Teilung den vollen Gewerbebetrieb eines Schmiedes, der nach alter Art ebensowohl Hufeisen, Pflugscharen, Rad- reifen als auch Messer, Riegel und Nägel anfertigt. Aus diesem umfänglichen Produktionsgebiete wird eine Art von Produkten ausgeschieden und ihre Erzeugung von einem besonderen Arbeiter übernommen, eben dem Nagelschmied, während der Rest der Produkte auch fernerhin der Arbeit des Schmiedes verbleibt. Die Produkte, welche seither sämtlich in der einen Wirtschaft des Schmiedes erzeugt worden sind, werden künftig in zwei verschiedenen Wirt- schaften hergestellt. Aus einem Gewerbe sind zwei gewor- den, und jedes bildet für einen Menschen eine besondere Lebensaufgabe, einen Beruf.
Es ist klar, daß es sich in diesem Falle weder um die Zerschneidung eines größeren Produktionsprozesses in verschiedene Abschnitte handelt noch um die Zerlegung eines Produktionsabschnittes in seine einfachsten Arbeitselemente. Denn, wie Smith selbst hervorhebt, das Arbeitsverfahren ist beim Nagelschmied kein kürzeres und kein weniger um- ständliches als beim Schmied: jeder bewegt selbst den Blase- balg, schürt das Feuer, glüht das Eisen und schmiedet das Produkt aus. Nur das eine hat sich geändert, daß jeder dieses Verfahren auf eine geringere Zahl von Güterspezies anwendet. Die erzeugten Güter selbst aber passieren jedes für sich unter dem System der geteilten Arbeit nicht mehr Hände als vorher. Wir wollen diese dritte Art von Ar-
Teilung den vollen Gewerbebetrieb eines Schmiedes, der nach alter Art ebenſowohl Hufeiſen, Pflugſcharen, Rad- reifen als auch Meſſer, Riegel und Nägel anfertigt. Aus dieſem umfänglichen Produktionsgebiete wird eine Art von Produkten ausgeſchieden und ihre Erzeugung von einem beſonderen Arbeiter übernommen, eben dem Nagelſchmied, während der Reſt der Produkte auch fernerhin der Arbeit des Schmiedes verbleibt. Die Produkte, welche ſeither ſämtlich in der einen Wirtſchaft des Schmiedes erzeugt worden ſind, werden künftig in zwei verſchiedenen Wirt- ſchaften hergeſtellt. Aus einem Gewerbe ſind zwei gewor- den, und jedes bildet für einen Menſchen eine beſondere Lebensaufgabe, einen Beruf.
Es iſt klar, daß es ſich in dieſem Falle weder um die Zerſchneidung eines größeren Produktionsprozeſſes in verſchiedene Abſchnitte handelt noch um die Zerlegung eines Produktionsabſchnittes in ſeine einfachſten Arbeitselemente. Denn, wie Smith ſelbſt hervorhebt, das Arbeitsverfahren iſt beim Nagelſchmied kein kürzeres und kein weniger um- ſtändliches als beim Schmied: jeder bewegt ſelbſt den Blaſe- balg, ſchürt das Feuer, glüht das Eiſen und ſchmiedet das Produkt aus. Nur das eine hat ſich geändert, daß jeder dieſes Verfahren auf eine geringere Zahl von Güterſpezies anwendet. Die erzeugten Güter ſelbſt aber paſſieren jedes für ſich unter dem Syſtem der geteilten Arbeit nicht mehr Hände als vorher. Wir wollen dieſe dritte Art von Ar-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0150"n="128"/>
Teilung den vollen Gewerbebetrieb eines Schmiedes, der<lb/>
nach alter Art ebenſowohl Hufeiſen, Pflugſcharen, Rad-<lb/>
reifen als auch Meſſer, Riegel und Nägel anfertigt. Aus<lb/>
dieſem umfänglichen Produktionsgebiete wird eine Art von<lb/>
Produkten ausgeſchieden und ihre Erzeugung von einem<lb/>
beſonderen Arbeiter übernommen, eben dem Nagelſchmied,<lb/>
während der Reſt der Produkte auch fernerhin der Arbeit<lb/>
des Schmiedes verbleibt. Die Produkte, welche ſeither<lb/>ſämtlich in der einen Wirtſchaft des Schmiedes erzeugt<lb/>
worden ſind, werden künftig in zwei verſchiedenen Wirt-<lb/>ſchaften hergeſtellt. Aus einem Gewerbe ſind zwei gewor-<lb/>
den, und jedes bildet für einen Menſchen eine beſondere<lb/>
Lebensaufgabe, einen Beruf.</p><lb/><p>Es iſt klar, daß es ſich in dieſem Falle weder um<lb/>
die Zerſchneidung eines größeren Produktionsprozeſſes in<lb/>
verſchiedene Abſchnitte handelt noch um die Zerlegung eines<lb/>
Produktionsabſchnittes in ſeine einfachſten Arbeitselemente.<lb/>
Denn, wie Smith ſelbſt hervorhebt, das Arbeitsverfahren<lb/>
iſt beim Nagelſchmied kein kürzeres und kein weniger um-<lb/>ſtändliches als beim Schmied: jeder bewegt ſelbſt den Blaſe-<lb/>
balg, ſchürt das Feuer, glüht das Eiſen und ſchmiedet das<lb/>
Produkt aus. Nur das eine hat ſich geändert, daß jeder<lb/>
dieſes Verfahren auf eine geringere Zahl von Güterſpezies<lb/>
anwendet. Die erzeugten Güter ſelbſt aber paſſieren jedes<lb/>
für ſich unter dem Syſtem der geteilten Arbeit nicht mehr<lb/>
Hände als vorher. Wir wollen dieſe dritte Art von Ar-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[128/0150]
Teilung den vollen Gewerbebetrieb eines Schmiedes, der
nach alter Art ebenſowohl Hufeiſen, Pflugſcharen, Rad-
reifen als auch Meſſer, Riegel und Nägel anfertigt. Aus
dieſem umfänglichen Produktionsgebiete wird eine Art von
Produkten ausgeſchieden und ihre Erzeugung von einem
beſonderen Arbeiter übernommen, eben dem Nagelſchmied,
während der Reſt der Produkte auch fernerhin der Arbeit
des Schmiedes verbleibt. Die Produkte, welche ſeither
ſämtlich in der einen Wirtſchaft des Schmiedes erzeugt
worden ſind, werden künftig in zwei verſchiedenen Wirt-
ſchaften hergeſtellt. Aus einem Gewerbe ſind zwei gewor-
den, und jedes bildet für einen Menſchen eine beſondere
Lebensaufgabe, einen Beruf.
Es iſt klar, daß es ſich in dieſem Falle weder um
die Zerſchneidung eines größeren Produktionsprozeſſes in
verſchiedene Abſchnitte handelt noch um die Zerlegung eines
Produktionsabſchnittes in ſeine einfachſten Arbeitselemente.
Denn, wie Smith ſelbſt hervorhebt, das Arbeitsverfahren
iſt beim Nagelſchmied kein kürzeres und kein weniger um-
ſtändliches als beim Schmied: jeder bewegt ſelbſt den Blaſe-
balg, ſchürt das Feuer, glüht das Eiſen und ſchmiedet das
Produkt aus. Nur das eine hat ſich geändert, daß jeder
dieſes Verfahren auf eine geringere Zahl von Güterſpezies
anwendet. Die erzeugten Güter ſelbſt aber paſſieren jedes
für ſich unter dem Syſtem der geteilten Arbeit nicht mehr
Hände als vorher. Wir wollen dieſe dritte Art von Ar-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Bücher, Karl: Die Entstehung der Volkswirtschaft. Sechs Vorträge. Tübingen, 1893, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buecher_volkswirtschaft_1893/150>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.