Leider können wir nur auf einen Teil dieser Fragen Antwort geben.
Was zunächst die Quellen betrifft, aus welchen die Verfasser jener Korrespondenzen schöpften, so berufen sie sich selbst bisweilen auf die letzte Post oder auf den regel- mäßigen Botenverkehr (Ordinari). So heißt es in einer Kölner Korrespondenz vom 28. Februar 1591: "Die Brief von Holl- und Seeland, also auch aus dem welschen Quar- tier sind noch nicht erschienen." In einer solchen aus Rom vom 17. Februar 1590 wird mitgeteilt, daß der dortige Postmeister sich dem Papst gegenüber verpflichtet habe, wöchentlich eine Post von und nach Lyon laufen zu lassen und am Schlusse heißt es: "Dergestalt werden wir alle Wochen Aviso aus Frankreich haben."
Mehr ist aus der Sammlung selbst nicht zu ermitteln. Wenn wir aber gleichzeitig in einer Reihe von deutschen Städten bemerken, daß es vorzugsweise die städtischen Botenmeister und die kaiserlichen Postmeister sind, welche sich mit dem gewerbsmäßigen Verfassen und Versenden von neuen Zeitungen abgeben, so gewinnt die Vermutung große Wahrscheinlichkeit, daß die Nachrichtensammlung im engsten Anschluß an die damaligen Nachrichtentransportanstalten bewerkstelligt worden sei. Wahrscheinlich haben die Boten- und Postmeister die von ihnen gesammelten Nachrichten regelmäßig unter einander ausgetauscht, um dann ihre
Vermittler? Wie wurden ſie honoriert? Aus welchen Quellen ſchöpften ſie? Leider können wir nur auf einen Teil dieſer Fragen Antwort geben.
Was zunächſt die Quellen betrifft, aus welchen die Verfaſſer jener Korreſpondenzen ſchöpften, ſo berufen ſie ſich ſelbſt bisweilen auf die letzte Poſt oder auf den regel- mäßigen Botenverkehr (Ordinari). So heißt es in einer Kölner Korreſpondenz vom 28. Februar 1591: „Die Brief von Holl- und Seeland, alſo auch aus dem welſchen Quar- tier ſind noch nicht erſchienen.“ In einer ſolchen aus Rom vom 17. Februar 1590 wird mitgeteilt, daß der dortige Poſtmeiſter ſich dem Papſt gegenüber verpflichtet habe, wöchentlich eine Poſt von und nach Lyon laufen zu laſſen und am Schluſſe heißt es: „Dergeſtalt werden wir alle Wochen Aviſo aus Frankreich haben.“
Mehr iſt aus der Sammlung ſelbſt nicht zu ermitteln. Wenn wir aber gleichzeitig in einer Reihe von deutſchen Städten bemerken, daß es vorzugsweiſe die ſtädtiſchen Botenmeiſter und die kaiſerlichen Poſtmeiſter ſind, welche ſich mit dem gewerbsmäßigen Verfaſſen und Verſenden von neuen Zeitungen abgeben, ſo gewinnt die Vermutung große Wahrſcheinlichkeit, daß die Nachrichtenſammlung im engſten Anſchluß an die damaligen Nachrichtentransportanſtalten bewerkſtelligt worden ſei. Wahrſcheinlich haben die Boten- und Poſtmeiſter die von ihnen geſammelten Nachrichten regelmäßig unter einander ausgetauſcht, um dann ihre
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Vermittler? Wie wurden ſie honoriert? Aus welchen
Quellen ſchöpften ſie? Leider können wir nur auf einen
Teil dieſer Fragen Antwort geben.
Was zunächſt die Quellen betrifft, aus welchen die
Verfaſſer jener Korreſpondenzen ſchöpften, ſo berufen ſie
ſich ſelbſt bisweilen auf die letzte Poſt oder auf den regel-
mäßigen Botenverkehr (Ordinari). So heißt es in einer
Kölner Korreſpondenz vom 28. Februar 1591: „Die Brief
von Holl- und Seeland, alſo auch aus dem welſchen Quar-
tier ſind noch nicht erſchienen.“ In einer ſolchen aus Rom
vom 17. Februar 1590 wird mitgeteilt, daß der dortige
Poſtmeiſter ſich dem Papſt gegenüber verpflichtet habe,
wöchentlich eine Poſt von und nach Lyon laufen zu laſſen
und am Schluſſe heißt es: „Dergeſtalt werden wir alle
Wochen Aviſo aus Frankreich haben.“
Mehr iſt aus der Sammlung ſelbſt nicht zu ermitteln.
Wenn wir aber gleichzeitig in einer Reihe von deutſchen
Städten bemerken, daß es vorzugsweiſe die ſtädtiſchen
Botenmeiſter und die kaiſerlichen Poſtmeiſter ſind, welche
ſich mit dem gewerbsmäßigen Verfaſſen und Verſenden von
neuen Zeitungen abgeben, ſo gewinnt die Vermutung große
Wahrſcheinlichkeit, daß die Nachrichtenſammlung im engſten
Anſchluß an die damaligen Nachrichtentransportanſtalten
bewerkſtelligt worden ſei. Wahrſcheinlich haben die Boten-
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Bücher, Karl: Die Entstehung der Volkswirtschaft. Sechs Vorträge. Tübingen, 1893, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buecher_volkswirtschaft_1893/212>, abgerufen am 03.05.2024.
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