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Bücher, Karl: Die Entstehung der Volkswirtschaft. Sechs Vorträge. Tübingen, 1893.

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Hausfleiß ist gewerbliche Produktion im Hause für
das Haus aus selbsterzeugten Rohstoffen. In seiner ur-
sprünglichen und reinsten Gestalt setzt er voraus, daß kein
Tausch besteht, sondern daß jede Einzelwirtschaft alle Be-
dürfnisse ihrer Angehörigen durch eigene Arbeit befriedigt.
Jedes Gut durchläuft alle Stadien der Produktion in der-
selben Wirtschaft, in welcher es konsumiert werden soll.
Die Produktion wird demgemäß immer nur nach Maßgabe
des eigenen Bedarfs unternommen. Es gibt noch keinen
Güterumlauf und kein Kapital. Das Haus hat nur Ge-
brauchsvermögen auf verschiedenen Stufen der Genußreife:
Korn, Mehl und Brot, Flachs, Garn, Gewebe und Kleider;
es hat auch Hülfsmittel der Produktion: die Handmühle,
die Axt, die Spindel, den Webstuhl, aber keine Güter,
durch welche es auf verkehrsmäßigem Wege andere Güter
gewinnen könnte. Alles verdankt es eigener Arbeit, und
kaum ist es möglich, die Verrichtungen des Haushalts von
denen der Produktion zu trennen.

In der Form des Hausfleißes ist das Gewerbe älter
als die Landwirtschaft. Ueberall, wo die Entdecker neuer
Länder auf primitive Völker stießen, fanden sie mancherlei
gewerbliche Kunstfertigkeit: die Anfertigung von Bogen und
Pfeil, das Flechten von Matten und Gefäßen aus Binsen,
Bast und zähen Wurzeln, eine urwüchsige Töpferei, das
Gerben der Felle, das Mahlen mehlhaltiger Körner auf
der Handmühle, das Schmelzen des Eisens in Erdgruben,
das Bauen von Häusern. Die Jägervölker Nordamerikas,

Hausfleiß iſt gewerbliche Produktion im Hauſe für
das Haus aus ſelbſterzeugten Rohſtoffen. In ſeiner ur-
ſprünglichen und reinſten Geſtalt ſetzt er voraus, daß kein
Tauſch beſteht, ſondern daß jede Einzelwirtſchaft alle Be-
dürfniſſe ihrer Angehörigen durch eigene Arbeit befriedigt.
Jedes Gut durchläuft alle Stadien der Produktion in der-
ſelben Wirtſchaft, in welcher es konſumiert werden ſoll.
Die Produktion wird demgemäß immer nur nach Maßgabe
des eigenen Bedarfs unternommen. Es gibt noch keinen
Güterumlauf und kein Kapital. Das Haus hat nur Ge-
brauchsvermögen auf verſchiedenen Stufen der Genußreife:
Korn, Mehl und Brot, Flachs, Garn, Gewebe und Kleider;
es hat auch Hülfsmittel der Produktion: die Handmühle,
die Axt, die Spindel, den Webſtuhl, aber keine Güter,
durch welche es auf verkehrsmäßigem Wege andere Güter
gewinnen könnte. Alles verdankt es eigener Arbeit, und
kaum iſt es möglich, die Verrichtungen des Haushalts von
denen der Produktion zu trennen.

In der Form des Hausfleißes iſt das Gewerbe älter
als die Landwirtſchaft. Ueberall, wo die Entdecker neuer
Länder auf primitive Völker ſtießen, fanden ſie mancherlei
gewerbliche Kunſtfertigkeit: die Anfertigung von Bogen und
Pfeil, das Flechten von Matten und Gefäßen aus Binſen,
Baſt und zähen Wurzeln, eine urwüchſige Töpferei, das
Gerben der Felle, das Mahlen mehlhaltiger Körner auf
der Handmühle, das Schmelzen des Eiſens in Erdgruben,
das Bauen von Häuſern. Die Jägervölker Nordamerikas,

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[89/0111] Hausfleiß iſt gewerbliche Produktion im Hauſe für das Haus aus ſelbſterzeugten Rohſtoffen. In ſeiner ur- ſprünglichen und reinſten Geſtalt ſetzt er voraus, daß kein Tauſch beſteht, ſondern daß jede Einzelwirtſchaft alle Be- dürfniſſe ihrer Angehörigen durch eigene Arbeit befriedigt. Jedes Gut durchläuft alle Stadien der Produktion in der- ſelben Wirtſchaft, in welcher es konſumiert werden ſoll. Die Produktion wird demgemäß immer nur nach Maßgabe des eigenen Bedarfs unternommen. Es gibt noch keinen Güterumlauf und kein Kapital. Das Haus hat nur Ge- brauchsvermögen auf verſchiedenen Stufen der Genußreife: Korn, Mehl und Brot, Flachs, Garn, Gewebe und Kleider; es hat auch Hülfsmittel der Produktion: die Handmühle, die Axt, die Spindel, den Webſtuhl, aber keine Güter, durch welche es auf verkehrsmäßigem Wege andere Güter gewinnen könnte. Alles verdankt es eigener Arbeit, und kaum iſt es möglich, die Verrichtungen des Haushalts von denen der Produktion zu trennen. In der Form des Hausfleißes iſt das Gewerbe älter als die Landwirtſchaft. Ueberall, wo die Entdecker neuer Länder auf primitive Völker ſtießen, fanden ſie mancherlei gewerbliche Kunſtfertigkeit: die Anfertigung von Bogen und Pfeil, das Flechten von Matten und Gefäßen aus Binſen, Baſt und zähen Wurzeln, eine urwüchſige Töpferei, das Gerben der Felle, das Mahlen mehlhaltiger Körner auf der Handmühle, das Schmelzen des Eiſens in Erdgruben, das Bauen von Häuſern. Die Jägervölker Nordamerikas,

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Zitationshilfe: Bücher, Karl: Die Entstehung der Volkswirtschaft. Sechs Vorträge. Tübingen, 1893, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buecher_volkswirtschaft_1893/111>, abgerufen am 24.11.2024.